Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Verlegen fuhr sich Antonius durch sein lockiges Haar.
»Mei, das war heute morgen. Ich habe angerufen, weil ich wissen wollte, ob du dein Notizbuch bekommen hast.«
»Habe ich! Vielen Dank!«
»Ach, das war eine Kleinigkeit. Habe es gern getan. Ich wollte natürlich wissen, ob du es auch wirklich gekriegt hast. Und da haben die Susanne, also die Sue, und ich am Telefon lange miteinander geredet.«
Dorothea wurde rot. Schnell bückte sie sich und griff nach ihrer Reisetasche.
»Ja, und die Sue, also die Susanne, meinte, daß du noch nie die Berge gesehen hättest. Also, die Berge gesehen, in Wirklichkeit, nicht nur vom Flugzeug aus. Deine Freundin ist ganz vernarrt in die Berge. Sie wollte halt, daß du die Berge auch mal kennenlernen tust. Den Gefallen wollte ich dann deiner Freundin tun. Dann haben wir es eben so gemacht, wie wir es gemacht haben.«
Für einen kurzen Moment schaute er auf den Boden. Dann sagte er leise:
»Ja, und ich hab auch nichts dagegen gehabt, dich wiederzusehen. Freue mich ordentlich, daß du da bist. Wenn du willst, zeige ich dir morgen die Berge. Eine leichte Bergwanderung, denke ich, wäre das Richtige. Willst?«
»Mal sehen! Ich weiß nicht. Ich denke eher nicht. Mache dir also bitte keine große Hoffnungen. Berge sind nicht mein Ding. Ich bin nur hier, weil ich meiner Freundin den Spaß nicht verderben wollte. Ich mag die Berge nicht und daran wird sich auch nichts ändern, denke ich.«
Dorothea nahm ihre Tasche und stellte sie auf das Bett. Sie begann mit dem Auspacken. Sie hoffte, daß Antonius das Signal verstehen würde. Er sollte gehen. Das Gespräch war zu Ende.
»Ja, was ist jetzt? Kommst du nun mit zum Essen oder nicht? Willst erst noch auspacken?«
Dorothea drehte sich um. Da stand er lässig im Türrahmen, die Hände in den Taschen.
»Kannst schon gehen! Ich komme gleich nach, Antonius.«
Zum ersten Mal hatte sie ihn mit Namen angesprochen.
»Gut! Aber keiner sagt Antonius zu mir hier bei uns. Hier bin der Toni oder einfach der Baumberger.«
Dorothea nickte.
»Und du, wie ist das bei dir? Die Susanne, da sagst du Sue. Wie ruft man dich?«
»Dorothea! Immer nur Dorothea.«
»Mm! Bei uns ist das ein bisserl anders mit den Namen. Wenn’s ein langer Name ist, dann wird der abgekürzt. Dorothea, da kann man Dorle nehmen oder Thea oder auch Dora. Na ja, das kommt auch noch, wirst schon sehen.«
Dorothea wußte nicht, was sie sagen sollte. Er nahm sie ganz gefangen. Die Selbstverständlichkeit, wie er mit ihr sprach, war für sie etwas ganz Neues. Die Schlichtheit, diese Ehrlichkeit ohne Taktik, verblüffte sie. Noch niemals war ein Mann ihr gegenüber so aufgetreten.
»Dann geh jetzt, Toni! Ich komme gleich.«
Langsam schloß Dorothea die Tür und schob sofort wieder den Riegel vor. Sie hielt ihr Ohr ans Türblatt und lauschte. Antonius stand noch einige Augenblicke vor der Tür, dann ging er hinunter.
Dorothea sank auf das Bett. In ihrem Kopf drehte sich alles.
