Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan
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Markus Lane wurde noch um einen Schein bleicher. Die Vorstellung, vielleicht mit ansehen zu müssen, wie die Indianer die Kutsche verfolgten, in der Hester saß, war ihm so unerträglich, daß er zu zittern begann.
»Ruhig Blut, Captain, Sir«, flüsterte Namarra dem Offizier zu. »Ich kann mir denken, wie Ihnen zumute ist, was Sie empfinden. Aber unsere Leute dürfen nicht merken, daß Ihnen das an den Nerv geht. Sie führen diese Patrouille. Vergessen Sie das keinen Augenblick. Geben Sie einen Befehl, sagen Sie ein Wort, aber reißen Sie sich zusammen, Captain.«
Lane schluckte. Heftig stieß er den Atem aus. Seine Stimme klang rauh und unnatürlich, als er sagte:
»Also, Männer, befolgen wir Namarras Rat. Wir werden es schon überleben.«
Vorsichtig, angeführt von ihrem Kundschafter, ritten die Soldaten im Schritt bis zum Cottonwood-Wald. Dort saßen sie ab, gönnten sich und den Tieren eine kurze Rast.
Captain Lane trieb bald zum Aufbruch. Wieder setzte sich der Scout an die Spitze des kleinen Trupps. Sergeant Namarra sicherte am Schluß, bis der Scout eine Hand hob. Die Männer gingen in Deckung. Der Sergeant nahm seinen Platz wieder neben dem Captain ein, denn der erfahrene Kämpfer spürte die Nervosität, die Unsicherheit des jungen Offiziers.
Im Gänsemarsch, die Pferde am Zügel führend, bewegten sich die Soldaten auf den Eingang des Canyons zu. Für die Patrouille aus Fort Bliss bedeutete es ein großes Glück, daß die Mimbrenjos ihre ganze Aufmerksamkeit auf die entgegengesetzte Richtung konzentrierten.
Doch auch an der rechten Seite hatten sie bestimmt Wachen postiert, davon war Namarra überzeugt. Dem Kundschafter brauchte er jedoch keine Vorsicht einzuschärfen. Ned Palmer war so schlau, so wieselflink und so gerissen wie ein Vollblutapache. Er stand einem Indianer in nichts nach und war ein von allen Apachenstämmen gefürchteter Scout.
Sekunden dehnten sich zu Minuten. Aus denen wurde eine halbe Stunde. Die ungeheure Spannung zerrte an den Nerven der wartenden Männer.
Nach einer endlos scheinenden Zeit vernahmen die angestrengt lauschenden Soldaten fernes Räderrollen.
Die Kutsche!
Captain Lane wollte sich auf sein Pferd schwingen und lospreschen.
Im letzten Augenblick gelang es Sergeant Namarra, den Offizier in seinem Eifer zu stoppen.
»Ich muß zu Hester«, krächzte Lane mit versagender Stimme. »Und wenn ich allein reite.«
»Sie Narr!« zischelte der Haudegen Namarra. »Was würde es Ihrer Braut nützen, wenn wir alle getötet werden? Die Mimbrenjos stoppen die Concord, greifen die Begleitmannschaft an, krümmen dem Mädchen aber kein Haar. Wir müssen in dem Moment losschlagen, wo die Rothäute ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Kutsche richten. Wir müssen die böse Überraschung für sie sein, wenn wir das Mädchen und möglichst auch die Männer retten wollen.«
Captain Lane preßte die Lippen zusammen. Die Zurechtweisung durch seinen Untergebenen war berechtigt, das sah er ein.
Als der schrille, markerschütternde Kriegsschrei der Apachen die lastende Stille durchbrach, gab Namarra das Zeichen.
Die Soldaten saßen auf, entsicherten die Gewehre. Dann brachen sie aus der Deckung hervor, bogen in den Canyon ein.
Eine halbe Meile vor ihnen ritten die Apachen der schweren Concord entgegen.
*
»Sie kommen, sie kommen!« Eine Frau schrie die Worte voller Freude und lief auf die Heimkehrenden zu.
