Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild. Carl Wilckens

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Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild - Carl Wilckens Dreizehn -13-

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sagte er in immer drängenderem Tonfall. „Wo, wo, wo?“

      Kaum gewahr, wo ich hinlief, rempelte ich einen Piraten an. „Pass doch auf“, blaffte er.

      „Gefunden!“, rief Hunger triumphal. Er stand vor einer eckigen Schachtöffnung, die aus einem der Aufbauten ragte. „Gefunden! Hier ist er! Rein, geh rein, und hol es dir.“

      „Halt den Mund …“, murmelte ich mit mühsam beherrschter Stimme.

      „Wie bitte?“, fragte der Pirat und packte den Griff seines Säbels.

      „Rein, geh rein, losloslos, da unten ist es, geh rein …“

      „Ich sagte: HALT DEN MUND!“ Viele Gesichter wandten sich mir zu.

      Der Pirat zog den Säbel. „Du hast es so gewollt“, knurrte er.

      Hunger fing an zu schreien. Seine blutunterlaufenen Augen glühten. Er verschwand an Ort und Stelle und tauchte hinter dem Piraten wieder auf. In den Händen hielt er ein Messer – mein Messer! Er riss den Kopf des Piraten in den Nacken und schlitzte ihm die Kehle auf.

      Unmöglich! Er war nur eine Halluzination, eine Ausgeburt meines kranken Verstands.

      Ich blinzelte.

      Jäh war ich an Hungers Stelle. Das Blut meines Opfers strömte mir über die Hände. Ich wich zurück und starrte den Mann an, der röchelnd vor mir zusammenbrach. Ich war mehr irritiert denn entsetzt. Was von alledem war noch real? Ich betrachtete meine Handrücken. Die Adern traten dick hervor. Ich spürte eine unsägliche Kraft wie damals, als ich das schwarze Perl genommen hatte, doch wurde sie nun von dem noch größeren Verlangen nach der Droge begleitet.

      Weitere Piraten zogen ihre Waffen.

      „Er dreht durch.“

      Eine Pistole klickte. Ich hob den Blick. Mir war klar, dass ich nicht schnell genug reagieren können würde. Hunger hingegen konnte es. Schon stand er vor dem Schützen und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Er packte seinen Kopf mit beiden Händen und brach ihm mit einem Ruck das Genick. Und erneut fand ich mich an seiner Stelle wieder.

      Tumult brach aus. Die Piraten stürzten sich auf uns oder flohen. Ich zückte Chemos Machete und hackte damit auf den nächsten Widersacher ein. Ich tötete zwei Männer und schlug einem dritten aufs Auge. Der Mann taumelte rückwärts. Erst jetzt bemerkte ich, dass es Chemo war. Er kämpfte sichtlich gegen die Benommenheit an, die mein Schlag ausgelöst hatte. Ich warf die Machete weg, packte ihn um die Körpermitte und hob ihn so mühelos über den Kopf wie eine Stoffpuppe. Vergeblich versuchte er sich aus meinem Griff zu befreien. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse. Ich wollte ihn über die Reling werfen. Da fiel mein Blick auf die Öffnung des Neulingsschachts und ich warf Chemo hinein. Der irre Pirat verschwand schreiend in der Tiefe.

      „Hinterher“, brüllte Hunger. „Er wird sich das Perl holen, das dir zusteht!“

      „Ich gehe nicht wieder zurück!“, schrie ich.

      Inzwischen hatte man einen Kreis um uns gebildet. Ich sah viele Pistolenmündungen auf mich gerichtet. Es gab, glaube ich, zwei Gründe, warum man mich nicht längst erschossen hatte. Zum einen bestand das Risiko, mich zu verfehlen und jemand anderes zu treffen. Zum anderen war ich eine Art Kuriosität. Ein Tier, das zwar gefährlich, aber zu exotisch war, um es zu töten.

      Da ertönte das helle Lachen einer Frau. Sam drängte sich zwischen den Piraten hindurch und betrat den Ring. „Gerade wollte ich dich töten“, sagte sie, „da wirfst du Chemo in diesen Schacht. Nein, das ist zu komisch.“ Sie schien keine Angst vor mir zu haben. Wirkte lediglich belustigt. „Ich lasse dir dein Leben.“ Ihre Augen blitzten kampflustig. „Komm her, Malaka. Du bist stark, aber ich werde dir jetzt eine Lektion erteilen.“

      Ich knurrte und ballte die Hände zu Fäusten. Sam stand genau zwischen mir und dem Eingang zum Neulingsschacht. Hunger schrie. Töte sie! Töte sie!

