Urlaubsküsse - Liebesroman. Thomas Tippner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner страница 12

Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner Urlaubsküsse

Скачать книгу

ausleerte, das andere wie am Spieß schrie, weil es glaubte, man wolle ihm den Arm ausreißen, während das älteste der drei mit den Tränen kämpfte, weil es der Meinung war, Ärger zu bekommen, weil es dem kleinsten Bruder gerade ungeheure Schmerzen verursacht hatte.

      Hinzu kam, dass die gezwungene Ruhe des Vaters derart negative Schwingungen auslöste, dass man meinte, neben einer tickenden Zeitbombe zu stehen, deren Explosion man auf keinen Fall miterleben wollte.

      Negative Schwingungen, die auch Oliver, Conny und Katrin abbekommen hatten.

      Waren sie eben noch alle fröhlich ihren eigenen Interessen nachgegangen, so war es nun, da ihre Flugnummer wieder aufgerufen wurde, als versammelten sie sich um einen ruhigen, sicheren Punkt abseits der Menschenmenge.

      Oliver, der eben noch in einem aufgeregten Gespräch mit einer rothaarigen, blassen Frau war, die etwas Puppenhaftes besaß, stand nun, die Hände in den Taschen seiner Shorts vergraben, neben Katrin und fragte: „Willst du dir das noch einmal antun?“

      „Noch mal mit dir in den Urlaub fahren?“

      „Ha, ha, ha“, machte er. „Du weißt, was ich meine.“

      „Nein, weiß ich nicht“, tat Katrin blöd und klimperte mit den Augen, die linke Hand würdevoll vom Körper abgespreizt, den Mund zu einem dümmlich wirkenden O geöffnet.

      „Bist du blöd oder so? Was soll das? Nimm mich bloß nicht auf den Arm, das kann ich nicht ab. Echt nicht.“

      „Oh, der Herr mag es nicht, wenn eine Frau tut, was sie will.“

      „Blödsinn“, verteidigte er sich, nachdem er gesehen hatte, dass die Rothaarige einen Blick zu ihm geworfen hatte, während sie ihre Unterhaltung mit der Freundin neben ihr unterbrach und versteckt auf Oliver zeigte. „Frauen dürfen bei mir alles. Ist doch klar.“

      „Was bei dir nicht klar ist, das weiß ich schon lange. Dein Verstand!“

      Damit wandte Katrin sich von ihm ab und winkte der noch immer neben Tom stehenden Louisa zu, die zurückwinkte und ihrem Freund – wie sich das anhörte! – einen liebevollen Blick zuwarf. Der, noch immer von der erzwungenen Selbstbeherrschung des Vaters schwer beeindruckt, wurde von einer älteren Dame angerempelt, die wiederum von einem jungen Mann gestoßen wurde, der nach dem Aufruf aufgesprungen war und aussah, als fürchte er, den Flug zu verpassen.

      „Entschuldigen Sie bitte“, bat die alte Dame.

      „Schon gut. Kann passieren.“

      „Die Menschen sind aber auch unhöflich!“

      Tom, der der Unterhaltung kein Interesse beimaß, nickte nur stoisch und meinte, Olivers Frage wie ein Echo in den Bergen nachhallen zu hören. So merkwürdig es auch war, so anrüchig und falsch, so musste er sich die Frage doch selbst stellen.

      Wollte er das?

      Alter, du hast gerade dein Abi bestanden. Hast den geilsten Urlaub deines Lebens hinter dir und denkst darüber nach, ob du dir einmal eine Familie antun möchtest? Du schießt aber schnell aus der Hüfte, Cowboy.

      Wenn man die Richtige gefunden hat, dann weiß man, was man will, verteidigte er seinen Gedanken und löste seine Blicke von der noch immer mit den Tränen kämpfenden Tochter und Benny, der nun endlich den Müll in Ruhe ließ.

      Die Mutter, die sich nun endlich dazu bequemte, in aller Seelenruhe zu ihren Kindern zu gehen, um sie zu beruhigen, schaffte es sogar inmitten des ganzen Trubels, eine Gelassenheit auszustrahlen, wie Tom sie noch bei niemandem gesehen, geschweige denn je bemerkt hatte.

