Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Verstehst?«

      Barbara wechselte Blicke mit der Haushälterin des Pfarrers.

      »Wenn du die Stelle annimmst, dann bleibe i noch ein paar Tage und zeig dir alles. Die Kinder sind lieb. Mußt eben streng zu ihnen sein. Kinder, besonders die Buben, brauchen Ordnung. Des sind manchmal echte Schlawiner. Doch das wirst schon selber merken. Im Grunde sind sie alle sehr lieb. Die Gundi geht in den Kindergarten und die andern in die Schul’. Jetzt sind Ferien, da sind eben alle daheim. Die Buben wirst den ganzen Tag net viel sehen. Die spielen meistens unten am Bach. Die Gundi wird den ganzen Tag bald an deinem Rockzipfel hängen, so wie sie des jetzt bei mir tut. Die Hildelore ist ein stilles Kind. Sie wird dir keine Probleme machen. Sie is manchmal etwas altklug für ihr Alter. Des is kein Wunder. Des arme Kind mußt ja über Nacht erwachsen werden. Um die mußt dich besonders kümmern. Die Hildi ist viel zu ernst für ihr Alter«, erläuterte die Haushälterin mit mitleidiger Miene. Sie fügte dann hoffnungvoll hinzu: »Vielleicht kommst du mit der Hildelore besser aus als i. Net daß des Kind bös wäre, sie is nur auch mir gegenüber sehr verschlossen und spricht wenig. Vielleicht bin i zu alt. Du bist jünger und verstehst sie vielleicht besser. Wie is es? Traust dir die Aufgabe zu?«

      Barbara räusperte sich.

      »Ich würde es gern versuchen. So einen großen Haushalt habe ich noch nie gemacht, aber ich würde es gern versuchen. Mit den Kindern werde ich schon klarkommen. Ich werde mit ihnen spielen, und wir können Wanderungen machen.«

      Kilian hatte zugehört.

      »Wie lang kannst denn bleiben? I mein, wie lang willst Praktikum machen?«

      »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich habe noch gar keine weiteren Zukunftspläne. Ich wußte nur, daß ich raus aus der Stadt will und aufs Land. Ich könnte auch länger bleiben, wenn alles gutgeht. Ich habe in der Anzeige nur deshalb Praktikantin geschrieben, weil ich keine Erfahrung habe.«

      »Erfahrung, des is mir net wichtig! Wichtig is mir, daß du gut zu meinen Kindern bist und sie dich mögen tun. Also, wenn du willst, dann kannst bleiben. Was du an Lohn kriegst, das habe ich dir ja schon geschrieben. Mehr ist net drin. Aber du hast freie Kost und Logis. Du bekommst im Jahr zwei Kleider, ein Sommerkleid und ein Winterkleid. Des war seit jeher so Tradition auf dem Dössegger Hof. I weiß, daß das heut oft net mehr so is. Aber hier auf dem Dössegger Hof wird das immer so gemacht. Du kannst jeden Sonntag frei haben, wenn du magst, und jeden zweiten Samstag im Sommer. Im Winter kannst jeden Samstag freimachen. Im Sommer muß i am Samstag noch auf die Wiesen und Felder. Deshalb, verstehst?«

      »Ja, Bauer«, antwortete Barbara schnell.

      Kilian reichte Barbara die Hand über den Tisch. Sie ergriff sie.

      »So, des is alles. Damit gehörst du jetzt auf den Dössegger Hof. So einen Papierkram, wie die das in der Stadt machen, kennen wir hier net. Is alles besprochen, damit is es gut. Die Haushälterin des Pfarrers hat’s auch gehört.«

      Er stand auf.

      »I bring dir jetzt deine Koffer rauf. Kriegst oben unterm Dach ein Zimmer. Morgen früh kannst gleich anfangen. I steh so kurz nach fünf auf, weil i in den Stall muß. Frühstücken tun wir alle zusammen um sieben Uhr.«

      Er ging hinaus und trug Barbara den Koffer hinauf.

      »Hast hier wohl alles drin? Was is mit deiner Wohnung oder deinem Zimmer in der Stadt?«

      Diese Frage hatte Barbara nicht erwartet.

      »Ich habe ein Zimmer bei einer Freundin gehabt. Die kann das weiter vermieten. Das ist alles in Ordnung«, log Barbara Glarner.

