Urlaubsküsse - Liebesroman. Thomas Tippner

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Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner Urlaubsküsse

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Gelegenheit mehr geboten zu bekommen, mit Tom allein zu sein.

      Die hatte sich erst einige Tage später ergeben.

      Sie waren, von Olivers Protesten begleitet, nach Porto Cristo gefahren, um sich die Tropfsteinhöhlen anzuschauen, wo sie sich mehrmals – ganz aus Versehen natürlich – an Händen und Armen berührten. Und bei dem Konzert, das auf dem unterirdischen See in stimmungsvollem Ambiente und völliger Dunkelheit abgehalten wurde, hielten sie sich gegenseitig an den Händen.

      Sie genossen die zehn Minuten in völliger Dunkelheit, die Blicke auf die über das Wasser gleitenden Boote, und glaubten, dass sie ganz allein waren.

      Da gab es keine spanische Reisegruppe mehr. Keine zwei Pärchen, die unentwegt miteinander plapperten und keinen Sinn für die Schönheit der unterirdischen Stalagmiten und Stalaktiten hatten. Was immer ihnen gerade in den Kopf schoss, sprachen sie aus und drohten die bezaubernde Atmosphäre, die sich zwischen ihr und Tom aufgebaut hatte, zu zerstören.

      Warum sie sich ausgerechnet auf die beiden Pärchen so eingeschossen hatte, konnte sie nicht einmal genau sagen.

      Sie merkte nur, dass sie sich wegen der beiden grellblond gefärbten Frauen und ihrer unscheinbaren, wie Holzklötze wirkenden Männer gestört fühlte. Wäre Tom nicht gewesen, der zu ihr sagte: „Schau mal da runter, da sieht das Wasser wie gefärbt aus“, wäre ihr sicherlich der eine oder andere Spruch eingefallen, der sie in Schwierigkeiten gebracht hätte. So aber hatte sie sich, neben Tom stehend, an das von einem leichten Feuchtigkeitsfilm bedeckte Geländer gelehnt und war mit ihren Blicken seinem ausgestreckten Zeigefinger gefolgt.

      Tatsächlich! Unter ihnen, ganz still, hatte sie das türkis schimmernde Wasser gesehen. Beschienen von einem in den Fels eingelassenen Lichtstrahler, der entsprechend gedimmt war, dass er nur die Schönheit des Wassers hervorhob und das umliegende Areal seines im Halbschatten liegenden Zaubers nicht beraubte.

      Dicht an dicht standen sie so nebeneinander. Schauten gemeinsam auf das Wasser. Louisa durchströmte ein Schauer des Entzückens, der sich während des Konzertes noch verstärkte. Der sie wie eine Welle durchfuhr und von ihrem Magen in die Füße und von dort in ihren Kopf jagte. Während sie das Gefühl hatte, dass in ihrem Kopf unendlich viele Blitze wie aus Gewitterwolken gen Erde zuckten und es ihr unmöglich machten, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, fingen ihre Knie an, ganz weich zu werden.

      Sie schluckte, während sie neben ihm saß und ernsthaft mit dem Gedanken spielte, ihre Hand nach der seinen auszustrecken und sie zu greifen.

      Doch wie immer, wenn sie eine richtungsweisende Entscheidung treffen sollte, hielt sie sich zurück.

      Es war, als bekomme sie plötzlich Angst vor ihrer eigenen Courage und wollte weder sich noch andere mit einer falschen Entscheidung enttäuschen.

      So fasste sie dann nicht nach seiner Hand, rückte nicht näher an ihn heran und genoss nur seine Nähe, während er ihr zuflüsterte: „Das ist wunderschön.“

      „Herrlich“, antwortete sie, ohne genau sagen zu können, ob sie damit das Konzert meinte oder die Situation, in der sie beide gerade steckten.