Der Ruf setzte sich fort, erreichte die letzte Hütte in der Apacheria. Frauen und Kinder kamen herbei, Greise trippelten zum Dorfeingang.
Die vom Beutezug zurückkehrenden Krieger wurden von den Daheimgebliebenen mit Jubel begrüßt.
»Cochise! Cochise! Sein Name ist gerufen!«
So begannen einige Squaws zu singen, bildeten einen Kreis und tanzten. »Cochise, Cochise! Er reitet allen voran. Sein Name ist gerufen!«
Der Gesang wurde lauter, schwoll an und erfüllte das Felsenrund der Bergfeste. Das Echo wurde von den Wänden hundertfach zurückgeworfen.
Die Tänzerinnen bildeten einen weiteren Kreis rings um ein helloderndes Feuer, immer wieder Cochises Ruhm besingend, bis sie sich in Ekstase gebracht hatten.
Neben dem Häuptling ritt die blutjunge Maria del Soccora. Ihre erstaunt blickenden Augen nahmen das fremdartige, heidnisch anmutende Bild, das sich ihr bot, wahr, ohne es unheimlich zu finden, oder Angst zu verspüren.
Cochise suchte Keeta. Nach einer Weile sah er den jungen Mann neben einer älteren Squaw, seiner Mutter, stehen.
Ihre Blicke trafen sich. Um den harten, schmallippigen Mund des Jefe spielte ein Lächeln. Die Augen des jungen Mannes weiteten sich. Er starrte Maria an, als wäre sie das erste weibliche Wesen, das er zu Gesicht bekam.
Cochise nickte Keeta zu und musterte ihn scharf.
Keeta verstand. Der Jefe hatte dieses Mädchen für ihn bestimmt. Später, wenn die Feuer brannten und der Häuptling die Beute unter seinen Leuten verteilte, wollte er Keeta dieses bildhübsche Mädchen zusprechen.
Der Junge freute sich unbändig. Seine schwarzen Augen leuchteten. Bald sollte die fremde Schönheit ihm gehören und seine Squaw werden. Zum erstenmal, seit er Mann geworden war, fühlte sich Keeta den andern Jungkriegern gleichwertig. Daß der Häuptling ihm, dem Kränklichen, dieses wunderbare Geschöpf zugedacht hatte, bewies, daß der Jefe ihn achtete.
Cochise war seinem Stamm ein gerechtes Oberhaupt. Er verteilte die Beute zuerst unter die Armen, an die Witwen oder Familien mit zahlreichen Kindern. Die beiden Mädchen Maddalena und Carmen wurden jungen Kriegern zugeteilt, die sich im Kampf stets besonders hervortaten.
Juan beanspruchte die dicke Pilar für sich. Sie sollte als Sklavin für ihn arbeiten. Da Cochise fand, daß Juan mit drei Squaws mehr als genug Arbeitskräfte in seinem Jacale hatte, sprach der Jefe die Mexikanerin einer Familie zu, die eine gute Kraft nötig brauchte.
Maria del Soccora blieb als letzte Zuzuweisende übrig.
Cochise winkte Keeta zu sich.
»Mein junger Vetter hatte schon lange den Wunsch, sich eine Squaw unter den Gelbhäutigen zu suchen. Als wir loszogen, um in Mexiko reiche Beute zu machen, gab Cochise seinem Vetter einen Auftrag, der ihn in der Apacheria festhielt. Deshalb hat Cochise anstelle von Keeta eine junge Squaw mitgebracht. Keeta möge sie in sein Jacale führen und sie zu seiner Ehefrau machen.«
Der Häuptling ergriff Marias Hand, schob sie dem jungen Krieger zu.
Maria del Soccora war trotz ihrer Jugend sehr klug. Daß der Mann, dem sie gehören sollte, kein starker gesunder Krieger war, sah sie auf den ersten Blick. Sie konnte sich ausmalen, daß Apachenväter den kränklichen Keeta wohl bei der Werbung um ihre Töchter abgewiesen hätten. Impulsiv fühlte sie sich dem Jungen verbunden.
»Sprichst du spanisch?« fragte sie, als Keeta zögernd ihre Hand ergriff und sie mit sich zog.
»Si.«