Die Rache des Waschbären. Christian Macharski

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Die Rache des Waschbären - Christian Macharski

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Es waren exakt zwei Sekunden, wenn man aufrundet. „Was macht eigentlich Martina so?“ Und auch wenn Fredi diesen Satz beiläufig und desinteressiert klingen ließ, würde Borowka nicht darauf hereinfallen. Nein, er würde sein Maul halten. Und später würde Fredi ihm auch dankbar sein dafür.

      „Nix. Die ist genauso verstrahlt wie früher. Sei froh, dass du die los bist.“

      „Bin ich auch.“

      Ja, ja, wer’s glaubt, dachte Borowka, dadrauf fall ich nicht rein. „Hör mal, in Berlin muss es doch von gute Frauen nur so wimmeln. War da noch nix dabei?“, versuchte er das Thema zu wechseln.

      Fredi hob die Schultern, aber Borowka meinte, ein kleines Zucken um die Mundwinkel erkannt zu haben. „Erzähl“, forderte er seinen Kumpel auf.

      Fredi lächelte. „Na ja, das ist noch nix Festes. Obwohl – eigentlich schon. Die heißt Sabrina. Ich hab die kennengelernt bei ein Erste-Hilfe-Kurs.“

      Borowka zündete beiden eine neue Zigarette an und gab Fredi eine. „Was machst du denn bei so was Schwules wie ein Erste-Hilfe-Kurs?“

      „Ach, lange Geschichte. Der Meister bei uns im Betrieb ist beim Ölwechsel umgekippt – Herzinfarkt. Und da kein Mensch wusste, was er tun soll, wär der fast über die Wupper gegangen. Der Rettungswagen war aber rechtzeitig da und unser Meister hat überlebt. Aber als Konsequenz dadraus hat Chef dadrauf bestanden, dass wir sofort alle ein Erste-Hilfe-Kurs mitmachen.“

      „Das kann ja wohl nicht sein. Ich denk, dein Chef ist der Vetter von der alte Oellers hier. Wenn der was aus Menschlichkeit tut, dann kann der nicht mit dem verwandt sein.“

      Fredi musste grinsen. „Das hatte auch nix mit Menschlichkeit zu tun. Der Berlin-Oellers hat sich hauptsächlich dadrüber aufgeregt, dass keiner gearbeitet hat, während wir auf der Rettungswagen gewartet haben. Außerdem war der der Meinung, wenn einer von uns eine Herzmassage gemacht hätte, hätte der Meister direkt weiterarbeiten können, statt, wie jetzt, wochenlang in Kur zu gehen, für sich die Eier zu schaukeln.“

      „Ich nehm alles zurück. Die sind 100-prozentig miteinander verwandt. Aber, was viel wichtiger ist: Was ist mit diese Sabrina?“

      Fredi zog versonnen an seiner Zigarette. Ein stilles Lächeln umspielte seine Züge. „Die Sabrina ist toll. Wir waren in eine Gruppe und mussten gegenseitig Herzmassagen machen und dann hat die mich bei der Beatmungsübung in echt geküsst.“

      Borowkas Kinnlade klappte herunter: „Ich fass es nicht.“

      „Ja, ohne Scheiß. In Berlin sind die Frauen irgendswie anders drauf. Mit die muss man nicht wochenlang im Kinno gehen oder die zum Essen einladen wie hier. Die wissen genau, was die wollen.“

      „Ich fass es nicht.“

      „Die hat sogar ein Piercing im Bauchnabel.“

      „Ich geh kaputt. Hör auf, Fredi. Was ist das für ein Planet, auf dem du da lebst? Der Planet der wilden Frauen, oder was?“

      „Na ja, so wild ist es auch wieder nicht“, wiegelte Fredi ab. „Wir gehen in Berlin auch schon mal zusammen im Kinno oder so. Letztens waren wir am Sony Center und wollten da ein Film gucken. Da war da plötzlich eine Filmpremiere und du glaubst nicht, wer da plötzlich über der rote Teppich läuft! Tom Cruise!“

      Borowka riss ungläubig die Augen auf. „Ich geh so was von kaputt. Der echte Tom Cruise? Hier Top Gun und Mission Impossible?”

