Urlaubsküsse - Liebesroman. Thomas Tippner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner страница 15

Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner Urlaubsküsse

Скачать книгу

von einem Dreitagebart bedeckt, hatten eingefallen und hohl gewirkt. Seine ansonsten dunklen, vor Begeisterung und Freude leuchtenden Augen hatten einen dumpfen, matten Schimmer gehabt, den er erst im Flugzeug als Traurigkeit definiert hatte.

      Seine Lippen waren so schmal geworden, dass man meinen konnte, sie seien gar nicht mehr da.

      Es war eine beschissene Zeit gewesen.

      Die jetzt nur besser werden kann, redete er sich ein und versuchte an dem positiven Gedanken festzuhalten, den Louisa immer versucht hatte, in ihm zu pflanzen. Ein Gedanke, der ihm damals, als sie anfing darüber zu sprechen, so albern und abgedroschen vorgekommen war.

      Der ihn hinter vorgehaltener Hand abfällig anzulächeln schien, um nicht sagen zu müssen: Nur weil man positiv über etwas spricht, wird es nicht gleich gut.

      Doch, wird es, sagten Louisas Blicke dann immer und ließen Tom meinen, sie konnte direkt in seinen Kopf schauen.

      Das kann sie, da bin ich mir sicher. Hundertprozentig. Ach Quatsch, tausendprozentig!

      Er musste wieder lächeln, während er eine Jugendgruppe entdeckte, die gerade angekommen war und mit lautem Hallo in die Lobby gestürmt kam. Sie plapperten und redeten unentwegt miteinander. Da waren die Mädels, die versuchten, so lässig und cool zu sein, wie sie es in Wirklichkeit gar nicht waren. Die sich nur keine Blöße geben wollten vor den Jungs, die durch ihre Lautstärke ebenso ihre Unsicherheit zu verbergen suchten wie die Mädchen, die sie bei sich hatten.

      Die Gruppe da, die so ausgeflippt und cool zu wirken versuchte, erinnerte ihn irgendwie an sie selbst. Damals.

      All ihre Pläne hatten sie noch gar nicht richtig begriffen, geschweige denn sortiert. Nichts anderes zählte für sie, als mit den besten Kumpels am Strand abzuhängen und hinaus aufs Meer zu schauen, in der Hoffnung, da eine Antwort auf die in einem schlummernden Fragen zu finden.

      „Ich schau doch nicht nach Fragen, Alter, ich will Weiber sehen“, hätte Olli ihm sicherlich zur Antwort gegeben.

      Tom begriff, in was er hier zu rutschen drohte.

      Pessimismus.

      Alter, du bist nicht Conny. Du warst immer derjenige, der in allem etwas Gutes gesehen hat.

      Der durch Louisa alles Gute gesehen hat, verbesserte er sich und musterte das leicht abseits stehende, braungelockte Mädchen, das in seinem Jeansrock und dem smaragdgrünen AC/DC-Top so verletzlich aussah. So, als wisse sie nicht, ob sie sich in der Gruppe aus Freunden wohlfühlen sollte oder nicht. - Nur um dann seinen gesponnenen Gedanken wieder aufzunehmen, weil er genau das unterstrich, was er eben bei dem Mädchen zu sehen geglaubt hatte.

      Du hast nie so genau gewusst, wohin du dich wenden sollst. Hast in den Tag hineingeschrieben und gemeint, dass du den nächsten Beststeller zu Papier bringen würdest. Alter, weißt du noch, als du am "Schwertschwinger" geschrieben hast? Als du dir eingebildet hast, die Fantasy komplett auf den Kopf zu stellen, weil du einen Antihelden kreiert hattest? Und weißt du noch, wie enttäuscht du damals warst, als kein Verlag die Geschichte ins Programm aufnehmen wollte?

      Du warst am Boden zerstört. Fix und fertig.

      Weil du dir keine Gedanken gemacht hast.

      In den Tag hinein hast du gelebt.

      In den Augenblick investiert …

      … und warst doch in allem so unsicher, dass du am liebsten Hals über Kopf aufgebrochen wärst, um dich auf eine einsame Insel zu verpissen. Weil du dachtest, wenn dich keiner hört und sieht, würdest du keine Probleme und keine Aufgaben zu bewältigen haben.

