Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild. Carl Wilckens

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Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild - Carl Wilckens Dreizehn -13-

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die Augen zu streuen. Ich richtete den Lauf des Revolvers auf sein Gesicht und feuerte. Sein Körper erschlaffte. Sein Blut sprenkelte die Wange des Anderen. Der Mann fluchte. Sein ganzer Körper versteifte sich, während er gegen das Verlangen ankämpfte, aufzuspringen und wegzulaufen.

      „Wenn du wie ein Hase im Zickzack läufst, schaffst du es vielleicht“, sagte ich kühl. „Oder du sagst mir einfach, was ich wissen will. Warum will dieser Franco mich tot sehen?“

      „Weil du unseren Dealer ermordet hast, Mann. Er gehörte zu unserer Bande.“

      Ich ließ die Waffe sinken und lächelte freudlos. „Danke. War doch gar nicht so schwer. Jetzt mach, dass du wegkommst.“ Das ließ der Mann sich nicht zweimal sagen. Er rappelte sich auf und rannte davon. Ich durchsuchte den Toten und den Bewusstlosen und erweiterte meine persönliche Habe um zwei Revolver, ein Messer – die einzige Klinge, die mehr aus Stahl denn aus Rost bestand – sowie ein paar Zigaretten. Außerdem fand ich mehr und minder kostbare Gewürze und zwei Kugeln Perl. Anschließend zog ich mich zum Waldrand zurück, wo ich drei Zigaretten hintereinander rauchte. Ich hatte lange kein Perl mehr genommen und der Tabak half, dem Drang jetzt nicht nachzugeben. Ich dachte lange nach. Bei Sonnenaufgang hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich ließ mich vom Geflüster der Bäume zu der Stelle führen, wo ich den Flammenwerfer und den Bärenpelzmantel versteckt hatte. Ich rüstete mir die Waffe an und verbarg sie unter dem Pelz. Dann ging ich auf direktem Wege in das Lager der Piraten. Viele Köpfe wandten sich mir zu, während ich zwischen den Holzhütten und Lederzelten durchging. Der Geruch von Schnaps, Tabak und gebratenem Fisch mischte sich hier mit dem Salzaroma des Meeres. Die Klänge einer Ziehharmonika schlängelten sich durch das Lager.

      Nach einer Weile fand ich den Metzger. Er stand über eine Holzbank gebeugt und zerhackte mit seinem Beil einen riesigen Paradiesvogel. Als ich mich näherte, blickte er auf. Er grunzte und setzte seine Arbeit grußlos fort.

      „Wo finde ich Franco?“, fragte ich.

      „Warum sollte ich dir das sagen?“

      Ich runzelte die Stirn. „Sagst du es mir oder nicht?“, fragte ich kühl.

      „Zieh Leine.“

      Ich wandte mich um und sah mich jäh Chemo gegenüber. Seine geschmolzene Gesichtshaut und der irre Glanz in seinem Blick machten ihn unverkennbar. Nur das Grinsen fehlte.

      „Das bist doch duuu“, sagte er. Seine Stimme ähnelte der eines jungen Draufgängers, der einem seiner jüngeren Opfer begegnete. Er neigte den Kopf und blickte an mir vorbei zum Metzger. „Ist er dein Freund, Mario?“

      „Wenn noch mehr Müll aus deinem Mund kommt, verstopf ich ihn mit meiner Faust“, entgegnete der Metzger grob.

      Chemos Grinsen wurde breiter. Sein Blick richtete sich wieder auf mich. „Du bist groß geworden, Junge. Und stark. Hast den Unterrumpf überlebt, Hut ab, und einen Weg hinaus gefunden. Aber dein Leben endet hier. Ich habe damals geschworen, mir aus deinen Eingeweiden einen Halsschmuck zu machen.“ Er zückte ein Messer mit gezackter Klinge. Das Metall blitzte im Licht der aufgehenden Sonne.

      Ich aber hatte nur Augen für sein Gesicht. Sein verhasstes, entstelltes Gesicht. Er war schuld an meinem Elend. Er hatte mich damals in den Unterrumpf gehetzt. Dafür sollte er bezahlen. Ich ballte die linke Hand zur Faust. Ich war drauf und dran, ihn den Atem des Flammenwerfers spüren zu lassen. Aber ich wollte nicht, dass die Piraten von der Waffe erfuhren. Sie war mein Ass im Ärmel.

