Urlaubsküsse - Liebesroman. Thomas Tippner

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Urlaubsküsse - Liebesroman - Thomas Tippner Urlaubsküsse

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      „Er sieht aus, als würde er alles ganz genau analysieren, um sich dann seinen Vorteil zu sichern.“ Sie hatte sich geschüttelt. „Der ist mir unheimlich!“

      Das nun nicht gerade, dachte Katrin bei sich. Aber etwas Abschätzendes, etwas Suchendes hat er schon. Er wirkt immer unzufrieden.

      „Die sind raus, glaube ich“, sagte sie schulterzuckend und wartete kopfwippend - während „Ich hab ein knallrotes Gummiboot“ über die Tanzfläche dröhnte - darauf, dass der Handballer endlich zu ihr kam.

      „Warum das denn?“

      „Keine Ahnung. War denen vielleicht zu laut hier drinnen.“

      „Wir wollten doch zusammen was trinken“, meinte er, während sein dumpf riechender Alkohol-Atem ihr übers Gesicht wehte – und sie gar nicht störte.

      Nein, sie war gerade in einem Zustand, der einer Trance nahe kommen musste – falls es nicht sogar eine Trance war.

      Sie war so auf sich selbst fokussiert, so unendlich mit sich im Reinen, dass sie ernsthaft anzunehmen begann, dass die Welt ihr zu Füßen lag und sie nur mit dem Finger auf jemanden deuten musste, damit er sich vor sie hinwarf und ihr sagte, dass er sie verehrte.

      Allein der Gedanke daran machte sie ganz wirr im Kopf.

      Zu glauben, einen Blick in die Zukunft werfen zu können, löste in ihr eine Freude aus, die sie dazu brachte, nach Connys Hand zu greifen, ihn dann mit einem Ruck zu sich hin zu ziehen und ihm mitten ins Gesicht zu sagen: „Hol mir einen Sex on the Beach!“

      Conny, überrascht und verwundert, nicht dazu in der Lage, die Initiative zu ergreifen und verbal zu kontern, nickte nur unterwürfig.

      „Klar“, sagte er heiser und taumelte dann mehr, als dass er ging, zur Theke, um die Bestellung auszuführen.

      Und dabei, das merkte sie und genoss es sichtlich, warf er immer wieder einen verwirrten Blick in ihre Richtung und schien nicht zu begreifen, was da gerade eben über ihn hereingebrochen war.

      Was Katrin jedoch verwunderte, war ein beinahe ängstlich klingender Gedanke, der sich meldete und ihr zuraunte: Hoffentlich verliebt er sich jetzt nicht in mich!

      Nur um sofort einen anderen, einen alles dominierenden, herablassenden Gedanken zuzulassen, der bittersüß lächelnd feststellte: Ist er eben der Erste, dem du das Herz brichst. Hat er in zehn Jahren der Bild-Zeitung was zu erzählen, während ich mich auf den Weg mache, Hollywood zu erobern.

      Obwohl sie wusste, dass der Gedanke albern war – denn welcher deutsche Schauspieler hatte es bisher wirklich nach Amerika geschafft? –, liebte sie ihn heiß und innig. Ihr war, als habe sich etwas in ihr verfestigt, das bislang nur auf schwammigem Boden gestanden hatte. Und wie damals, als sie von ihrer Mutter zu hören bekommen hatte, dass ihr Mann, Katrins Vater, die Familie verlassen hatte, fühlte sie sich auch jetzt – nur eben andersherum. Nicht niedergeschlagen, nicht dem Schicksal trotzig das Kinn entgegenreckend, sondern losgelöst und sich selbst liebend, weil sie um das Potential wusste, das in ihr steckte. Sie musste sich nur die Videos ansehen, die ihre Mutter zu Dutzenden im Regal stehen hatte, um zu wissen, was für eine Karriere sie einmal einschlagen würde.