      Louisa aber hatte ihn stark gemacht.

      Sie war immer an seiner Seite gewesen.

      Selbst in den Momenten, wo er sich sicher war, dass er mit seinen Ideen und Kreativität niemals auch nur einen müden Cent verdienen würde.

      Tom seufzte wieder und ermahnte sich, das sein zu lassen.

      Nicht nur das Seufzen, sondern auch die trüben Gedanken, die er sich machte, wenn er zu dem braungelockten Mädchen da schaute. Die mit ihrem schüchternen Lächeln etwas Niedliches an sich hatte – besonders deshalb, weil sie beim leichten Öffnen des Mundes eine Zahnspange präsentierte, die so herrlich silbern glänzte.

      Fast so silbern wie Katrins oller Schminkkoffer, er schmunzelte und wurde wieder vom Zauber der Lobby ergriffen. Nicht so intensiv, nicht so stürmisch wie sonst, aber doch so, wie er es mochte.

      Da waren wieder die Gedanken an Mallorca, die Plätze, die er sehen und genießen wollte. Die engen Gassen von Cala Millor, die so geradlinig und sauber gebaut worden waren, dass man von keiner gewachsenen Stadt mehr sprechen konnte. Eher von einer geplanten. Denn so, wie alle Wege hinunter zur Promenade führten, hatten die Gründungsväter die kleine Stadt in der Bucht von Son Servera gewiss nicht angelegt. Ebenso gerade wie die Straßen Cala Millors, so geradlinig, hatte er gemeint, würde auch seine Zukunft sein.

      Jetzt aber, da seine Blicke über die gebohnerten, im Licht des vergehenden Tages schimmernden Fliesen schweiften, begriff er, dass das Leben niemals so sein würde, wie man es plante oder gern gehabt hätte. Es gab immer Unwegsamkeiten, immer die eine oder andere Hürde zu nehmen.

      Der Zauber einer Hotellobby, dachte er wieder und schaute weg von der Gruppe junger Leute und hin zu dem Eingang zum Speisesaal. Es ist wie immer.

      Der Duft des frisch zubereiteten Essens war ebenso präsent wie die Gedanken und Gefühle, die in einem hochschwappten, wenn man hier stand und dem Hupen der Autos lauschte, die einige Meter entfernt über die Straße bretterten; oder dem Murmeln und Flüstern der anderen Menschen, die hier warteten.

      Er war im Urlaub …

      … endlich.

      Er war auf Mallorca.

      … und alles war anders.

      „Ah, da seid ihr ja“, sagte er, als er die Vierergruppe auf sich zukommen sah, die Hand zum Gruß erhoben. Ihm war bei diesem Anblick, als werde ihm mit einem scharf geschliffenen Messer mitten in den Bauch gestochen …

      *

      2000:

      Vier Jahre hatten sie gebraucht, um zurück nach Mallorca zu kommen.

      Vier Jahre, die einiges verändert und noch mehr vertieft hatten, wie Tom fand. Jetzt, da er am Flughafen von Palma de Mallorca stand und ihm der warme, angenehme weiche Wind den salzigen Geruch vom Meer in die Nase trieb, war es ihm, als wären sie niemals weg gewesen. Als würden sie noch immer darauf anstoßen, ihr Abitur bestanden zu haben.

      Alles fühlte sich so vertraut an.

      So unfassbar lebendig und echt, dass er kurz die Augen schließen musste, um sich darüber im Klaren zu werden, dass sie wieder hier waren. Dass Louisa und er gerade eben noch nebeneinander im Flugzeug gesessen hatten und sich kichernd fragten: „Sagen wir es ihnen heute oder im Laufe des Urlaubs?“

      Tom war dafür gewesen, es sofort und gleich zu tun – wie immer, wenn es darum ging, eine Neuigkeit hinauszuposaunen. So wie damals, als er in Hamburg gelandet war, seine Eltern auf ihn warteten und er ihnen mit erstickter Stimme gleich sagen musste: „Ich habe eine Freundin!“

      Louisa,

Скачать книгу