Die Pest der Korruption. Kent Heckenlively

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Die Pest der Korruption - Kent Heckenlively

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der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, des Gesetzes zur Religionsfreiheit von Virginia & Gründungsvater der University of Virginia“. Unabhängigkeit, Freiheit und das Streben nach Wissen. Das beschreibt mich in etwa.

      Ich glaube, es wäre richtig, mich mehr als eine Revolutionärin und Frank mehr als einen Konservativen zu beschreiben. Aber die Wirklichkeit ist komplexer als diese Bezeichnungen. Auch wenn ich revolutionär sein mag, so erkenne ich doch die Notwendigkeit von Stabilität. Und während Frank mehr konservativ sein mag, erkennt er die Notwendigkeit von Veränderung. Wir mögen oft von verschiedenen Standpunkten ausgehen, aber nach einer ordentlichen Debatte können wir uns normalerweise auf eine vernünftige Vorgehensweise einigen.

      Aber im derzeitigen dunklen Zeitalter der Wissenschaft werden sowohl der Revolutionär als auch der Konservative verbannt. Der Revolutionär wird für seine neuen Ideen niedergeschrien, und wenn der Konservative nach den Beweisen fragt, die eine bestehende Vorgehensweise stützen, dann wird beiden gesagt, dass das Thema bereits erledigt ist. Hört auf, Fragen zu stellen! Anstelle der Revolutionäre und der Konservativen haben wir jetzt in der Wissenschaft Lügner, Söldner und Feiglinge.

      Die Wissenschaft kann ehrliche Streitigkeiten zwischen Forschern mit Integrität und Intelligenz überstehen, aber diese gegenwärtige Pest der Korruption kann sie nicht überleben.

      * * *

      Keiner meiner früheren Kollegen ruft mich an und fragt mich, ob ich bei seiner Forschung mitarbeiten möchte. Keine Hochschule oder Universität bietet mir eine Lehrtätigkeit an. Stattdessen bin ich damit gesegnet, mit meinem langjährigen Kollegen Frank in einer kleinen Beratungspraxis zu arbeiten und oft über diese Probleme zu streiten. Wir machen dort das, was wir in den vergangenen fünfunddreißig Jahren getan haben: Wir versuchen, Krankheitsprozesse zu verstehen und herauszufinden, wie man das unnötige Leiden von so vielen Menschen beenden könnte.

      In Bernard Malamuds klassischer Baseball-Novelle The Natural wird dem Helden gesagt: „Wir haben zwei Leben, Roy, das Leben, mit dem wir lernen, und das Leben, das wir danach leben.“ Man kann sagen, das Leben, mit dem ich gelernt habe, ist die Geschichte, die Kent und ich in Die Pest erzählt haben. Das Buch, das Sie jetzt lesen, handelt von dem Leben, das ich danach lebte, als wir entdeckten, dass die Korruption in vielen Bereichen der Wissenschaft weit verbreitet ist, aber auch realisierten, dass es Anlass zu großer Hoffnung gibt.

      Was wie ein Ende aussieht, ist beinahe immer in irgendeiner Weise ein neuer Anfang.

      Ich bin als Proteinchemikerin am 10. Juni 1980 in den Wissenschaftsbetrieb eingestiegen, habe am National Cancer Institute gearbeitet, um Interferon zu purifizieren, was zu dieser Zeit ein revolutionäres Mittel zur Krebsbehandlung war. Frank, mein späterer Mentor am National Cancer Institute, war Teil des Teams, welches das erste humane Retrovirus HTLV-1 (Humanes T-Zell-Leukämie-Virus 1) entdeckte. Wir waren gut darauf vorbereitet, die HIV-AIDS-Epidemie zu bekämpfen, die sich anbahnte. Ich erinnere mich, dass ich Mitte der 1980er-Jahre am National Cancer Institute arbeitete und durch Massen von zornigen AIDS-Aktivisten lief, die laut schrien, wir würden nicht genug tun, um ihre Krankheit zu heilen.

      Im Jahr 1991 verteidigte ich meine Doktorarbeit über das Thema, wie HIV sich wie ein Trojanisches Pferd vor dem Immunsystem verbirgt und wie man mit gezielten Medikamenten diese tödliche Krankheit in eine behandelbare verwandeln könnte. Eine Woche vor meiner Disputation wurde der Profi-Basketballer Magic Johnson positiv auf HIV getestet.

