Urlaubsküsse - Liebesroman. Thomas Tippner

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Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner Urlaubsküsse

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auf die Schulter klopfte und sagte: „Hab ich dir doch gesagt, mein Freund. Wir haben den gleichen Geschmack!“

      „Das tut mir so schrecklich leid“, hatte Toms Mutter zu Louisa gesagt und ihr einen mitleidigen Blick zugeworfen, den sie ihr heute noch, vier Jahre später, zuwarf, wenn Vater und Sohn meinten, lustig zu sein. „Aber die beiden sind leider nun mal so.“

      „Werde ich mich daran gewöhnen müssen.“

      „Wirst du!“

      Damit hatten Toms Mutter und Louisa eine seltsame Art von Einigung erzielt, die er nicht immer durchschaute. Es war, als seien die beiden plötzlich beste Freundinnen, die sich von nichts und niemandem zu einem Risiko überreden ließen. Er brauchte nur an das zurückliegende Weihnachtsfest denken, als er mit seinem Bruder scherzte, wer von beiden als Erster mit einem Hai ins Wasser steigen würde.

      Erst kürzlich hatte er gelesen, dass es gerade in war, in einen Gitterkäfig zu klettern und sich dann, mit Taucherausrüstung versehen, ins Meer hinabsenken zu lassen, um einen Hai aus nächster Nähe zu betrachten.

      Wagemutige, wie Tom sie nannte, Verrückte, wie Louisa sie zu bezeichnen pflegte, hatten sich dabei filmen und fotografieren lassen, wie sie ihre Hand aus den Gitterstäben herausstreckten und mit den Fingerspitzen über die raue, körnig wirkende Haut des Raubfischs strichen.

      Und in genau dem Moment, als Tom rief: „Das werde wohl ich sein. Ich bin immer der Erste von uns dreien!“, hatte er bemerkt, wie seine Mutter und Louisa einen vielsagenden Blick miteinander wechselten.

      Einen Blick, der eine stumme Übereinkunft traf, die sein Schicksal maßgeblich beeinflussen würde.

      Zunächst war er der Ansicht, dass sie sich über ihn lustig machten. Dass sie beide ihn nicht für ganz voll nahmen … was sie gern taten, wenn sie zusammen auf dem Sofa saßen, einen Sekt tranken und sich darüber freuten, was für waghalsige Pläne er ersann. Oft genug drehten sich seine Überlegungen um die Veröffentlichung seines Debütromans.

      Dann aber, als er sich hinterfragte, begriff er, dass sie beiden sich alles andere als lustig darüber machten, was er sagte oder tat. Er musste sich eingestehen, dass sie beiden längst beschlossen hatten, was er tun und was er nicht tun würde.

      „Das wollen wir doch einmal sehen, du Maulheld“, hatte sein Bruder Björn gemeint.

      Eigentlich hatte Tom voller Inbrunst sagen wollen: „Das beweise ich dir schon!“ Doch mehr als ein: „Du wirst es schon sehen“, kam nicht zustande.

      Dazu aber hatte er sich nicht mehr durchringen können, als er Louisa da am Tisch sitzen sah, den Blick einer Beamtin in spe auf ihn gerichtet, das verspielte Lächeln im Mundwinkel, das ihm zeigte, wie sehr sie ihn liebte und wie sehr sie ihm alles gönnte.

      Solange es ihn nicht in Lebensgefahr brachte.

      Die erneute, weiche Bö vom Meer ließ seine Gedanken abbrechen und eben zu jener Frau schauen, die es jetzt noch, nach vier Jahren, im Handumdrehen schaffte, ihn zu erobern. Die von ihrem Zauber nichts verloren hatte und ihn immer wieder davon überzeugte, was für ein Glückspilz er doch war.

      Abgesehen von ihren Haaren.

      So sehr er seine Louisa auch liebte, so sehr er sie auch vergötterte - was ihre Friseurin dabei gedacht hatte, ihr die Haare so zu schneiden, blieb ihm ein Rätsel.

      Und eine Mahnung.

