Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Muttersau hat geworfen. Die Ferkel sind früher kommen, als wir denkt haben. Da kann i nix dran machen. Da mußt i auf dem Hof bleiben. Sonst wär keiner da gewesen. Du weißt, daß die Eltern mit unseren Kühen alle auf der Alm sind. Is nur die ›Störrische‹ im Stall, die sich net mit den anderen verträgt.«

      »Papa sagte auch, daß du sie endlich schlachten sollst. Was gibst du dich mit der ab? Ihr Fleisch wird zu Rindswürsten verarbeitet. Fertig!«

      »Nix da! Die Kuh is zwar a bisserl eigen, gibt aber Milch wie keine andere. Ihre Kälber sind was ganz Besonderes gewesen. Es wär eine Schand, die zu Wurst zu machen.«

      Jeanette sah, daß Victor ärgerlich war und säuselte.

      »Ich wollte dich nicht ärgern. Ich kann es nur nicht mehr mit ansehen, wie du dich quälst mit dem Hof. Tag und Nacht bereit, kaum Freizeit! Der ganze Tagesablauf wird durch das Vieh bestimmt. Genug einbringen tut’s auch nicht.«

      »Arm sind wir net. Der Hof hat die Familie immer ernährt.«

      »Das weiß ich ja, lieber Victor. Aber du könntest mehr verdienen. Schau, ich habe es dir doch schon so oft gesagt. Komm doch zu Papa ins Werk.«

      »I kann keine Arbeit machen, die i net versteh. I will net nur geduldet werden, weil ich mit der einzigen Tochter des Wurstfabrikanten zusammen bin.«

      Victor schaute Jeanette in die Augen.

      »Versteh mich doch! I kann mich net jeden Tag in so ein Büro hocken. Des geht net! I brauch die Natur, des Leben hier auf dem Hof. Ich bin verbunden mit den Bergen hier. In der Stadt würd mir was fehlen. Was denkst, wie oft ich am Tag darauf schau zu den Gipfeln? Damit bin i aufgewachsen und i kann mir nix anderes vorstellen.«

      Jeanette unternahm einen weiteren Versuch.

      »Ich verstehe dich ja! Doch was soll aus uns werden? Wir haben es doch schon so oft besprochen. Ich will und kann nicht als Bäuerin auf dem Hof leben. Hast du mit deinen Eltern schon gesprochen? Sie könnten die Landwirtschaft doch aufgeben. Dein Vater könnte bei meinem Vater arbeiten. Bis zur Rente hat er ja nicht mehr so lange. Der Hof ist doch nicht so rentabel, das sagt auch mein Papa.«

      Victor hatte sich die Hände gewaschen und war aus dem Overall geschlüpft, den er über der Kleidung trug, wenn er in den Stall ging. Er setzte sich zu Jeanette an den Tisch. Sie beugte sich zu ihm und sie küßten sich.

      »Du hast mir aber schon leidenschaftlichere Küsse gegeben, Victor!«

      »Jeanette, ich bin müde. Ich war heute nacht nicht im Bett.«

      »Ein bißchen müde bin ich auch. Die Party gestern war toll. Wir feierten, bis es hell wurde. Schade, daß du nicht gekommen bist. Meine Freunde haben alle nach dir gefragt. Sie dachten schon, wir wären auseinander.«

      »So! Laß sie reden!«

      Jeanette griff nach Victors Hand.

      »Ich habe ihnen natürlich gesagt, daß sie sich da keinen Hoffnungen hingeben sollen. Ich bin nicht zu haben. Es gibt da einige, die würden alles tun, um mich kriegen zu können.«

      »Wollen sie dich oder nur durch dich in die Firma von deinen Vater?« fragte er spöttisch.

      »Ist das so wichtig?«

      »Ja! Schau, Jeanette! I kann mit Stolz sagen, daß mir das ganze Geld, das dein Vater mit der Wurst verdient, egal is. Kaufen laß i mich net. Mir gefällt des net, wie du in mein Leben eingreifst. Wenn mein Vater mal auf dem Herrgottsacker liegt, dann bin i der Reichlerbauer hier auf dem Hof. Das is auch was. Jeanette, wir haben uns doch so gut verstanden, warum willst alles kaputtmachen?«

      »Ich will nichts zerstören, Victor. Ich sehe das nur alles ganz realistisch. Du arbeitest so viel, da könntest du viel mehr verdienen. Der Hof ist, so wie er ist, einfach nicht rentabel genug. Mein Papa hat das genau durchgerechnet.«

      »Will dein Papa mich heiraten oder du?«

      Victors Augen funkelten. Er war zornig.