      Mein Promotionsausschuss fragte mich, ob Magic Johnson an AIDS sterben würde. Meine ausführliche molekularbiologische Antwort war einfach die folgende: Da er sich erst kürzlich infiziert hatte und die neuen Medikamente die Aktivität des Virus in Schach halten und damit eine Schädigung seines Immunsystems verhindern würden, würde er nicht nur nicht an AIDS sterben, sondern erst gar kein AIDS entwickeln. Das widersprach diametral dem damaligen Dogma, dass diese Medikamente zu gefährlich seien und erst in den späteren Stadien der Krankheit verabreicht werden sollten. Bis dahin, so argumentierte ich, würde Magic Johnson kein Immunsystem mehr haben, mit dem er auf die Medikamente ansprechen könnte.

      Mehr als fünfundzwanzig Jahre später ist Magic Johnson nicht an AIDS erkrankt und es geht ihm gut. Genauso wie Millionen andere, die andernfalls gestorben wären. Und wir tun sogar noch mehr. Wir haben nicht nur herausgefunden, wie man das Virus ausschalten kann, sondern entdecken gerade, wie man es aus seinen Verstecken herausspülen und ausmerzen kann, sodass es zu einer tatsächlichen Heilung kommt.

      Unter optimalen Bedingungen ist es das, was die Wissenschaft macht.

      Sie sagt die Wahrheit und findet Antworten.

      Selbst wenn diese Wahrheit finster ist, müssen wir einen Weg finden, sie ans Licht zu bringen.

      Ich bin gefragt worden, warum ich dieses Buch schreibe. Ist meine Geschichte denn nicht schon erzählt worden? Unsere Arbeit wurde für einen Moment gefeiert, dann wurde sie zerstört. Ende der Geschichte.

      Aber nur weil die Wissenschaft mir und Frank keine Beachtung schenkt, heißt das nicht, dass wir unsererseits der Wissenschaft keine Beachtung schenken. Wir verstehen heute so viel besser den inflammatorischen Sturm, der in den Körpern von Millionen tobt, und wie wir Dinge wie Cannabis, Suramin, Energietherapien, Diät und andere natürliche Produkte einsetzen könnten, um diesen Sturm zu besänftigen.

      Wir können die Geister der Vergangenheit beruhigen und vorwärtsgehen in eine unvorstellbar strahlende Zukunft der Gesundheit für alle.

      KAPITEL 1

      Eine Wissenschaftlerin auf See

      Es war im späten Oktober 2011, nach meinem Rauswurf aus dem neuroimmunologischen Institut, das ich mitgegründet hatte, und bevor ich mich im Gefängnis wiederfand. Ich fuhr gerade mit meinem Fahrrad den Harbor Boulevard herunter durch die Sanddünen des McGrath State Park in Oxnard, Kalifornien.

      Stellen Sie sich eine Szene in Südkalifornien vor – den blauen Ozean mit den weißen Schaumkronen, eine spätherbstliche Brise, den Strand, Parks, in denen Eltern mit ihren Kindern Drachen steigen lassen. Sie können sicher verstehen, warum ich gerne diese Strecke entlangfuhr. An diesem Tag fuhr ich von unserem Zuhause am Bootsdock, das an einem schmalen Kanal lag, zum Pierpont Bay Yacht Club. Dort gehörte ich zu einer Gruppe, die den jährlich stattfindenden Segelwettbewerb vorbereitete, der zugunsten einer Organisation namens Caregivers stattfand, die älteren Menschen dabei hilft, in ihrem Zuhause wohnen zu bleiben.

      Und wie sah ich wohl aus, als ich durch einige der wenig befahrenen Gegenden nahe des McGrath State Park fuhr? Ich war Mitte 50, 1,63 Meter groß und wog 64 Kilo. Ich nahm an, dass ich wahrscheinlich von vielen anderen Menschen nicht zu unterscheiden war, als ich dort auf meinem blauen Fahrrad mit einem orangefarbenen Helm und leuchtenden Fahrradklamotten entlangfuhr.

      Obwohl ich kürzlich meinen Job verloren hatte und mich inmitten einer hitzigen wissenschaftlichen Kontroverse wiederfand, war ich nicht übermäßig besorgt. Ich war die Projektleiterin von Forschungsprojekten der US-Regierung, die für jede Universität, die mich einstellte, etwa 1,5 bis 2 Millionen Dollar im Jahr wert waren. Ich hatte diverse Einstellungsgespräche, so etwa an der University of California in Los Angeles (UCLA), der University of California in Santa Barbara, der California State University auf den Kanalinseln sowie eine Möglichkeit, am Mount Sinai Medical Center in New York City mit Dr. Derek Enlander zusammenzuarbeiten. Wir hatten drei Wohnhäuser, mehrere Autos, ein Boot und Geld auf der Bank, und mein Mann bezog eine großzügige Pension aus den Jahren, in denen er an einem großen Krankenhaus als Leiter der Personalabteilung gearbeitet hatte.

      Das Forschungsinstitut, das ich mitgegründet hatte, war an der

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