Aldarúun. Valeria Kardos
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„Aauu!“ Hustend richte ich mich in der Wanne auf und habe den Geschmack des Badeöls im Mund. Ich begreife, dass ich tatsächlich eingenickt und wohl ins Wasser gerutscht bin. Etwas brennt auf meiner Schulter, und als ich den Kopf drehe, sehe ich rote Striemen von einer Katzentatze.
„Hast du mich gerade gehauen?“
Völlig perplex blicke ich zu dem kleinen Pelzgesicht hoch, denn das ist ein Verhalten, das ich bei ihm bis jetzt noch nie erlebt habe. Kleiner beginnt sich gleichmütig das Fell zu putzen.
Es klingelt, als ich gerade die Treppe hinunterlaufe. Liliana ist bereits an der Haustür und lässt einen wild plappernden Rotschopf herein. Ramona umarmt uns stürmisch, ohne ihren Redeschwall zu unterbrechen. „Hi, ihr Süßen, wie schön, euch zu sehen. Also ich habe Neuigkeiten ohne Ende! Ich war doch gestern in diesem neuen Fitnessstudio, das in der Innenstadt aufgemacht hat, und ich sage euch, wirklich hochmodern“ – sie schnalzt mit der Zunge – „die haben sogar eine Farbsauna und ein Jacuzzi, also einen richtigen Wellnessbereich, und das ohne Preisaufschlag und – oh, hallo, mein Kleiner! Meine Güte, was bist du denn für ein süßes Kerlchen? Anja, du hast am Telefon echt nicht übertrieben, der ist ja wirklich süß – und so ein seidiges Fell! Wir werden gleich ganz ausgiebig schmusen, aber lass Tante Moni erst mal ihre Einkäufe auspacken – Liliana, hast du an die Limetten gedacht? Caipirinha ohne Limetten geht gar nicht – also, wo war ich? Ach ja, das Studio ist echt der Hammer, aber einen Parkplatz finden? Vergiss es! Habe auch prompt ein Knöllchen kassiert – aber Mädels – ich habe den süßesten Jungen der ganzen Welt kennengelernt. Er ist dort Trainer und …“
Wann holt sie mal Luft?
Grinsend folge ich den beiden Frauen in die Küche.
Wir haben bereits den dritten Cocktail gemixt und die Stimmung ist, trotz des Geheimnisses, das auf uns lastet, erstaunlich ausgelassen. Ramona besitzt einfach die seltene Gabe, durch ihr optimistisches und fröhliches Wesen jeden mitzureißen. Wir haben es uns auf dem Boden auf Decken, umringt von Kissen, gemütlich gemacht, während Liliana an der Kante des Sofas lehnt. Die Trümmer der kaputten Regale haben wir im Laufe der Woche bereits entsorgt und unsere spartanische Einrichtung Ramona lediglich so erklärt, dass wir uns neu einrichten wollen.
Auf dem Sofa liegt Großer und schläft tief und fest, Dicker hat es sich auf Lilianas Schoß bequem gemacht und lässt sich schnurrend den Hals kraulen. Kleiner liegt neben Ramona auf dem Rücken und streckt selig alle vier Pfoten von sich, als sie seinen Bauch zu knuddeln beginnt.
„Also bei mir hat er das noch nie gemacht“, sagt Liliana lachend und nippt an ihrem Glas.
„Ich habe eben eine besondere Wirkung auf Männer“, gluckst Ramona und wirft uns einen gespielt lasziven Schlafzimmerblick zu. „Die sind ja zum Anbeißen süß. Werdet ihr sie behalten?“, fragt sie lachend. Liliana und ich werfen uns verstohlene Blicke zu, was Ramona nicht entgeht. Sie runzelt die Stirn und schaut abwechselnd zu mir und Liliana.
„Apropos Männer, Moni, wie sieht es denn bei dir mal mit etwas Beständigem aus?“, lenkt Liliana vom Thema ab. „Nichts gegen deinen strammen neuen Fitnesstrainer, aber seien wir mal ehrlich, wie lange dauerte deine längste Beziehung bis jetzt? Eine Woche?“
„Liliana, wie soll ich wissen, welches Obst ich mag, wenn ich nicht mal den ganzen Obstkorb durchprobiert habe?“
„Entbehrt nicht einer gewissen Logik“, antwortet meine Mutter augenzwinkernd.
