Matrix-Liebe. Traian Suttles

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Matrix-Liebe - Traian Suttles

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ist auch Trinity, die, auf einem Motorrad sitzend, aus wenigen Metern Entfernung die Szene beobachtet.

      16 Nach Neos Abkoppelung aus der Matrix und seiner medizinischen Genesung teilt Morpheus ihm mit, dass er bisher glaubte, im Jahr »1999« zu leben (siehe das Nebukadnezar-Kapitel). Aufgrund dieser Aussage gilt die Matrixwelt üblicherweise als simuliertes 1999. Wenn Neo noch 1998 befreit wird, so könnte es sein, dass seine Wiederherstellung auf der Krankenstation der Nebukadnezar sehr lang dauerte: beim besagten Gespräch mit Morpheus gilt daher schon die Matrixzeit 1999.

      17 »This sequence is one of the film’s multiple plays with the light on/light through binary – a distinction made for media, after all. As the window first becomes clear, Neo is staring almost directly at the theatre. Or is he glancing out at the panoramic view, at the window-washer, the camera, us? It’s a look that betrays a pensive suspicion, as if he is starting, not to peirce the veil, but to see the veil, see mediation in action.« (Clover 2004, S.61)

      18 Lawrence (2004, S.204) deutet den Namen Rhineheart kurz und bündig mit »A heart of stone«. Einem deutschsprachigen Leser fällt bei „Rhine“ wohl als erstes der gleichnamige Fluss ein, und von hier aus liegt eine Beziehung zum „Merowinger“ aus Reloaded nahe, da sich das Siedlungsgebiet dieses Frankengeschlechtes um bestimmte Rheingegenden ausdehnte. Mehr hierzu siehe im Kapitel zum Le Vrai.

      19 Zitierenswert sind auch Rhinehearts Worte »hat einer der Mitarbeiter ein Problem, hat die Firma ein Problem.« Die Formulierung lässt sich direkt auf das Matrixsystem übertragen: merkt ein Matrizianer, dass etwas mit seiner Umwelt nicht stimmt, wird er zu einer potenziellen Gefahr für die Matrix.

      20 Sein Vorname »Thomas« ist in der Sekundärliteratur meist biblisch ausgedeutet worden (etwa Seeßlen 2003 S.273, Yeffeth 2003 S.248). Nicht weniger wahrscheinlich ist jedoch ein biographischer Hinweis auf Philip K. Dick, der zeitweilig von sich glaubte, eine raumzeitlich versetzte zweite Existenz unter dem Namen Thomas zu führen (die Bedeutung Dicks für The Matrix diskutiert u.a. Di Filippo 2003).

       Verhör und Verwanzung

      Neo sitzt in einem kleinen Zimmer und wartet auf seine Vernehmung durch die Vertreter der Staatsgewalt. Was folgt, ist ein zunächst vorhersehbarer, dann jedoch ein ganz und gar unerwarteter Handlungsverlauf.

      Beginnen wir mit dem erwartbaren Teil. Agent Smith betritt den Raum, zusammen mit seinen beiden ständigen Begleitern, die sich rechts und links hinter Neo aufpflanzen und ihn offenbar schon durch ihre rein physische Präsenz verunsichern sollen (bildsprachlich durch eine Verzerrungsoptik unterstrichen, welche die beiden Hilfsagenten übergroß erscheinen lässt – die Dreizahl, in der die Agenten von Beginn an stets auftreten, erinnert Fontana 2003, S.173 an die „unheilige Trinität“ aus »dragon/Satan, the First Beast, and the Second Beast« der Offenbarung). Smith trägt das seine zur Einschüchterung bei, indem er sich Neo gegenübersetzt und einen gut gefüllten Sammelordner auf den Tisch legt, in dem er alsdann demonstrativ zu blättern beginnt. Eine bestimmte Seite, an der er kurz innehält, soll auch Neo zu Gesicht bekommen, denn sie bedeutet einen moralischen Tiefschlag – Smith ist offensichtlich im Besitz von Informationen, die Neo für bislang unaufgedeckt hielt.21 Damit drohen ihm harte strafrechtliche Konsequenzen; Neos Körpersprache wirkt resignierend. Smith will das Momentum nutzen und schlägt Neo einen Deal vor: zwar hätte dieser als Hacker so ziemlich jedes Vergehen begangen, das die Gesetzbücher erwähnen, doch könne er die Folgen gering halten, wenn er sich kooperativ zeige. Man wisse von seinem Kontakt zu einem Subjekt Namens Morpheus, der bei den meisten Behörden der Welt ganz oben auf den Fahndungslisten rangiert. Alles, was Neo zu leisten habe, sei Unterstützung beim Aufspüren des Terroristen – im günstigsten Fall könnte dies einen kompletten Straferlass bedeuten, einen »neuen Anfang«.