      „Gehörst du zu Franco?“

      Chemo schnaubte. „Was kümmert es dich?“

      „Ich habe ihn verärgert, weil ich seinen Dealer getötet habe. Ich möchte es mir nicht völlig mit ihm verderben, indem ich auch noch dich kaltmache.“

      Chemo lachte ungläubig auf. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Hört ihn euch an. Ist er nicht süß?“

      Ich ging auf ihn zu. Ruhigen Schrittes. Ein alarmierter Ausdruck trat auf Chemos Gesicht. Das Lächeln fiel von ihm ab. Er wich zurück …

      „Oh, bist du böse? Hab ich was Gemeines gesagt?“ Seine Stimme hatte einen furchtbar nervig entschuldigenden Tonfall angenommen. Wieder juckte es mir in den Fingern, ihn in ein Kleid aus Flammen zu hüllen. „Tu mir nicht weh. Ich hab es nicht so gemeint. HA!“ Jäh sprang er vor und stach zu. Ich rührte mich nicht. Erst im letzten Moment drehte ich meinen Körper, und die Klinge ging ins Leere. Ich hob den Arm, um meinem Gegner den Ellenbogen gegen die Schläfe zu donnern. Aber Chemo war schneller. Er ließ sich zur Seite fallen und rettete sich mit einer eleganten Drehung aus seiner misslichen Lage. Ein wölfisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen.

      „Ich bin entzückt“, sagte er. „Du hast Tanzen gelernt.“ Er zog eine Machete aus dem Gürtel und ließ sie einmal in der Hand kreisen. „Mal sehen, ob du Espada tanzen kannst.“ Die Luft fauchte, als er sie probehalber mit der Klinge durchschnitt. Sein Grinsen wurde noch breiter, und er stürmte vor. Nun war es an mir, zurückzuweichen. Chemos Streiche folgten schnell. Auf und ab, sodass es mir nicht möglich war, zu ihm durchzukommen. Inzwischen hatte sich eine Menge um uns gebildet. Die Piraten lachten und feuerten uns an.

      Der irre Pirat lachte ebenfalls.

      Ich verzog keine Miene. Schließlich stieß ich mit den Hacken gegen die Rückwand einer Holzhütte. Chemos Augen blitzten. Seine Machete fuhr auf mich hinab.

      Ich lehnte mich nur ein kleines Stück zur Seite. Die Klinge verfehlte mich und bohrte sich in die Hüttenwand. Chemo überwand seine Überraschung schnell, jedoch nicht seinen Zorn. Anstatt mit dem Messer auf mich einzustechen, grunzte er wütend und zerrte am Griff der Machete. Ich ließ den Kopf vorschnellen und rammte ihm die Stirn ins Gesicht. Seine Nase gab ein Geräusch von sich wie Schnee unter einem Stiefel. Er stolperte rückwärts und fiel. Das Messer glitt ihm aus der Hand. Die Piraten umher jubelten und lachten. Manche applaudierten. Ich bemerkte Mario in der Menge, der mit verschränkten Armen dastand. Neben ihm Teena, die in Gegenwart des Hünen noch kleiner wirkte. Und daneben Sam, unverkennbar durch ihr strohblondes Haar, das nur auf einer Seite ihres Kopfes herabfiel. Auch sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, doch sie lächelte milde.

      Ich stellte Chemo einen Fuß auf die Brust und beugte mich zu ihm hinab. „Du bleibst am Leben. Aber nur, weil ich immer noch nicht weiß, ob du für Franco arbeitest.“ Chemo antwortete nicht. Er hatte beide Hände auf die Nase gedrückt und funkelte mich aus tränenden Augen heraus an. „Deine Machete behalte ich. Sie sieht teuer aus. Eine kleine Entschädigung sozusagen.“ Ich zog die Waffe mühelos aus der Hüttenwand und klemmte sie in den Schlangengürtel. Dann wandte ich mich der Menge zu, die im Begriff war, sich aufzulösen.

      „Wo finde ich Franco?“, rief ich laut.

      „In der Hütte beim spitzen Felsen dort“, meinte ein Pirat, der weniger Zähne im Mund hatte als Finger an seinen Händen.

      Ich nickte zum Zeichen des Danks und verließ den Schauplatz.

      „Aye“, hörte ich Sam zu Mario sagen, als ich an ihr vorbeiging. „Nimm dich vor diesem Malaka in Acht. Er kämpft mit der Ruhe eines Mannes, der den Tod nicht fürchtet.“ Sie rollte das „R“ beim Sprechen.

      Mario grunzte zur Antwort.

      Vor der Hütte, die der zahnlose Pirat mir beschrieben hatte, erwarteten mich zwei Wächter.

      „Ich möchte zu Franco“, sagte ich.

      „Und ich möchte die Königin

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