      Fredi nickte stolz. Borowka rang nach Worten: „Und du hast dem aus der Nähe gesehen?“

      „Ja klar. Der ist fast direkt an uns vorbeigegangen. Aber in echt ist der höchstens so groß wie ein Schuhschrank.“

      „Das ist doch scheißegal. Dafür ist das eine ultracoole Sau. Die mussten doch bestimmt ganz Berlin abriegeln, weil da die Hölle los war, oder?“

      „So krass war das nun auch wieder nicht“, sagte Fredi. „Aber … logisch, da war jede Menge los. Wobei – es waren auch Demonstrationen gegen dem.“

      Borowka runzelte die Stirn. „Mmh, ja, das kann ich mir denken. Mission Impossible 3 war auch nicht so gut.“ „Nein, nicht deswegen. Wegen Scientology.“ „Ach so. Ja gut. Den Film kenne ich jetzt nicht“, Borowka kratzte sich am Kopf, „aber ich find das super, dass du mit die Sabrina so viel unternimmst. Rita und ich, wir holen uns meistens bloß DVDs und sitzen zu Hause rum. Das letzte Mal, dass ich mit Rita im Kinno war, das ist schon ein paar Jahre her. Da waren wir in Heinsberg im Roxy, wo die immer die aktuellsten Filme aus den 80er Jahren zeigen. Und zwar haben wir da Flashdance geguckt. Kennst du dem noch?“

      Fredi schüttelte den Kopf, worauf Borowka eifrig fortfuhr: „Doch. Das war mit die scharfe Tussi, die nachts als Schweißerin arbeitet und tagsüber versucht, ihr Traum als Tänzerin zu verwirklichen. Die verliebt sich in ihr Chef und wird am Ende in eine berühmte Tanzschule aufgenommen. Rita hat damals das ganze Kinno zusammengeheult, dabei finde ich, dass der Film total unrealistisch war. Musst du mir mal vorstellen: In eine Szene, da schweißt die zwei Bleche zusammen und da ist die Flamme vor dem Draht und die schweißt trotzdem nach links. Das geht doch überhaupt nicht. Was macht eigentlich die Sabrina von Beruf?“

      „Jedenfalls nicht schweißen“, lachte Fredi. „Nee, die ist diplomierte Fußpflegerin. Die wohnt jetzt in Friedrichshain. Gebürtig kommt die aber aus Potsdam.“

      „Potsdam? Jetzt weiß ich, was der Haken ist. Das ist eine Ossi-Frau! Potsdam ist doch in der DDR, oder?“

      „Sag mal, geht’s noch?“, entrüstete sich Fredi. „Die DDR gibt es doch überhaupt nicht mehr. Bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr.“

      „Bloß, weil es die Mauer nicht mehr gibt, heißt das nicht, dass es die DDR nicht mehr gibt.“

      Fredi machte eine Scheibenwischerbewegung vor seinem Gesicht. „So ein Quatsch. Weißt du, was das ist? Das ist die Mauer in dein Kopf. Das hat die Sabrina mir auch gesagt, als ich die gefragt habe, ob die ein Trabbi fährt.“

      „Was ist los? Mauer in mein Kopf? Bist du besoffen? Sag mal, bist du jetzt in Berlin Phillesofie-Professor geworden, oder was?“

      „Das hat doch damit nix zu tun. Und gerade du als Saffelener musst über Ossis erzählen. Hier, direkt an der Grenze zu Holland.“

      „Ja, jetzt reg dich mal ab“, beschwichtigte Borowka, zufrieden über den Umstand, dass Martina längst kein Thema mehr war. „Apropos Holland. Sollen wir da morgen nicht mal rüberfahren? Da gibt es ein saucooler neuer Coffee-Shop. Den hat Rita vor zwei Wochen entdeckt, wie die drüben tanken war – zusammen mit Martina und ihr neuer Typ.“ Fredi zuckte zusammen und ließ die Zigarette fallen. Ups, dachte Borowka.

      Mittwoch, 7. September 2011, 17.33 Uhr

      Will, Marlene und Peter Kleinheinz saßen um den Küchentisch und genossen den Käsekuchen und einen frisch aufgebrühten Kaffee, den Marlene sogar mit aufgeschäumter Milch verfeinert hatte. Ein Trick, den ihr eine Freundin von den katholischen Strickfrauen verraten hatte. Marlene hatte sich frisch gemacht und umgezogen, was in ihrem Fall bedeutete, dass sie jetzt einen Haushaltskittel trug. Während dieser Zeit hatte Kleinheinz Will mit großem Interesse beim Füttern der Tiere über die Schulter geschaut.

      Der Landwirt goss sich

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