Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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nur kurz an, bevor er sich weiter in der Siedlung umsah. „Wir haben Boten zu einer der Siedlungen östlich von hier geschickt. Bisher haben wir weder eine Antwort noch ein Lebenszeichen erhalten, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Sie werden uns nicht im Stich lassen – allein der Ehre wegen. So feige sind Fewiros und seine Männer nicht.“

      Fewiros war ein Cousin des Behlenos. Der Fürsprecher der dritten großen Siedlung der Bärenjäger hatte seinem Verwandten gegenüber nie ein freundschaftliches Verhältnis gehegt, doch Ehre und Sippenbande hatte sie beide schon einige Male zuvor zusammengeführt. Fewiros hatte Behlenos’ Fürstentitel anerkannt und ihm damit Treue geschworen. Würde er seinem Fürsten nun den Beistand verweigern, konnte ihn jedes Kind zur Rechenschaft ziehen – wenn es sich denn traute. Aigonn aber konnte nicht umhin, an diesem Treueschwur zu zweifeln. Fewiros würde keine bessere Gelegenheit bekommen, um den Titel des Fürsten für sich zu gewinnen – ganz egal, ob sich der Stamm jetzt schon um gut ein Drittel seiner Angehörigen verkleinert hatte.

      Aigonn vertrieb diesen Gedanken vorerst. Er würde noch Gelegenheit für das Schmieden eines Planes haben, wie er Anation und Efoh retten könnte – wenn nötig, auch im Alleingang. Im Moment aber beanspruchten die Pfeilwunde und der Rippenbruch Aigonns Aufmerksamkeit immer penetranter. Weder der Alkohol noch die Weidenrinde, die Rowilan ihm noch einmal zum Morgengrauen hin verabreicht hatte, zeigten mehr größere Wirkung. Der Schlafmangel gab sein Nötigstes dazu.

      Rowilans Haus war zu Aigonns Erstaunen größtenteils unversehrt geblieben. Außer einigen Brandspuren am Strohdach hatte der Krieg keinerlei Spuren hinterlassen und Aigonn war froh, sich dort auf Rowilans Lager niederlassen zu können. Der bekannte Duft, der diesem Haus anhaftete, ließ merkwürdige Gefühle in Aigonn aufsteigen. Die Erinnerung daran, wie er versucht hatte, von Rowilan die Wahrheit über Deronas Tod zu erzwingen, flackerte vor seinen Augen – als der Schamane dort gelegen hatte, wo Aigonn in diesem Moment lag. Unwillkürlich jagte ihm ein Schauer über den Rücken. Er entsann sich dessen, was die Nebelfrau ihm berichtet hatte; das, was untrennbar mit dieser Erinnerung verbunden war. Aigonn wollte gar nicht darüber nachdenken, nicht jetzt. Die Müdigkeit lastete so schwer auf ihm, dass er am liebsten augenblicklich eingeschlafen wäre. Doch dafür war noch nicht die Zeit.

      Rowilan hatte bereits einen kleinen Bronzekessel voll Wasser über das Feuer gehängt, als er sich neben seinem eigenen Schlaflager niederließ und behutsam begann, den notdürftigen Verband von Aigonns Wunde zu lösen. Dieser gab sich Mühe, standhaft zu bleiben – egal, wie empfindlich der Stoff am trocknenden Wundwasser und geronnenen Blut klebte. Als er diese Tortur endlich überstanden hatte, wusch der Schamane die Wunde aus, bevor er sie eingängig musterte.

      „Du hast Glück gehabt“, resümierte er. „Die Pfeilspitze ist sauber und gerade in dein Fleisch eingedrungen. Bis jetzt hat die Wunde sich nicht entzündet. Mit ein bisschen Nachhilfe wird es wohl auch nicht mehr geschehen.“

      Damit griff er nach einer Schale, wo er bereits mit Wasser versetzte, getrocknete Kräuter vorbereitet hatte, die er nun zusammen mit einigen frischen Blättern – Aigonn konnte nicht sagen, um welche Pflanze es sich handelte – zerstampfte. Als der Schamane die fertige Paste gerade auf die Wunde auftragen wollte, wurde die Tür des Hauses geöffnet und Aigonn hörte einige schwere Schritte, die über die Grasmatten näher kamen.

      „Rowilan?“ Es war Aehrel.

      „Aehrel? Ja, ich bin hier.“ Rowilan wandte sich um und wartete, bis der Krieger an dem großen Regal vorbeigelaufen war, das das Nachtlager des Schamanen vor unerwarteten Blicken oder Gästen verborgen hielt. Aigonn zog beeindruckt die Augenbrauen in die Höhe, als die Gestalt seines Onkels neben dem Schlaflager erschien. Eine Brandwunde, die nur mit einer Salbe bestrichen war, bedeckte die Hälfte seines Halses, einen Teil des Gesichts und schien noch bis weit unter sein Leinenhemd zu reichen. Er hinkte, zog das rechte Bein nach und trug zu allem Überfluss an der Stelle seines Kopfes, wo sich eigentlich das rechte Ohr befinden sollte, lediglich einen schmutzigen Verband, der scheinbar eine stark nässende Wunde verdeckte.