      Sie schaute dabei unter sich. Sie schämte sich plötzlich der vielen Lügen und des Betruges, den sie beging. Der Bauer und die Menschen waren so ehrlich und freundlich, daß sie einfach überwältigt war.

      Es war ganz still im Haus. Barbara hatte ihre Sachen ausgepackt. Sie stand am offenen Dachfenster und schaute hinaus. Der Mond stand wie ein großer silberleuchtender Lampion über den Bergen und tauchte das Tal in sein kühles, aber weiches Licht. Ein leichter, frischer Nachtwind wehte von den Bergen herunter, deren Gipfel Barbara in der Dunkelheit nur ahnen konnte. Nur die Schneefelder schimmerten blaß im Mondlicht.

      Barbara seufzte. Sie ließ die Ereignisse der letzten beiden Wochen noch einmal an sich vorbeiziehen. Alles hatte sich so gut angehört. Sie war so voller Begeisterung und Elan gewesen. Die neue Aufgabe hatte sie als einmaliges Sprungbrett in eine glänzende Karriere gesehen. Doch alle diese Gefühle waren fort. Barbara fühlte sich schlecht. Am liebsten wäre sie mitten in der Nacht davongelaufen. Zu was habe ich mich da hergegeben? Zu welchem Betrug und zu welcher gemeinen Intrige habe ich mich verkauft? Sie schämte sich vor sich selbst. Noch niemals hatte sie solche Schuldgefühle, solche Skrupel gehabt. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Was brachte mich so aus der Bahn? Warum bin ich mir so unsicher, was den Auftrag betrifft? So fragte sie sich immer wieder.

      Barbara fand keine Antwort darauf. So legte sie sich hin und schlief bald tief und fest ein.

      *

      Ein unbekanntes Geräusch erreichte sie in der Tiefe des Traumes. Gleich darauf fühlte sie etwas an ihrer Schulter. Sie schlug die Augen auf. Es dauerte einige Sekunden, bis sie das zuordnen konnte, was sie sah. Vor dem Bett stand ein kleines Mädchen, das einen alten Teddybär mit einem Arm fest an sich drückte. Mit zwei strahlend blauen Augen schaute sie Barbara an. Ihr kurzes Haar fiel ihr lockig in die Stirn. Das Kind trug ein sommerliches Baumwollkleid und war barfuß.

      »Bist du die Barbara?« fragte die Kleine ohne Scheu.

      »Ja, die bin ich. Und du bist die Gundula.«

      »Gundi!« wurde Barbara sofort verbessert.

      Barbara schaute auf die Uhr.

      Oh, Gott! Sie hatte total verschlafen. Es war schon kurz nach neun Uhr. Barbara stieß einen Schrei aus. Sie sprang aus dem Bett, packte Gundi und stellte sie vor die Tür.

      »Sag deinem Papa, daß ich gleich komme. Kannst du das?«

      Gundula nickte und rannte davon. Ihre laute Kinderstimme schallte durch das Haus.

      »I hab’ sie aufgeweckt. Die Barbara is jetzt wach!«

      Barbara machte sich schnell fertig und ging hinunter.

      In der großen Wohnküche warteten der Bauer und seine Kinder.

      »Das ist kein guter Anfang, gleich am ersten Tag zu verschlafen. Es tut mir leid, Bauer.«

      »Des ist net schlimm. Des ist die gute Luft hier in Waldkogel. Wenn man net dran gewöhnt is, dann macht die einen ganz schön fertig. Wirst dich schon dran gewöhnen.«

      Die Kinder standen um ihn herum und schauten Barbara erwartungsvoll an. Der Dössegger stellte seine Kinder der Reihe nach vor. Jedes gab Barbara die Hand. Die Buben machten einen Diener und die Mädchen einen Knicks. Sie versprachen alle, schön brav zu sein und keine Schwierigkeiten zu machen. Dann ließ der Bauer Barbara mit den Kindern allein und ging hinaus in den Stall.

      Unsicher schaute sich Barbara um.

      »Wo ist die Frau, die gestern abend noch hier war?«

      »Du meinst die Haushälterin von unserem Pfarrer. Mei, die is schon früh wieder zurück ins Pfarrhaus«, antwortete Andi. »Mei, sind

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