Die Pest der Korruption. Kent Heckenlively

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Die Pest der Korruption - Kent Heckenlively

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mächtigste Mann im Staat Nevada betrachtet. Später würde er achtzehn Monate in einem Bundesgefängnis einsitzen wegen illegaler Wahlkampfspenden für Senator Harry Reid, der damals der Mehrheitsführer im US-Senat war. Diese Leute, die einmal meine engen Freunde waren, haben mich und Millionen anderer Menschen verraten. Ich hatte mich ihrer Anweisung widersetzt, an Aktionen teilzunehmen, die ich als unmoralisch und illegal betrachtete. Und ich habe nicht einfach schweigend aufgegeben und mich in die Nacht davongestohlen. Ich habe voller Zorn gegen das Verlöschen des Lichts der Hoffnung gekämpft, das durch unsere Arbeit im Interesse einer vergessenen Gruppe von schrecklich kranken Menschen für einen kurzen Moment entzündet worden war.

      Ein weißer Kleinlaster mit Nevada-Nummernschild zog an mir vorbei und stellte sich auf den Fahrradweg. Als ich an dem parkenden Wagen vorbeiradelte, sah ich, dass der Fahrer sein Mobiltelefon hochhielt, als ob er Fotos von mir machen würde. Es war ein großer, braungebrannter Mann mit Bart, braunem Haar unter einer Baseballkappe und Sonnenbrille – er hatte eindeutig eine unheimliche Ausstrahlung. Es entging mir nicht, dass er an seinem Rückfenster ein Gewehr angebracht hatte. Dieses Spiel aus Verfolgen, Überholen und Parken, um mich vorbeifahren zu lassen, um dann wieder auf die Straße zu fahren, wiederholte sich mehrere Male, bevor ich die Straße überquerte, gegen den Verkehr radelte und er wegfuhr.

      Als ich im Yachtclub ankam, erzählte ich einer Freundin diese Geschichte. „Das war wirklich ziemlich merkwürdig“, sagte ich. „Er ist mir einfach immer wieder gefolgt.“

      „Du Dummkopf“, sagte meine Freundin. „Du könntest einfach verschwinden. Alles, was er tun muss, ist sichergehen, dass du es bist, dich dann schnappen, dein Fahrrad in die Dünen schmeißen und dein Mobiltelefon ins Wasser werfen. Und wenn sie eines Tages deine Leiche finden, werden die Leute sagen, du hättest dich wohl umgebracht, weil die Sache mit deiner XMRV-Studie keinen Erfolg hatte. Gott helfe mir, aber wenn du noch einmal mit diesem Fahrrad fährst, werde ich dich persönlich umbringen. Ich fahre dich nach Hause. Und von jetzt an wirst du dich niemals allein an einem Ort aufhalten, an dem Leute wie der dich finden können.“

      Sie war unerbittlich und ich willigte ein, weil mir klar wurde, dass einer meiner blinden Flecken darin bestand, nicht wahrzunehmen, wenn jemand beabsichtigte, mir etwas zuleide zu tun. Man hat mich oft eine „Laborratte“ genannt. Diese Bezeichnung verpasst man Wissenschaftlern, die ihre Zeit lieber am Labortisch verbringen und Experimente machen als Politikern und Geldgebern freundlich die Hände zu schütteln oder vor Doktoranden lange Reden zu halten über die Arbeit, für die der leitende Wissenschaftler dann den Ruhm einheimst. Ich war lieber bei der praktischen Arbeit im Labor, Schulter an Schulter mit Frank, mit Forschungsassistenten und Studenten. Ich bevorzugte es, sie anzuleiten und herauszufordern und mich zu vergewissern, dass die Erklärungen, die ich ihnen gab, und die Schlussfolgerungen, die wir zogen, korrekt waren, während sie das Gleiche taten.

      Dort habe ich die meiste Zeit meines Berufslebens mit Frank verbracht, um immer dann ein herrschendes Dogma herauszufordern, wenn das, was wir durch die Linse eines Mikroskops sahen, etwas anderes besagte.

      Ich stand jedoch kurz davor, über die dunklen Künste der Menschheit, über das Land der Furcht und der Lügen eine Lehre erteilt zu bekommen. Ich habe die Macht derer, die diese Künste ausüben, nicht richtig eingeschätzt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Weg zurück ins Licht wiedergefunden habe.

      Ich glaube, dass mehr von uns unter diesem Fluch stehen, als wir begreifen.

      * * *

      Wie begeht man in der Wissenschaft das perfekte Verbrechen?

      Wir sind von Anfang an benachteiligt, weil das eine Frage ist, die wir uns niemals stellen. Mehr als dreißig Jahre lang hat Frank mir und anderen beigebracht, unsere Daten exakt aufzuzeichnen, sie mit denen anderer Forscher auf der ganzen Welt zu vergleichen, die Extremwerte zu verwerfen und zu einem Konsens zu kommen. Wir wissen, dass es Abweichungen gibt. Aber wenn die Masse der Belege in eine bestimmte Richtung zeigt, sind wir überzeugt, dass wir ein besseres Verständnis der biologischen Prozesse im Menschen gewonnen haben.