      Im Folgenden ist es nicht nur überraschend, dass Neo diesen „vernünftigen“ Vorschlag zurückweist, sondern auch die Art und Weise, wie er es tut. Abgesehen vom Mittelfinger, den er Smith präsentiert, ist es vor allem die bestimmte Art, mit der er auf seine Rechtskenntnis verweist und einen Anwalt zu sprechen verlangt. Ist dies die Naivität eines weltfremden Idealisten? Immerhin hat Neo doch gerade selbst gesehen, dass die Gegenseite Beweise für seine Computerkriminalität besitzt, und in Anbetracht der Rechtslage müssten ihm die harten Strafen, die ihm drohen, nur all zu deutlich vor Augen stehen.

      Warum also knickt Neo nicht ein, sondern bedeutet Smith, dass dieser ihn mit seiner »Gestaposcheiße« nicht einschüchtern könne? Die beste Erklärung lautet, dass Neo in irgendeiner Weise auf diese Situation vorbereitet war, sprich, nicht nur auf Ebene der Gesetzestexte, sondern in Form eines konkreten Planes für den schlimmsten denkbaren Fall, wie er jetzt eingetreten ist. Zwei Personen könnten für diesen „Notfallplan“ eine Rolle spielen, nämlich einmal Neo selbst, dann aber auch sein Vorbild Morpheus.

      Beginnen wir mit Neo: die Dokumente im Sammelordner von Smith weisen eine eigenartige inhaltliche Diskrepanz auf (im englischen Wikipediaeintrag zu Neo wird diese nicht nur angesprochen, sondern auch mittels screenshots demonstriert). Sein Pass zeigt nämlich das Geburtsdatum 13.9.1971, sein Führungszeugnis jedoch den 11.3.1962 – eine Diskrepanz von gut 9 Jahren (bezogen auf den Schauspieler wäre das zweite Datum realistischer; Keanu Reeves wurde 1964 in Beirut geboren. Für die Filmhandlung favorisieren wir aber erstgenanntes Geburtsjahr, halten Neo also für einen Mittzwanziger). Eine witzige Erklärung wäre, dass Neo selbst hierfür verantwortlich ist: möglicherweise sind ihm zwecks Sabotage seiner behördlichen Registrierung schon allerlei Hackereinbrüche gelungen. Es könnte also sein, dass Smith’ Dokumente mit irreführendem Unsinn durchsetzt sind, so dass ihnen im Prozessfall die juristische Beweiskraft abginge. Und hier wiederum kommt Neos nächtliche Beschäftigung mit dem Phänomen Morpheus hinzu: sie könnte ihm ein sehr spezielles Wissen erschlossen haben, welches im Ernstfall gegen die ermittelnden Behörden einsetzbar ist – etwa Sonderkenntnisse über illegale Überwachungsmethoden und routinemäßig gefälschte Beweise. Letztendlich wäre dies der Grund, warum Neo Morpheus zu verehren gelernt hat: nämlich als idealismusgetriebenen Gegner eines hochkriminell agierenden Staates.22

      In diesem Zusammenhang lohnt es sich, an die ersten Szenen in Neos Bude zurückzudenken, sprich, an die Nachrichtenseiten, die über eine vergebliche Jagd auf den Terroristen Morpheus berichten, wie sie am Flughafen Heathrow stattgefunden haben soll. Wenn der Zuschauer später erfährt, was die Matrix ist, so muss er sich bald fragen, wie viele Matrizianer angeschlossen sind und wie groß eigentlich die virtuelle Welt ausfällt, in der sie sich bewegen (vgl. auch Watson 2003, S.131f.). Gibt es eine „Maximalsimulation“, in der wirklich die gesamte Erde mit einer Milliardenpopulation abgedeckt wird (Smith wird später von »billions of people living out their lives« reden), oder war die Zahl der Kriegsverlierer am Ende der globalen Katastrophe so klein, dass sie auch mit der anschließenden künstlichen Nachzucht eine Millionenzahl nicht überschreitet? Wenn letzteres der Fall ist, so könnte der Chicago/Sydney-Verschnitt, in dem Neo lebt (und der den Agenten vom Architekten, der seine Diener ebenfalls im Unklaren lässt, als Operationsgebiet zugewiesen wurde) schon die ganze Matrixwelt sein. Dann aber wären alle Nachrichten aus anderen Teilen der Welt – wie etwa Flughafen Heathrow – vom System gefälscht, und Morpheus könnte seiner Hackergemeinde überzeugende Beispiele für derartige Manipulationen angeboten haben (ohne freilich genau zu verraten, von welcher Wahrheit all diese Fälschungen ablenken sollen).

      Man darf also über eine lange Reihe von Gründen spekulieren, die Neos renitente Haltung verständlich, ja sogar vernünftig erscheinen lassen, und seine Forderung nach einem Anwalt stellt den angemessenen Abschluss dar. An diesem Punkt angelangt, kippt jedoch die Situation – die Verhörszene bedeutet von jetzt an eine neue Steigerungsstufe, wenn es darum geht, den noch „ahnungslosen“ Zuschauer zu verunsichern. Durfte dieser sich zu Beginn über die ungewöhnlichen Fähigkeiten wundern, welche Trinity und der auf sie angesetzte Agent zeigen, so endet das Verhör in einem verstörenden

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