      Berauscht davon genoss sie den in ihr zirkulierenden Gedanken und stieß ein erleichtertes: „Endlich“ aus, als sie wahrnahm, wie sich der hochgewachsene Rückraumspieler in Bewegung setzte und sich mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen in ihre Richtung bewegte.

      Nachdem der Handballer sie mit der dämlichsten aller Fragen kontaktiert hatte - „Was machst du denn hier?“ - , hatte sie Conny schon wieder vergessen.

      Während sie „Feiern“ sagte, griff sie schon nach dem Bacardi-Cola-Glas und schlug das warnende: „Ist stark und haut einen schnell um“ in den Wind.

      Sollte die Mischung doch hart sein.

      Was kümmerte sie das?

      Nichts konnte sie umhauen.

      Nicht einmal eine wirklich unangenehme, nach purem Alkohol schmeckende Bacardi-Mischung, die sie glauben ließ, ihre Speiseröhre stehe in Flammen, während ihr die Flüssigkeit brennend in den Magen rann.

      Sofort musste sie husten, kniff die Augen zusammen und hätte dem Kerl am liebsten eine Ohrfeige verpasst, als sie ihn lachen hörte.

      „Hab ich doch gesagt. Ist nicht für jeden!“

      „Ich hab immer noch Durst“, knurrte sie und nippte noch einmal an der Mischung, um sich auf das Brennen und Ziehen in Speiseröhre und Magen einzustellen. Als hätte sie soeben den höchsten aller Berge ohne Sauerstoffgerät erklommen, reichte sie ihm das Glas zurück und bewegte sich weiter zu dem lauten und kreischenden roten Gummiboot.

      „Ich bin Roland!“, stellte er sich mit weit aufgerissenen Augen vor – beinahe so, als erwartete er nun einen bewundernden Jubelchor und eine La-Olà von ihr.

      Katrin nickte ihm jedoch nur zu. Langeweile fühlte sie in sich aufsteigen.

      Seltsam aber war daran, realisierte sie verwundert, sie schaffte es spielend, diese zu ignorieren.

      Vielleicht hab ich von Roland doch noch was zu erwarten. Eine Information, die mich weiterbringt. Die mir vermittelt, dass er jemanden aus der Schauspielbranche kennt ... Dass er weiß, wie man sich bei einer Agentur bewirbt …

      So irrational dieser Gedanke auch war, sie ließ ihn zu und lächelte Roland gewinnend an, während sie darauf wartete, dass er das Gespräch fortsetzte.

      „Seid ihr noch lange hier?“, wollte er wissen, während er sich ungelenk zur Musik bewegte, weil er lieber an seinem Glas nippte, als wirklich zu tanzen.

      „Noch fünf Tage.“

      „Cool.“

      Mehr kam von ihm nicht.

      Katrin merkte schon jetzt, da sie noch keine Minute miteinander gesprochen hatten, keine gemeinsame Ebene finden würden – finden konnten, um genau zu sein. Oder besser gesagt: dass Roland nicht imstande war, ein neues Thema zu anzusprechen, über das es sich lohnte, zu sprechen. Deswegen fragte sie eher pflichtbewusst als ehrlich interessiert: „Und du?“

      „Drei!“ Dazu hob er die Hand, um Daumen, Zeige- und Mittelfinger in die Höhe zu halten, damit sie es visualisiert bekam.

      „Und dann?“

      „Wie und dann?“

      „Wie geht es dann für dich weiter?“, wollte sie wissen.

      „Ach so. Arbeiten.“

      „Und als was?“

      „Maschinenbau. In der Firma meines Vaters.“

      In dem Moment, da Katrin nach einer weiteren, irgendwie sinnigeren Frage suchte, bemerkte sie, dass sich Roland noch gar nicht nach ihren Träumen und Zielen erkundigt hatte. Weswegen es aus ihr herausplatzte: „Ich werde Schauspielerin.“

      „Wow“, machte Roland, ohne irgendetwas mit dem anfangen zu können, was sie gerade gesagt hatte. Er nickte zwar pflichtbewusst, ging auf das Thema aber nicht weiter ein. Er sagte nur: „Du bist

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