Was hatte Sue ihm erzählt? Wie konnte sie nur auf so ein Komplott hereinfallen? Aber nun war es zu spät, um sich auf und davon zu machen. Bis morgen mußte sie schon durchhalten. Dann konnte sie vielleicht einen Bus finden, der sie in die nächste Stadt bringen würde. Von dort käme sie sicherlich wieder in die Zivilisation zurück, dachte Dorothea. Doch gleichzeitig war sie froh, daß sie hier war. Sie kühlte ihr Gesicht mit Wasser und zog sich um. Die Schuhe im Schrank paßten. Das war gut. Dorothea betrachtete sich im Spiegel. In den dunkelblauen Hosen und dem hellblauen Pullover sah sie gut aus. Ihren Seemannspullover band sie um die Schultern.
Sie setzte sich noch einmal für einen kurzen Augenblick auf das Bett und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich sagte sie sich, daß sie Urlaub hatte. Sie würde auch bleiben können, ein paar Tage mit Antonius verbringen. Ja, vielleicht könnte er ihr sogar die Berge zeigen. Dann würde sie wieder abreisen, in der Gewißheit, daß ihre beiden Leben zu unterschiedlich sind. Das würde dann bestimmt auch Sue einsehen. Im Grunde war sie ihrer Freundin nicht mehr ganz so gram, daß diese die Begegnung mit Antonius eingefädelt hatte. Trotzdem wollte sie ein ernstes Wort mit ihr reden.
*
Dann ging Dorothea hinunter. Wie Antonius gesagt hatte, waren keine Gäste mehr da. Xaver schloß gerade die Tür ab. Den Schlüssel ließ er innen stecken. Nur über einem Tisch brannte noch Licht.
»Toni, ich gehe dann rauf. Du kümmerst dich um das Madl, nicht wahr?«
»Ja, Vater! Das tue ich! Gute Nacht.«
Verlegen stand Dorothea am Fuße der Treppe.
»Gute Nacht, Herr Baumberger, Ihnen und auch Ihrer Frau!«
Der Wirt lachte.
»Gute Nacht, Madl. Und das mit dem ›Herr Baumberger‹, das kannst dir sparen. Ich bin der Xaver oder einfach der Baumberger. Aber das wirst du schon noch lernen, wie das hier so in den Bergen ist.«
Er ging an ihr vorbei die Treppe hinauf. Antonius kam aus der Küche, deren Tür hinter dem Tresen war. Er stellte eine große Eisenpfanne auf dem Tresen ab und holte dann noch eine Schüssel mit Salat.
»Komm, setz dich hin, Dorothea!«
Er trug die Pfanne zum Tisch und stellte den Salat daneben. Er brachte ihr ein Glas Bier. Sein Bier stand schon auf dem Tisch. In der anderen Hand trug er zwei Gabeln und eine Serviette.
»Dann wünsche ich dir guten Appetit!«
»Danke! Sieht ja lecker aus. Was ist das?«
»Nennt sich Bergpfanne! Ist ein altes Rezept von der Urgroßmutter. Da ist so alles drin, was groß und stark macht, Kartoffeln, verschiedene kleingewürfelte Wurstsorten, Schinken, Speck, Zwiebeln, und echte Bergkräuter. Dazu gibt es frischen Salat, hier sagt man Grünzeug dazu. Das ist besonderes Grünzeug. Das Kraut stammt nicht aus dem Supermarkt, das ist aus unserem Garten. Und die Kräuter auch.«
»Da hat deine Mutter aber viel Arbeit, wenn sie das alles anpflanzt, bei den vielen Essen, die hier so verzehrt werden.«
Antonius lachte.
»Darfst nicht glauben, daß alle Gäste solche Delikatessen vorgesetzt kriegen. Nein, nein!« Er schmunzelte. »Grünzeug aus Mutters Garten, das bekommen nur besondere, äh, ich meine ganz spezielle Gäste, sozusagen. Verstehst?«
Dorothea errötete.
»Daraus soll ich schließen, daß ich zu dieser besonderen oder speziellen Sorte vonGästen gehöre?«
»Genau! So ist es! Aber jetzt mußt du auch essen. Auch ich habe Hunger. Ich habe gewartet, weil ich mit dir essen wollte. Greif jetzt zu.«
Er blickte in ihre erstaunten Augen.
»Ah,