„Also mal ehrlich, Süße, den Obstkorb dürftest du doch schon mindestens dreimal durchprobiert haben“, sage ich kichernd und muss Sekunden darauf schon einem Kissen ausweichen, das aus Ramonas Richtung auf mich zugeflogen kommt.
„Du doofe Nuss, ich bin lediglich sexuell aktiv“, echauffiert sie sich. „Ich meine, ich bin zwanzig und habe eine ausgeprägte Libido! Ich muss regelmäßig Sex haben, sonst“ – sie ringt nach den richtigen Worten – „sonst bekomme ich Pickel!“
Ich muss mich beherrschen, um nicht wieder laut loszuprusten, und auch Liliana nippt an ihrem Cocktail, um ihren Lachanfall zu unterdrücken.
„Pickel?“, wiederhole ich mit unschuldiger Miene.
„Jawohl, und Herzrhythmusstörungen“, antwortet sie beleidigt. „Das habe ich in einer sehr seriösen Zeitschrift gelesen. Das ist wissenschaftlich erwiesen!“ Trotzig reckt sie ihr Kinn in die Höhe.
„Ja, klingt wirklich sehr wissenschaftlich“, antwortet Liliana mit todernster Miene, bricht aber Sekunden später in lautes Gelächter los. Ich proste ihr kichernd zu.
Ramona nimmt Kleiner auf den Arm. „Also wenn die Damen sich wieder eingekriegt haben, möchte ich darauf hinweisen, dass ich wenigstens lebe, wohingegen andere in diesem Raum ein Klosterleben führen.“ Sie blickt mich herausfordernd von der Seite an.
„Was kann ich dafür, dass der Obstkorb, den man mir vorgesetzt hat, voller fauler Äpfel ist“, erwidere ich lachend.
Liliana wischt sich eine Träne aus dem Auge und meint: „Angyalom, dir war doch bisher keiner gut genug. Du hattest an jedem, der mal Interesse an dir zeigte, etwas auszusetzen.“
„Na, es waren ja auch alles Idioten“, antworte ich abwinkend. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass die gesamte Ausschussware der männlichen Gattung in meinem Umfeld ausgekippt wurde. Egal wo ich hintrete, nur Hohlköpfe, Machos oder Weicheier.“
„Meine Güte, was bist du desillusioniert und zynisch! Und das in deinem Alter, so habe ich dich aber nicht erzogen“, sagt Liliana kopfschüttelnd.
„Mama, ich bin weder desillusioniert noch zynisch, nur realistisch. Es gibt heutzutage keine Ehre und keinen Heldenmut mehr. Eigentlich hat es den nie gegeben, das war immer eine Erfindung der Literatur.“
„Nun, einen Helden gibt es aber doch“, sagt Ramona und lächelt wissend.
Auch Lilianas Augen funkeln, als sie sagt: „Du hattest ihn damals in den höchsten Tönen beschrieben, aber seitdem nie mehr ein Wort über ihn verloren. Wieso eigentlich?“
Ich versuche, mir das schöne Gesicht meines Retters wieder ins Gedächtnis zu rufen, aber es verblasst bereits. Das Einzige, was mich noch in meinen Träumen verfolgt, ist der intensive Blick aus diesen tiefgrünen Augen.
„Der Mann war zu schön, um wahr zu sein“, antworte ich leise. „Er war zu meinem Glück einfach zur rechten Zeit am rechten Ort! Aber glaubt mir, Chancen hätte ich bei so einem Mann auf keinen Fall.“
„Wieso glaubst du das?“, fragt Ramona überrascht.
„Ihr habt ihn nicht gesehen. Aber ich versichere euch, ich spiele definitiv nicht in seiner Liga!“
Die beiden Frauen wechseln betroffene Blicke. Ramona nimmt Kleiner vom Arm, dem das gar nicht gefällt, dann krabbelt sie zu mir rüber und legt ihre Arme um mich. „Also ehrlich, Süße, stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Du bist wunderhübsch … du bist wie eine … eine … Zwiebel.“
„Eine Zwiebel?“
„Ich meine, du bist so facettenreich wie eine Zwiebel … okay, der Vergleich hinkt“, sagt sie grinsend. „Was ich sagen will, ist, dass du so viel mehr Größe und Charakter besitzt, als du es dir eingestehen möchtest. Na, und dein Aussehen spricht doch für sich. Ich beneide dich um deine wunderschöne