      Nicht, weil er sich davor wappnen wollte, ebenfalls so auszusehen, wenn er zu dem Salon ging, zu dem Louisa gegangen war, sondern weil er sich immer auf die Zunge beißen musste, wenn Louisa ihn fragte, ob alles okay war.

      Ja, war es.

      Bis auf ihre Haare.

      Tom, der in den letzten vier Jahren unendlich viel gelernt hatte und genau wusste, wie eine Polizistentochter tickte, hielt es für ratsamer, sich mit seiner Freundin über Dinge zu unterhalten, die ihnen beiden Spaß machten.

      Nicht, dass es hieß, Louisa würde keine Kritik vertragen.

      Aber eine ihrer nicht von der Hand zu weisenden Charaktereigenschaften bestand darin, erst einmal zu poltern, bevor man sich konstruktiv und selbstkritisch mit einem Thema beschäftigte.

      Bei ihr stand immer, wirklich immer, als erstes die Emotion im Vordergrund.

      Tom hingegen war der Typ, der sich immer dachte: Wenn ich ein Problem habe, dann muss ich es lösen. Egal, wie. Und am besten so, dass es einem hinterher keine Bauchschmerzen mehr bereitete.

      Das Problem daran war nur, dass Louisa diesen sachlichen Gedanken nicht nachvollziehen konnte oder - wie Tom eher vermutete - nicht nachvollziehen wollte.

      Denn ihrer Meinung nach war ein Problem dafür da, um so gelöst zu werden, dass die Gefühle am Ende stimmten. Nicht das Ergebnis.

      Eine verzwickte Sicht der Dinge, wie Tom erst letztens hatte feststellen müssen, als sie beide von ihren Eltern zu ihrer gemeinsamen Wohnung gefahren waren.

      Er hatte gewagt, zu bemerken: „Bei deinen Eltern warst du aber wieder mutig. Hast unsere Diskussion schön mit ihnen geteilt.“

      „Was soll das denn heißen?“, hatte sie gefragt, während ihr Wagen langsam auf die gerade auf Rot geschaltete Ampel zurollte.

      „So, wie ich es sage.“

      „Bin ich also eine schlechte Freundin, weil ich meine Mutter um Rat frage, wie man miteinander umzugehen hat?“

      „Deine Frage war so gestellt, dass ich als Blödmann dastehe und du als arme Maus, die auf jeden Fall Schutz benötigt, um von ihrem bösen, bösen Freund nicht unterdrückt zu werden!“

      Louisas Lippen waren ganz schmal geworden. Ihre Augen waren zu engen Schlitzen geformt, und ihre Hände hatten sich so fest um das Lenkrad des alten, klapprigen Civics geklammert, dass Tom meinte, ihre Finger würden gleich knirschen und zerbrechen.

      „Ich habe nur das gesagt, was mich bewegt.“

      „Du hast es so gesagt, dass ich wie ein Diktator erscheine.“

      „Was du schon wieder tust“, hatte sie geschnaubt.

      „Ich mag es einfach nicht, wenn du dir Hilfe bei deinen Eltern suchst, wenn du ein Problem mit MIR hast!“

      Die Diskussion war noch weiter gegangen, hatte bis zur gemeinsamen Haustür gereicht und war erst dann zum Erliegen gekommen, als Tom Louisa darum bat, jetzt nicht zu weinen.

      In dem Moment, da er gesehen hatte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, hatte er prompt ein schlechtes Gewissen bekommen. Gefolgt vom Gefühl der Selbstzweifel, das ihn befiel, weil er doch genau wusste, wie sensibel Louisa war, sobald es um ihre Eltern ging. Wie sehr sie an ihnen hing und es kaum ertragen konnte, von ihnen getrennt zu sein – obwohl sie sich immer darüber beschwerte, wie engmaschig ihr Vater sie kontrollierte und Besuche bei ihm einforderte.

      Eine merkwürdige, eine seltsame Situation, in der sie gefangen waren und die sie erst geklärt bekommen hatten, indem sie eine Nacht darüber schliefen und am nächsten Morgen während des Frühstücks noch einmal darüber redeten.

      Es war nicht exakt das gesagt worden, was

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