Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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gemolken werden, dann im Hühnerstall nach Eiern geschaut und noch mehr.« Er seufzte. »Ich zähle dir net alles auf. Dich interessiert das ja alles net.«

      »So kannst du das auch nicht sagen, Victor. Ich habe nur keinen Bezug dazu. Ich werde dann fahren. Wenn du fertig bist, kannst ja kommen. Nimm aber bitte extra viel Rasierwasser und von dem neuen Herrenparfüm, das ich dir geschenkt habe. Gib davon auch etwas auf deinen Anzug.«

      Victor schaute sie nur an. Da ist jedes Wort zu viel, dachte er. So nickte er nur. Er verabschiedete sich nicht von Jeanette. Er schaute ihr nicht nach, wie sie rückwärts in ihrem roten offenen Sportwagen einer englischen Nobelmarke langsam vom Hof fuhr. Er hörte nur das Motorengeräusch auf dem Weg zum Stall.

      Das war es dann, dachte er. Mechanisch zog er sich den Overall über, griff nach dem Melkschemel und dem Eimer. Er band der Kuh den Schwanz hoch und setzte sich, um sie zu melken. Er spürte schon, daß er sie zu lange hat warten lassen. Sie war nervös und drehte sich hin und her. Endlich bekam er ihre Zitzen zu fassen.

      Im nächsten Augenblick war es geschehen. Die Kuh trat aus und traf ihn mit voller Wucht am Knöchel. Victor schrie auf. Er ließ den Eimer fallen und fiel selbst nach hinten ins Stroh. Unfähig aufzustehen, wälzte er sich zur Seite. Er hatte Angst, die Kuh könnte noch einmal austreten.

      Mit Mühe schaffte er es, zuerst auf Knien, dann auf einem Bein, sich an der Wand festhaltend, aus dem Stall zu bewegen. Draußen stützte er sich auf zwei Kehrbesen, die zum Glück in der Nähe der Stalltür gestanden hatten. Er drehte sie um, klemmte die Bürstenseite so unter die Achseln, daß er sie wie zwei Krücken benutzen konnte. So schleppte er sich bis über den Hof.

      Ein Bauer fuhr mit seinem Traktor auf der Straße vorbei. Er hielt an und half Victor. Er rief Doktor Martin Engler an, der auch ein Freund Victors war. Er kam sofort. Gemeinsam mit dem Bauern schafften sie es Victor in die Praxis zu transportieren. Der Doktor verfügte über ein Röntgengerät.

      »Hast mehr Glück gehabt als Verstand, Victor! Gebrochen ist nichts.« Doktor Martin Engler stand vor der Bildwand und betrachtete die Röntgenbilder. »Aber die nächsten Wochen wirst mit einem schönen Bluterguß zu kämpfen haben. Jetzt ist der Fuß nur dick und rot, der wird blauschwarz werden, dann grün und gelb. Das wird dauern, bis du wieder laufen kannst!«

      Martin machte ihm einen Salbenverband, gab ihm auch Salbe und zwei Krücken mit und fuhr ihn heim auf den Hof. Der Bauer hatte die Kuh gemolken und auch sonst war alles gemacht. Es war ein ungeschriebenes Gesetz in Waldkogel, daß man sich gegenseitig half.

      Noch am Abend kam sein Vater von der Alm herunter.

      »Bub, wie konnte das passieren?« fragte der Bauer kopfschüttelnd. »Bist mit deinen Gedanken net bei der Arbeit gewesen, wie?«

      Vater und Sohn saßen auf der Bank vor dem Bauernhaus. Der Abend neigte sich.

      »Naa, Vater, des bin i gewiß net. Es war Leichtsinn. I kenn doch die Marotten des Rindviehs. Aber i war abgelenkt. Die Jeanette war da gewesen. Vater, i glaub, des wird nix mit der

      Jeanette und mir. I mag das Madl schon. Aber i bin immer mehr der Meinung, daß wir net zusammenpassen. Die versteht des net mit dem Hof. Da laß i besser die Finger davon.«

      Victor schaute seinen Vater traurig an. Dieser legte ihm nur tröstend die Hand auf die Schulter. Victor war ihm dankbar, daß er nichts sagte, wie: ›Schau, ich habe es dir gleich gesagt. Das Madl ist nichts für dich.‹ Statt dessen fragte sein Vater:

      »Dann habt ihr euch getrennt?«

      »I hab’ mich rumgedreht und bin ohne ein Abschied in den Stall, und sie ist ohne ein Abschied vom Hof gefahren.«

      Der Reichlerbauer nickte und bot seinem Sohn einen Schnaps an, aus seinem Flachmann. Sie waren sich einig.