      Ich trat auf sie zu. Unermessliche Kraft pulsierte in meinen Muskeln. Ich wollte sie zermalmen! Mein Faustschlag kam mit solcher Geschwindigkeit, dass sie ihn unmöglich sehen konnte.

      Aber sie sah ihn. Sie wich ihm aus und flog mit einer eleganten Drehung, fast wie beim Tanz, an mir vorbei. Ihr langes Haar kitzelte meine Wange. Als ich mich zu ihr umwandte, zierte ein verspieltes Lächeln ihre Lippen.

      Sie bedeutete mir, es erneut zu versuchen. „Ella, Malaka. War das alles?“ In den Reihen der Piraten ertönte verhaltenes Lachen.

      Dann tauchte Hunger hinter Sam auf. Er hielt mein Messer in der Hand, bereit, es Sam in den Rücken zu stoßen. Sam drehte sich so schnell herum, dass ihre Umrisse verschwammen. Sie hatte ein Messer gezogen und donnerte das Heft gegen Hungers Schläfe.

      Greller Schmerz explodierte vor meinen Augen. Ich fand mich zu Sams Füßen wieder.

      „Netter Versuch, Malaka.“ Sie fasste mein langes Haar und zog mich daran auf die Beine. Die Welt drehte sich, und mir wurde übel. Sams Gesicht kam dem meinen so nahe, dass ich ihren Atem riechen konnte. „Du bist gut. So gut, dass ich diesen Kampf jetzt beenden muss.“ Sie stieß mich von sich, und ich taumelte rückwärts geradewegs gegen den dicken Bauch eines Piraten. Marios Bauch. Ich hatte noch die Zeit, ihm ins Gesicht zu sehen, ehe er sagte: „Schlafenszeit“ und mich mit einem einzigen Schlag ausknockte.

      Ich erwachte kurz, als man meinen erschlafften Körper vor jemandes Füße warf.

      „Was soll das?“ Das war Francos Stimme.

      „Er sagte, er arbeitet für dich“, knurrte Mario. „Betrachte es als unseren guten Willen, dass wir ihn nicht getötet haben.“ Ich wurde wieder bewusstlos.

      Als ich erwachte, schwebte ich auf einer Trage über das Deck der Swimming Island. Der Rahmen einer Tür glitt über mich hinweg, und das Sonnenlicht verschwand. Brachte man mich in den Unterrumpf?

      „Nein.“ Ich lallte, als wäre ich betrunken. Ich hob den Kopf. Augenblicklich erfasste mich Schwindel und wieder verlor ich das Bewusstsein.

      Das nächste Mal holte mich eine vertraute Stimme zurück. „Godric? Mein König?“

      Ich blinzelte. Über mir schwebte das Gesicht von Limbania. Mutter der Ratten. Ich wollte antworten, aber mein Kopf war leer.

      „Ihr habt ihm ganz schön zugesetzt“, sagte Limbania. „Schädel-Hirn-Trauma.“

      „Nicht wir“, brummte Franco.

      „Geht. Kommt in drei Tagen wieder.“

      „Du sollst ihn nicht bloß heilen, Limbania. Es gibt da noch eine andere Sache, um die du dich kümmern musst.“

      „Denkst du, das weiß ich nicht? Geht!“

      Schritte entfernten sich, und eine Tür fiel ins Schloss. Limbanias Gesicht tauchte wieder über mir auf. „Mein armer Kleiner.“ Sie strich mir durchs Haar, wie Emily es früher getan hatte. „Ich weiß, was in dir vorgeht. Ein böser Geist verfolgt dich. Das schwarze Perl gab ihm die Kraft, dich bis ins Sonnenlicht zu begleiten.“ Sie lächelte und offenbarte ihre nadelspitzen Zähne. „Ich werde ihn vertreiben. Aber du wirst dafür bezahlen.“ Sie wandte sich ab und verschwand im angrenzenden Zimmer. Unter großer Anstrengung drehte ich den Kopf. Mein Blick fiel als erstes auf den Spiegel und traf den meines

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