      Trotz der Verletzungen war Aehrels Miene unerschütterlich. Er schien sie hinzunehmen, als ob dies der Sold wäre, den jeder Krieger an sein Leben und sein Volk zu entrichten hatte, und nahm sein Schicksal mit Würde. In diesem Moment beneidete Aigonn seinen Onkel – allein darum, dass er seine Schmerzen, die er zweifellos haben musste, so gut zu ignorieren wusste.

      „Oh, Rowilan! Ich dachte mir schon, dass du es warst, der gerade eben angekommen ist. Es tut gut zu sehen, dass du erfolgreich warst!“ Damit nickte er seinem Neffen kurz zu, bevor er fragte: „Wie sieht die Lage aus?“

      „Sie halten unsere Leute an mehreren Stellen rund um das Lager verteilt gefangen. Es ist fast unmöglich, sie alle gleichzeitig zu befreien, ohne bemerkt zu werden. Ich hatte es fast befürchtet.“

      Aehrel brummte missfällig. „Es war zu erwarten. Khomal ist nicht dumm. Konntest du ausmachen, in wie viele Gruppen sie aufgeteilt wurden?“

      „Nein. Ich habe mich nicht im ganzen Lager umsehen können. Soweit ich gezählt habe, waren es vier. Es könnten aber auch mehr sein.“ Rowilan warf einen hilfesuchenden Blick zu Aigonn, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.

      „Das heißt, wir müssen das Lager noch einmal ausspionieren, bevor wir die anderen befreien können.“

      „Ja, vielleicht. Ich glaube aber, Aehrel, wir sollten die Schlachtpläne nachher mit den anderen besprechen. Dann brauche ich mich nicht zu wiederholen.“

      „Gut.“ Aehrel blickte von Rowilan zu Aigonn und begutachtete die momentane Lage prüfend. Ihm schien nicht entgangen, dass die beiden einen ungewöhnlich friedlichen Umgang miteinander pflegten. Es verging ein kurzer Moment, bis er seinen Worten hinzufügte: „Aigonn, du solltest nachher zu mir kommen, das heißt … in mein Haus. Es geht um deine Mutter.“

      Aigonn schreckte so jäh in die Höhe, dass Rowilan einen Teil der Paste verkleckerte, die er gerade auf seine Finger gehoben hatte.

      „Mutter? Was ist mit ihr? Ist sie am Leben?“

      „Am Leben ist sie, ja …, nur …, schau es dir einfach an, es ist schwer zu beschreiben.“ Damit wandte Aehrel sich um und lief zurück in Richtung Ausgang. Aigonn wollte bereits aufspringen und ihn einholen, als Rowilan seine Schulter packte und ihn zurück in die Felle drückte. „Nicht so schnell, mein Lieber. Erst werden deine Wunden versorgt!“ Aigonn wollte protestieren, doch ein stoßartiger Schmerz, der von seiner Rippe ausging, nahm ihm zum Sprechen die Luft. Demnach hatte er keine Wahl, als abzuwarten und es über sich ergehen zu lassen, wie Rowilan zuerst die Pfeilwunde verband und danach gleichsam seinen verletzten Arm und die gebrochene Rippe untersuchte, wo noch immer ein gewaltiger, blauer Bluterguss unter der Haut zu sehen war.

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      Aehrels Haus war im Kampf deutlich stärker in Mitleidenschaft gezogen worden. Die vordere Hälfte des Gebäudes war praktisch nicht mehr zu gebrauchen, so instabil waren die Wände von den Brandangriffen geworden. Es schien ihm ein Wunder, dass man das Haus noch rechtzeitig hatte löschen können, bevor es gänzlich in sich zusammengefallen wäre.

      Aehrel erwartete Aigonn bereits, auch wenn sein Stiefonkel – wie er sich erneut ins Gedächtnis rief – damit beschäftigt war, Äste und dünne Baumstämme als Stützbalken für die zunehmend instabile Decke anzubringen.

      „Komm rein, Aigonn!“ Aehrel blickte sich nicht um, als Aigonn eintrat. Sein Onkel hatte ihm den Rücken zugedreht, während er an dem Holz hantierte, und wies nur flüchtig auf die andere Seite des Raumes, die durch verrückte Regale und einen Holztisch nicht einsehbar war. „Dort ist deine Mutter. Ich will dich warnen: Sie hat zwar keinerlei Verletzungen in der Schlacht

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