      *

      Karin fuhr mit ihrem kleinen alten Auto in die Einfahrt des schmucken Zweifamilienhauses. Schnell lud sie die vielen Tüten und Taschen aus dem Kofferraum und stellte sie vor der Haustür ab. Dann fuhr sie den Wagen in die Garage und ließ das Schwenktor herab. Jedesmal ärgerte sie sich über dieses unnötige Tun. Es genügte doch, wenn sie ihr altes Auto nachts in die Garage stellte. Wäre es nach ihr gegangen, dann hätte sie die Garage in der Nachbarschaft nicht angemietet. Die vierzig Euro, die sie jeden Monat von ihrem mageren Gehalt zahlen mußte, taten ihr weh. Doch gegen Pierre Kessler kam sie nicht an. Ständig lag er ihr in den Ohren, daß sie unmöglich mit so einem Vehikel fahren könne. Sicherlich, das Auto hatte einige Roststellen. Karin bemühte sich, es zu pflegen, aber man sah ihm das Alter an. Irgendwann wird der TÜV uns scheiden, dachte sie oft. Bis dorthin war sie aber gewillt, an ihrem alten Auto festzuhalten. Für ein neues Auto hatte sie kein Geld. Das war wirklich nicht drin. So hatte sich Karin mit Pierre geeinigt, daß sie das Auto nicht mehr vor dem Haus parken würde. Der gute Pierre war um sein Image besorgt.

      Die Haustür wurde geöffnet. Frau Bleist, die Vermieterin, eine nette Witwe, stand in der Tür. Als sie die vielen Taschen sah, sagte sie:

      »Komm, laß dir helfen, Mädchen! Hast ja mal wieder einen Großeinkauf gemacht.«

      »Pierre will eben, daß von allem immer Vorrat da ist. Da ist er etwas eigen.«

      »Dein Pierre ist nicht nur in dieser Beziehung etwas eigen. Wenn er Vorräte wie in einem Viersternehotel daheim haben will, dann soll er doch selbst einkaufen gehen. Wie du dich immer abschleppst, das ist ja kaum mit anzusehen. Und den Luxuskrempel bezahlst du bestimmt auch noch allein.«

      »Pierre hat eben wenig Zeit. Er arbeitet immer lange. Er will Karriere machen, da muß er Leistungsbereitschaft zeigen. Wenn er Schluß macht, sind die Läden schon zu. Ich kann mir das Einkaufen besser einteilen, bei meinem Schichtdienst im Krankenhaus.«

      Die beiden Frauen stiegen mit den Tüten in beiden Händen die Treppe hinauf in die zweite Etage. Karin schloß auf und bat ihre Vermieterin zu einer Tasse Kaffee hinein. Die junge Frau hatte in der älteren Dame eine warmherzige Freundin gefunden, die so etwas wie Mutterstelle vertrat.

      »Es geht mich ja nichts an, Karin. Doch ich kann kaum noch mit zusehen. Dein Pierre nimmt dich nur aus. Es ist wirklich eine Schande!«

      Das Telefon läutete. Pierre war am anderen Ende der Leitung. Karin lauschte.

      »Ja, Pierre! Werde ich machen! Ich bringe dir den Koffer zum Flughafen. Wir treffen uns dann am Schalter der Fluggesellschaft. Bis dann!«

      »Was will er denn jetzt schon wieder, dein Karrieremann?«

      Karin überhörte den etwas spöttischen Unterton in ihrer Stimme.

      »Er muß nach London, geschäftlich! Er bat mich, ihm seine Koffer zu packen und zum Flughafen zu bringen.«

      »Sonst noch was? Was machst du nicht alles für ihn?«

      »Aber so ist es doch oder? Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, sagt man.«

      Frau Bleist verzog das Gesicht.

      »Du bist aber nicht seine Frau! Wie lange wohnt ihr jetzt hier? Damals hat er doch schon gesagt, daß ihr heiraten wolltet. Ich sage es ungern. Früher nannte man so etwas ein Bratkartoffelverhältnis.« Sie seufzte. »Ach Mädchen! Wo soll da noch enden? Ich kann ja verstehen, daß du ihm verfallen bist. Er ist wirklich ein Adonis von Mann, groß, sehr gut aussehend mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen. Aber sein Charakter ist unschön, ganz häßlich. Er beutet dich aus.

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