      »Du scheinst wirklich übermüdet zu sein, Victor. Mit dir ist heute ja nicht zu reden. Dabei meine ich es nur gut und Papa auch. Wir könnten so ein schönes Leben haben!«

      »Ich habe ein schönes Leben.«

      Victor holte tief Luft. Er mußte sich innerlich sehr überwinden, um Jeanette das zu sagen.

      »Also, i hab’ schon Hochachtung vor dem, was dein Vater, oder wie du immer sagst, dein Papa leistet. Aber wenn die Leut in der Stadt mal weniger Würstchen kaufen, was is dann? Laß mal nur eine Wirtschaftskrise kommen. Ihr produziert nur in der Wurstfabrik. Wenn nix verkauft wird, dann habt ihr nix, gar nix. So ein Hof ernährt immer seine Menschen. Verhungert ist auf dem Reichler Hof noch niemand. Ohne einen einzigen Euro zu haben, kann man gut leben. Wir haben Milch, daraus können wir Butter, Sahne und Käse gewinnen. Wir haben die Schweine, Kühe, Hühner, Hasen und Gänse. Mei Mutter hat ihren großen Gemüsegarten und wir haben Obstbäume und Sträucher. Wir haben Wiesen und Felder und sogar noch ein großes Stück Wald. Da gibt’s Brennholz genug. Des is Reichtum, Yvonne! Habt ihr auch so was? Kann dein Papa da mithalten?«

      »Was soll das? Willst du mich ärgern? Scheinst ja wirklich schlechte Laune zu haben.«

      »I hab’ keine schlechte Laune. I will dir nur deutlich machen, daß wir vom Reichler Hof uns net hinter euch verstecken müssen. Des will i dir sagen und des kannst deinem Papa auch sagen. Wir sind ökonomisch unabhängig.«

      »Mag sein! Doch ihr habt keinen Gewinnwachstum!«

      »Halt mir jetzt net wieder einen Vortrag. I kenn deine auswendig gelernte Sprüch schon. Die tust jedesmal aufsagen, wie ein Gebet in der Kirch. Doch i will dir antworten. Der Vater und i haben uns bemüht, des Ökosiegel zu bekommen. Des is auf dem besten Weg. Soviel zu Wachstum und Zukunft.«

      Jeanette erschrak.

      »Davon hast du mir ja gar nichts erzählt!«

      »I rede net über ungelegte Eier, es müßt eigentlich wissen. Immerhin kennst mich ja schon lange genug.«

      »Heißt das, daß du auf jeden Fall hier weitermachst?«

      »Ja! Des schwör i dir, bei allem, was mir heilig is. Den Reichler Hof hat’s immer schon gegeben und den wird es auch weiterhin geben.«

      Jeanette schaute ihn mit einem gekonnten Augenaufschlag an.

      »Aber was wird dann aus uns?«

      Victor schwieg. Er stand auf und griff nach seinem Overall.

      »Jeanette! I hab’ jetzt keine Zeit mehr für Diskussionen. Es ist spät. I muß in den Stall, die Kuh melken. Die spürt genau, wenn’s Zeit is zum Melken. Die is halt empfindlich. I muß sie von Hand melken, das hab’ ich dir schon gesagt. Wenn du willst, kannst mitkommen. Da in der Kammer hängt eine Schürze von meiner Mutter und ein Paar Gummistiefel von ihr stehen da auch noch.«

      Victor drehte sich um und ging hinaus. Hinter sich hörte er, wie Jeanette auf den hohen Absätzen ihrer weißen Sandaletten über den Steinfußboden trippelte.

      »Ich habe keine Zeit, Victor. Wir haben doch noch die Verabredung, du erinnerst dich? Eigentlich wollte ich dich abholen.«

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