Aldarúun. Valeria Kardos

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Aldarúun - Valeria Kardos страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Aldarúun - Valeria Kardos

Скачать книгу

      Lilianas Gesicht verfinstert sich und sie blickt wieder zum Wald, aber nach einer Weile dreht sie sich zu mir und legt ihren Kopf schief. In ihrem Blick liegt so viel Mitgefühl. Sie nimmt mich wortlos in den Arm und drückt mich sanft.

      „Denkst du, ich habe mir das gerade nur eingebildet?“, frage ich gequält.

      „Einbilden ist das falsche Wort“, sagt sie nachdenklich. „Angyalom, was du erlebt hast, war traumatisch! Dein Gehirn wird dir möglicherweise noch in nächster Zeit hinter Bäumen oder Sträuchern Monster vorgaukeln. Lass dir Zeit und versuche an schöne Dinge zu denken.“

      Wahrscheinlich hat sie recht. Ich versuche zu lächeln, aber das dumpfe Gefühl bleibt.

      7

      Zum Abendessen haben wir uns eine große Schüssel Spaghetti gemacht und sitzen schmatzend vor dem Fernseher. Normalerweise legt Liliana Wert darauf, Mahlzeiten ordentlich am Esstisch einzunehmen, aber heute Abend läuft im Fernsehen Notting Hill, die ich weiß nicht wievielte Wiederholung. Sie bekommt einfach nie genug davon. Ich wiederum bin einfach nur glücklich, wieder zu Hause zu sein.

      Als der Film zu Ende ist, steht Liliana gähnend auf und gibt mir im Vorbeigehen einen Kuss auf meinen Hinterkopf. Dann steigt sie mit schlurfenden Schritten die Treppe hinauf. Eine Weile zappe ich noch durch das Fernsehprogramm, nur um festzustellen, dass bei so vielen Kanälen doch nichts Vernünftiges läuft. Die Holzscheite im Kaminofen sind komplett runtergebrannt, es wird also bald kalt werden. Ich schalte den Fernseher und alle Lichter aus, dann folge ich Liliana nach oben.

      Endlich wieder im eigenen Bett schlafen!

      Mein Kopf ist noch nicht ganz in der waagerechten Haltung, da bin ich schon weggetreten.

      Ein erdbebenartiges Rütteln weckt mich mitten in der Nacht.

      „Anja, wach auf“, flüstert Liliana aufgeregt und rüttelt heftig an meinem Arm.

      „Was ist denn?“, murmele ich müde.

      „Sscht! Steh auf, aber sei leise“, befiehlt sie mir in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. Sie hat sich in ihren Bademantel gewickelt und umklammert den Schürhaken.

      „Meine Güte, was ist denn los, Mama?“, frage ich erstaunt und schiebe schlaftrunken meine Beine über den Bettrand.

      „Irgendjemand schleicht um unser Haus herum! Ich habe die Polizei bereits angerufen, aber die haben keinen Streifenwagen in der Nähe.“

      Der Feldweg ist schon bei Tageslicht schnell zu übersehen. Es kann also ein wenig dauern, bis sie hier sind.

      Sie deutet mit einer Kopfbewegung an, ihr zu folgen, aber ich halte sie am Ärmel fest. „Was hast du denn vor? Meinst du nicht, wir sollten lieber auf die Polizei warten?“

      Ungehalten dreht sie sich um. „Ich werde auf keinen Fall kampflos hier herumsitzen und zuschauen, wie unser Hab und Gut gestohlen wird. Wir haben keine Versicherung und du weißt, dass es uns finanziell nicht sehr berauschend geht.“

      „Meine Güte, willst du für das bisschen Zeug dein Leben aufs Spiel setzen?“

      „Also unseren Plasmafernseher kriegen die kleinen Scheißer auf keinen Fall! Die letzte Rate habe ich erst vor zwei Monaten bezahlt!“ Sie funkelt mich an und umklammert den Schürhaken noch fester. Dann dreht sie sich um und schleicht weiter Richtung Treppe.

      Trotz der beängstigenden Situation muss ich schmunzeln und mir tun die Einbrecher fast ein wenig leid. Niemand mit gesundem Menschenverstand legt sich mit dem kleinen General an. Aber dann fallen mir wieder die gelben Augen ein und ich frage mich, ob ich an diesem Freitagabend möglicherweise nicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort war. Dies würde doch dann bedeuten, dass sie ganz gezielt hinter mir her waren?! Aber warum sollten irgendwelche Monster aus der Hölle hinter einem Niemand wie mir her sein? Schlichtweg absurd!