      Wenn es nur das wäre, was in der realen Welt geschieht.

      In der realen Welt gibt es Konzerne, seien es Pharma-, Agrar-, Öl- oder Chemiekonzerne, die Milliarden von Dollar in die Arbeit von Wissenschaftlern stecken. Wenn jemand Milliarden von Dollar hat, kann er die dunklen Künste der Beeinflussung nutzen, um Werbefirmen anzuheuern, die dann die entsprechenden Produkte anpreisen, kann die Saat des Zweifels über denjenigen ausstreuen, die diese Produkte infrage stellen. Er kann Werbung auf Nachrichtensendern kaufen, sodass diese keine negativen Meldungen über die Produkte verbreiten, es sei denn, sie haben keine andere Wahl. Außerdem kann er an Politiker aller Couleur Spenden verteilen. Dann, wenn diese Politiker gewählt wurden, können sie Gesetze zum Nutzen ihrer großzügigen Spender verabschieden. Wie es im 17. Jahrhundert so wortgewandt von einem prominenten Mitglied an Königin Elisabeths Hof ausgedrückt wurde: „If it prospers, none dare call it treason.“ [„Wenn etwas erfolgreich ist, wagt niemand, es als Hochverrat zu bezeichnen.“]

      Dieser Maschinerie von Geld und Konzernen steht der naive und wissbegierige Wissenschaftler gegenüber. Uns wird nicht beigebracht, kämpferisch zu sein. Wir belegen keine Hochschulseminare in Mut. Wir werden ermutigt, an die Rohdaten zu glauben, sofern alle experimentellen Kontrollen durchgeführt wurden, und wir berichten ALLE Daten, auch dann, wenn wir sie nicht verstehen.

      Ich habe oft gedacht, in der Wissenschaft seien wir gut beraten, wenn wir dem Beispiel der Juristen folgen würden. Wenn ich mit Anwälten spreche, ist es eindeutig, dass sie das intellektuelle Gefecht genießen. Sie stellen sich hin und verteidigen das verhassteste Individuum einer Gesellschaft, weil sie glauben, dass diese Person aufrichtig unschuldig ist oder dass ein bestimmtes Verfahren befolgt werden muss, bevor ein Urteil gefällt werden kann. Frank hat mir beigebracht, solche intellektuellen Gefechte zu lieben. Aus Franks Sicht hat man die Pflicht, die Daten leidenschaftlich zu verteidigen, wenn man der wissenschaftlichen Methode gefolgt ist. Und mit Frank musste man die Daten überprüfen und noch ein zweites und drittes Mal überprüfen, bevor er einem erlaubte, sie vorzuzeigen.

      Ein Kollege sagte uns einmal: „Die wichtigsten Daten in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung sind die Daten, die man nicht vorzeigt.“ Diese Aussage machte Frank wütend. Er sagte oft: „Die besten Artikel sind diejenigen, die beim Leser mehr Fragen als Antworten hinterlassen.“ In unserer Publikation in Science vom 8. Oktober 2009 ließen wir alle Daten drin, auch diejenigen, die wir damals noch nicht verstanden. Auch wenn diese Publikation meinen beruflichen Werdegang beendete, entspricht sie bis zum heutigen Tag der Wahrheit.

      Denjenigen, die als Juristen tätig sind, wird beigebracht, kämpferisch zu sein. Ich bin dankbar, dass Frank mir beigebracht hat, so kämpferisch wie jeder Jurist zu sein.

      Die besten Wissenschaftler in der Geschichte waren diejenigen, die auf ähnliche Weise gegen den Strom der traditionellen Denkweisen geschwommen sind. Man denke an Galileo, der verkündete, dass die Sonne nicht um die Erde kreist. Oder an Darwin, der die biblische Vorstellung infrage stellte, die gesamte Schöpfung, alle Pflanzen und Tiere, das Land und das Meer seien in sechs Tagen erschaffen worden und Gott habe dann am siebten Tag geruht.

      Eines Tages, als ich über die negativen Artikel jammerte, die angeblich den Zusammenhang zwischen XMRV und ME/CFS widerlegten, nahm Frank mich in sein Büro mit und zeigte auf einen Aktenschrank in der Ecke. In den Schubladen lagen Publikationen, in denen behauptet wurde, seine Aussagen über den T-Zell-Wachstumsfaktor (Interleukin-2) oder HTLV-1, das adulte T-Zell-Leukämie verursacht, seien falsch. Eine dieser Veröffentlichungen war gerade erst erschienen! Er sagte: „Wenn du die Hitze nicht verträgst, geh nicht in die Küche. Jetzt lass uns weiterarbeiten.“

      Ich ermutige Sie, die wissenschaftlichen Fragen, die in diesem Buch gestellt werden, auf die gleiche Weise zu betrachten, wie Sie einen der Kriminalfälle betrachten

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