      Hinzu kam, dass Oliver hinter ihnen sagte: „Langweilig, Alter. Komm, lass uns rausgehen. So ein Gefiedel kann man sich ja nicht anhören!“

      Katrin protestierte: „Wir müssen das Konzert bis zu Ende gucken, hat der Führer doch gerade gesagt!“

      „Echt?“

      „Hörst du denn gar nicht zu?“

      „Hab dir auf den Hintern geschaut, während der Typ gelabert hat“, war Olivers dämlicher Spruch, der Katrin aber – zu Louisas Verwunderung – zum Lachen brachte. Nicht zu einem geschmeichelten oder einem nett klingenden Lachen, sondern eher zu einem hysterischen, aufgekratzten Kichern, das ihre Unsicherheit, aber auch ihr Verlangen nach noch mehr solcher anzüglichen Aufmerksamkeiten unterstrich.

      Das alles trat jedoch in den Hintergrund, nachdem das Konzert beendet war und der Fremdenführer sagte, dass man sich, wenn man denn wolle, aus der Höhle herausrudern lassen konnte. Hinaus, hin zu einem kleinen Anleger, der geradewegs wieder nach Porto Cristo führte.

      Tom, ganz bedächtig, wartete, bis die ungeduldigen Leute allesamt zu den Booten geströmt waren, um dann zu fragen: „Willst du auch?“

      „Mit dem Boot fahren?“

      Er nickte und klang ganz verlegen: „Ja.“

      „Gern.“

      Mit einem zufriedenen Lächeln, das sie gar nicht bewusst auf die Lippen gelegt hatte, war ihr klar, dass ihn die Frage unendlich viel Kraft gekostet hatte. Ja, er schien die ganze Zeit mit dem Gedanken schwanger gegangen zu sein und hatte sich nicht getraut, sie zu fragen.

      Und jetzt, da er sie gestellt hatte und sie zustimmte, atmete er lange und mit geschlossenen Augen aus, um dann ein leises, kaum verständliches „Okay“ zu murmeln.

      Fast so, als würden seine unentwegt kreisenden Gedanken, er werde doch nie bei ihr landen, plötzlich verstummen und ihm den Triumph des kleinen Sieges lassen.

      Die Fahrt aus der Höhle heraus war wunderschön.

      So wunderschön, dass sie das erste Mal mit ihrem kleinen Finger nach dem seinen tastete, als er steif und unbeholfen neben ihr saß und sie ihn berührte. Länger als sonst. Ohne ein schnelles „Entschuldigung“.

      Sie hatten beide dann nur auf der Querbank gesessen, waren durch die atemberaubend schöne Höhle gefahren und hatten sich berührt und ihre Nähe miteinander genossen.

      Es war verrückt gewesen …

      … und so unendlich schön.

      So wie jetzt. Wo sie zusammen die Disco verlassen hatten, um hinaus auf die Promenade zu schlendern und den angebrochenen Abend zu genießen. Vom Alkohol der noch immer in ihnen brodelnden Nervosität beraubt und die Zunge ein wenig leichter, als sie es sonst gewesen wäre.

      Louisa ging neben Tom her und fragte: „Was wird nach dem Urlaub?“

      „Nach dem Urlaub?“, wiederholte er, schien damit nicht gerechnet zu haben und schaute sie verwundert an. „Was soll nach dem Urlaub sein?“

      „Gehen wir dann beide unserer Wege?“

      Er zuckte mit den Schultern, wusste offenbar nicht, was er dazu sagen sollte.

      Oder, und der Meinung war Louisa wirklich, sie hatte ihn mit ihrer Frage einfach nur überrascht, weil er sich den Spaziergang ganz anders vorgestellt hatte. Denn so, wie sie Tom bisher kennengelernt hatte, war er ein nachdenklicher, ein die Situationen abwägender Typ. Immer auf der Suche nach einem Weg, den er beschreiten konnte, ohne in Unebenheiten zu gelangen.

      Was nicht bedeutete, dass er jemand war, der das Risiko scheute.

      Das ganz gewiss nicht.

      Bisher war er so viele Risiken eingegangen wie noch nie zuvor. Genau das war es, was Louisa so sehr an ihm faszinierte.

      Der Moment feuerte ihr Hunderte und Aberhunderte von Szenarien in den Kopf, sodass sie glaubte, ihr Schädel müsste platzen.

      Sie fühlte sich plötzlich wie zu Boden geworfen und glaubte,

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