      „Wollt ihr euch nicht anstellen?“, riss Conny Tom aus seinen Gedanken und ließ ihn einen überraschten Blick zu dem breiten, vollbärtigen Hünen werfen, der seit gut einer Woche ausgesprochen schlecht gelaunt war.

      Obwohl sie beide sich seit Jahren kannten, gemeinsam die Grundschule und auch die Gesamtschule in Bergedorf-Lohbrügge besucht hatten, hatte Tom sich nicht getraut zu fragen, was mit seinem ältesten Freund los war. Die Furcht davor, etwas zu erfahren, was ihm nicht gefiel, hatte ihn zögern lassen.

      Ein ungutes, ein sich in seinen Magen fressendes Gefühl der Unsicherheit hatte ihn befallen, als er Conny am Abend nach der Party begegnet war. Der Abend, der Tom all das geschenkt hatte, was er nie für möglich hielt.

      Ihm war, als wisse er insgeheim, was Conny bewegte und was ihn beschäftigte.

      Und jetzt, da sie sich näher waren als jemals zuvor, machte Tom einen Rückzieher und traute sich nicht, seinen Freund zu fragen, was ihm denn über die Leber gelaufen war.

      Das Leben, hörte er sich selbst lautlos sagen und schämte sich im gleichen Moment dafür, dass er so abfällig über Conny dachte.

      Aber es war doch wahr.

      Egal, was man sagte, egal, was man tat, egal, wie man sich verhielt, es schien, als sei Conny mit allem und jedem unzufrieden. Als erwartete er, dass man nach rechts ging, obwohl man nach links musste. Als wollte er, dass man hustete, wenn man doch ein Niesen in der Nase stecken hatte.

      Es war ein Kreuz.

      Tom, der bisher immer der Meinung gewesen war, dass man über jedes Problem reden konnte, warf seinem Kumpel nur einen verwunderten Blick zu, der mit einem gequälten Gesichtsausdruck einherging.

      Er fühlte sich unwohl in Connys Nähe.

      Es war, als umgebe seinen Kumpel eine negative Aura, die alle anderen Gefühle in den Hintergrund drängte, damit man sich ebenso schlecht wie er fühlte.

      „Alter, mach mal halblang“, plärrte Oliver. „Wir sitzen im vorderen Teil des Flugzeugs. Wir sind noch gar nicht dran.“

      „Man sollte immer …“

      „Blalabla, Dicker.“ Olli schüttelte den Kopf. „Nimm doch mal den Finger aus dem Po und atme entspannt durch die Unterhose. Wir kommen alle noch in den Flieger. Keine Sorge, die werden nicht ohne uns starten.“

      „Ich meinte ja nur ...“

      „Ja, ja, ja“, machte Oliver und öffnete und schloss seine Hand, die nun aussah wie ein Schnabel. Mit einem netten Lächeln zog er die Augenbrauen hoch, um zu der Rothaarigen zu schauen, die derweil ihren Trolley genommen hatte und dabei war, sich in die Schlange einzureihen, die sich langsam, aber sicher zu bilden begann.

      Hinter ihrem ins Gesicht fallenden Haar schenkte sie ihm ein Lächeln, das Tom den Kopf schütteln ließ.

      Wie machte das Oliver immer wieder?

      Klar, er sah gut aus, wusste zu reden und sich zu präsentieren.

      Aber was er sagte, so, wie er sich gab, musste es doch jedem auffallen, dass er es nur auf das Eine anlegte.

      Dass er ausschließlich daran interessiert war, mit der – und das musste Tom neidlos anerkennen – wirklich hübsch anzusehenden jungen Frau ins Bett zu gehen.

      „Ihr seid so dumm, alle, wie ihr da seid“, lachte Katrin und stellte sich neben Tom und Louisa. „Aber genau deswegen habe ich euch so lieb. Der Urlaub war nur geil!“

      „Das will ich meinen.“ Louisa lächelte.

Скачать книгу