      An der Treppe bleiben wir stehen und blicken in die untere Etage, wo ich schemenhaft die Umrisse unserer Möbel erkenne. Vorsichtig, darauf achtend, das Knirschen der Treppe nicht allzu sehr herauszufordern, laufen wir hinunter. Liliana bedeutet mir, zu warten, während sie langsam in die Küche schleicht. Kopfschüttelnd schaue ich ihr hinterher und empfinde unser Verhalten in diesem Augenblick als reichlich überspannt. Das Wohnzimmerfenster ist nur wenige Schritte entfernt. Ich gehe rüber und schiebe vorsichtig den dicken Vorhang zur Seite. Die Wolkendecke ist aufgerissen und man hat einen recht guten Blick auf die Terrasse. Unsere alte Hollywoodschaukel, die langsam im Wind wippt, die Blumentöpfe, die Liliana bei den ersten Sonnenstrahlen rausgestellt hat. Bei Vollmond kann man sogar bis zu der Pferdekoppel der Burkhardts schauen.

      „Anja, geh sofort vom Fenster weg!“, zischt Liliana wütend, als sie durch die Verbindungstür der Küche kommt.

      „Also, Mama, ich finde das albern. Schau dir doch unser Häuschen an, hier gibt es nichts zu holen. Einbrecher nehmen in der Regel Villen ins Visier. Keiner würde sich die Mühe machen, hier einzubrechen.“

      „Ich habe doch keine Halluzinationen. Als ich gerade im Bad war, habe ich aus dem Fenster mindestens zwei Gestalten unten in den Büschen herumschleichen sehen“, sagt sie wütend. „Vielleicht sind es auch nur Landstreicher, aber ich will kein Risiko eingehen.“

      „Diebe sind keine potenziellen Gewaltverbrecher. Wir sollten kurz die Lichter anmachen, dann sehen sie, dass die Bewohner zuhause sind, und verschwinden wieder“, erwidere ich beschwichtigend.

      „Und was ist, wenn du dich irrst? Wir haben keine Nachbarn. Im Grunde genommen sitzen wir hier wie auf einem Präsentierteller. Warte, ich prüfe schnell, ob die Hintertür verschlossen ist“, sagt sie und verschwindet mit wenigen Schritten.

      „Als ob ich gegen eine Wand rede …“, murmele ich vor mich hin.

      „Das habe ich gehört, junge Dame!“, zischt es leise aus der Dunkelheit.

      Ernsthaft jetzt? Das hat sie gehört?

      Die Wolkendecke hat sich wieder zugezogen und es ist stockfinster draußen. Mir schießt durch den Kopf, dass ich vielleicht das Licht auf der Veranda einschalten sollte, damit die Polizeibeamten leichter den Weg finden. Ein lautes Poltern im Hintergrund ist zu hören, gefolgt von einigen sehr unschönen ungarischen Flüchen.

      „Alles okay bei dir?“, rufe ich nach hinten.

      „Morgen räumen wir als Erstes diesen blöden Flur auf! Hier bricht sich noch jemand das Genick“, antwortet sie schimpfend.

      Grinsend drehe ich mich wieder zum Fenster – und blicke direkt in ein wütendes gelbes Augenpaar, das mich durch die Scheibe fixiert!

      Mit einem entsetzten Aufschrei stolpere ich zurück und falle über den Sessel, in dem ich mich vor Kurzem noch gefläzt habe. Mit schmerzverzerrtem Gesicht taste ich nach meiner Schulter, die nach dem Aufprall wieder pocht, als mit einem ohrenbetäubenden Krachen das Fenster zu Bruch geht und ein mächtiger grauer Körper in den Raum springt. Der Vorhang hat sich in seiner Klaue verfangen und er reißt ihn samt Schiene aus der Wand und schleudert ihn quer durch den Raum.

      Vorsichtig luge ich über den Rand des umgestürzten Sessels. Dieses Ding hat sich auf seine Hinterbeine gestellt und stößt dabei mit seinem Kopf gegen die Wohnzimmerdecke. Ein tiefes Grollen dringt aus seiner Kehle und mein Herz setzt für einen Moment aus.

      Sie

Скачать книгу