Aldarúun. Valeria Kardos
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Ich nicke benommen und versuche das eben Gehörte zu verarbeiten. „Hast du jemals wieder etwas von den Gollnirs gehört?“, frage ich nachdenklich. „Ich meine, irgendwie bin ich doch auch ein Teil dieser Familie?“
„Nein, nie wieder! Und – ehrlich gesagt habe ich das bisher auch nicht bedauert. Aber die jüngsten Ereignisse zeigen wohl, dass mich die Vergangenheit letztendlich doch eingeholt hat.“
„Ein solcher Aufwand, nur um mich vor irgendwelchen dubiosen Attentätern zu schützen? Wer um Himmels willen war mein Vater?“
„Ich weiß nicht viel über die Gollnirs, außer dass es sich um ein sehr altes und mächtiges Adelsgeschlecht handelt.“
Und zum zweiten Mal klappt meine Kinnlade runter. „Ich gehöre zum ungarischen Adel?“
„Nicht direkt zum ungarischen Adel“, antwortet Liliana zögernd und schaut mich wieder auf diese sonderbare Art an.
Ein ganz merkwürdiges Gefühl macht sich tief in meinem Bauch breit. Ich fühle, dass der große Knall noch kommt.
„Okay, nicht ungarisch, dann vielleicht österreichisch?“, hake ich ungeduldig nach.
„Die Gollnirs haben nur eine Residenz in Budapest, aber sie sind nicht aus Ungarn. Genaugenommen sind sie noch nicht einmal von dieser Welt!“
Ich starre sie ungläubig an. „Wie meinst du das?“
„Angyalom, du bist nur zur Hälfte ein Erdenmensch!“
9
In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen. Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht und das Atmen immer schwerer fällt.
Liliana betrachtet mich mit wachsender Sorge. „Um Himmels willen, du wirst doch jetzt nicht ohnmächtig?“
Sie springt auf und schenkt mir ein Glas Wasser ein.
„Ich bin in der Twilight-Zone“, murmele ich benommen.
Liliana streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückt mir das Glas in die Hand. „Ich kann mir vorstellen, dass das jetzt ein Schock für dich ist. Wären diese Bestien nicht aufgetaucht, hätte ich es dir wahrscheinlich nie erzählt. Ich wollte stets, dass du ein normales und glückliches Leben führst. Manchmal sollte man die Vergangenheit einfach ruhen lassen.“
„Herrgott, ich stamme von E.T. ab! Also ich denke schon, dass das erwähnenswert ist! Wie konntest du mir diese Wahrheit nur all die Jahre vorenthalten?“, fahre ich sie wütend an.
„Es tut mir leid, Angyalom“, flüstert sie und schaut bedrückt zu Boden. „Ich wollte die richtigen Entscheidungen für dich treffen, doch ich war noch so jung und unerfahren – und mutterseelenallein.“
Mein schlechtes Gewissen rührt sich. Sie war damals jünger als ich jetzt und ich kann nur erahnen, was sie durchgemacht hat. Hochschwanger, ohne den Schutz der Familie oder Freunde in einem fremden Land, und als ständiger Begleiter die Angst. Das war kein Leben für einen jungen Menschen. Ich bin beschämt über meinen egoistischen Ausbruch. „Verzeih mir, ich bin so ein Stoffel. Es ist nur … oh Gott, es ist, als hätte mir jemand den Teppich unter den Füßen weggezogen.“
Liliana schenkt uns Kaffee ein, dann setzt sie sich wieder an den Küchentisch. In meinem Kopf sprudeln die Fragen fast über. „Also wer oder was war mein Vater? Ein Außerirdischer? Muss ich befürchten, dass mir irgendwann Schuppen wachsen?“
„Nein, natürlich nicht. Die Gollnirs sind Menschen wie du und ich. Sie sind nur nicht von hier. Ihre Welt heißt Aldarúun.“
„Aldarúun“, wiederhole ich ehrfürchtig. „Ist das ein anderer Planet? Wie sind sie hierhergekommen? In Raumschiffen?“
„Nein, sie kamen durch ein Dimensionsportal.“
„Ein Dimensionsportal?“, wiederhole ich skeptisch. „Klingt weit hergeholt.“
„Ach ja? Und was hat uns gestern angegriffen?“, erwidert sie trocken. „Mutierte Eichhörnchen?“
„Wenn solche Portale wirklich existieren, warum wurden sie bisher nicht entdeckt?“
„Weil sie vor sehr langer Zeit versiegelt wurden. Nur wenigen Auserwählten ist es gestattet, die Tore zu passieren – und dazu gehören eben Mitglieder der Gollnir-Familie.“
„Nun, scheinbar entspricht das nicht mehr ganz den Tatsachen, denn mittlerweile kommen wohl auch andere Wesen durch das Tor“, antworte ich.
„Irgendetwas muss passiert sein“, murmelt Liliana und wirft mir einen düsteren Blick zu. „Etwas Schlimmes! Und wir sind hier nicht mehr sicher.“
Seufzend setze ich meine Tasse ab. Irgendwie kann ich das alles nicht glauben, aber meine verletzte Schulter sowie unsere zertrümmerte Einrichtung sind Zeugen für die jüngsten Ereignisse.
„Und was waren das für merkwürdige Schatten?“
„Ich habe keine Ahnung, Anja. Aber wir verdanken ihnen unser Leben.“
Wir sitzen stumm da und nippen an unserem Kaffee.
„Was machen wir denn jetzt?“, unterbreche ich die Stille. „Wenn sie wirklich hinter mir her sind, bedeutet es ja wohl, dass meine Existenz – und noch viel schlimmer, mein Aufenthaltsort kein Geheimnis mehr ist. Ich bezweifele, dass das der letzte Angriff war. Hatte man dir denn keine Anweisungen gegeben, falls wir doch irgendwann entdeckt werden?“
„Ich glaube, so weit hat damals keiner gedacht. Alvar wollte zu diesem Zeitpunkt lediglich verhindern, dass zu viele von meiner Existenz wussten, geschweige denn Zeuge meiner Schwangerschaft wurden. Er wollte warten, bis sich die politischen Wogen geglättet haben, und mich dann zurückholen. Aber er ist nie wieder aufgetaucht.“
„Kann es sein, dass du dich zu gut versteckt hast?“, frage ich schmunzelnd.
„Möglich“, antwortet sie grinsend. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte unser Leben wunderbar so weiterlaufen können.“
„Tja,