SchattenSchnee. Nané Lénard

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SchattenSchnee - Nané Lénard

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er sich. Der Spezialist für Transplantationsmedizin, den Nadja extra aus dem Klinikum Neuperlach bei München organisiert hatte, hatte etwas Besseres verdient, als so in seinen Träumen zu erscheinen. Er war ein früherer Studienkollege der Rechtsmedizinerin und hatte hervorragende Arbeit geleistet. In Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover war der Eingriff durchgeführt worden. Dass Wolf dabei einen Schlaganfall erlitten hatte, war ihm nicht zuzuschreiben. In der MHH hatte er so einen guten Eindruck hinterlassen, dass ihn der Chef der Abteilung für Transplantationschirurgie, Professor Doktor Severin Pichlmayr, vom Fleck weg abgeworben hatte. Gegen eine nicht unerhebliche Summe, wie es in Fachkreisen geheißen hatte. Und da das Transplantationszentrum in Hannover deutschlandweit den besten Ruf genoss, war Niederegger nicht abgeneigt gewesen, dem Locken des Professors Folge zu leisten. Es war quasi eine Art Ritterschlag. Viele Ärzte bewarben sich dort tagtäglich ohne Erfolg.

      Niederegger hatte die Nierentransplantation auf Bitten und Drängen von Rechtsmedizinerin Nadja und dem Leiter der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen, Thorsten Büthe, in der MHH durchführen dürfen. Allerdings nur unter den strengen Augen des Oberarztes. Pichlmayr und Büthe kannten sich seit Jahren, nachdem der ebenfalls als Hochzeitsfotograf tätige Hauptkommissar den Professor und dessen zweite Braut an ihrem schönsten Tag abgelichtet hatte.

      Wolf seufzte im Halbschlaf. Operation gelungen, Spender ein Wrack – eigentlich nur noch zum weiteren Ausschlachten gut, überlegte er und rief sich sofort zur Räson, denn solche Gedanken wollte er überhaupt nicht mehr zulassen. Was immer nun aus ihm werden mochte, auf etwas in seinem Dasein konnte er stolz zurückblicken: Er hatte seinem Sohn das Leben gerettet. Niklas konnte ohne Einschränkungen alt und glücklich werden. Ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Ja, auch glücklich, denn Nadine war die Richtige für ihn – warmherzig, klug und ein echter Kumpel. Darüber hinaus war sie hübsch anzusehen, was Wolf in waghalsigen Momenten auf niedliche Enkel hoffen ließ. So weit war es also schon. Er dachte daran, Opa zu werden.

      Als Wolf wieder auf die Uhr sah, war es kurz vor drei. Potzblitz! Da musste er doch tatsächlich bei seinen wirren Gedanken noch eingeschlafen sein. Zum Kaffeetrinken brauchte er nun nicht mehr zu gehen. Die räumten bestimmt ohnehin längst ab. Aber er sollte sich fertig machen. Bis er sich restauriert hatte und auf die Dienststelle gerollt war, würde es seine Zeit dauern. Und just in dem Moment, als er am schlechtesten abheben konnte, klingelte sein Smartphone.

      Unglaubliches

      Während Wolf seinen Gedanken und dem Schlaf nachgejagt hatte, war Nadja in der Rechtsmedizin des Schaumburger Großklinikums mit der Sektion der Frauenleiche beschäftigt gewesen.

      Zeitgleich beriet sich die SoKo „Engel“ zu den bisher bekannten Einzelheiten. Man trug zusammen, was man hatte und rätselte über die Schrift oder die Buchstaben. Nadine war davon überzeugt, dass sie es mit den Anfangsbuchstaben eines Satzes oder einer Phrase zu tun hatten. Dass es ein Name sein könnte, diese Idee war schnell verworfen worden. Dann schon eher die Theorie, dass das letzte Wort hätte „MOR…D“ heißen sollen, aber der Täter gestört worden war, weswegen das D fehlte. Machte denn dann das erste Wort „ALDRIG“ überhaupt Sinn?

      „Ein Eigenname?“, schlug Detlef vor. „Das könnte doch möglich sein.“

      Niklas schüttelte den Kopf. „Hab ich gerade mal deutschlandweit bei ,Das Örtliche’ eingegeben. Es gibt niemanden, der so heißt.“

      „Was? In ganz Deutschland nicht?“, wunderte sich Peter. „Dann gib das doch mal so ein, das bescheuerte Wort.“

      „Hab ich schon. Kommt nur was Dänisches oder Schwedisches, und das macht ja wohl keinen Sinn“, fand Niklas.

      „Na, und was heißt es nun?“, hakte Detlef nach. „Jetzt wollen wir es wenigstens wissen.“

      „Ganz einfach, es heißt ,Nie’ und da gibt es herrliche Schnulzen auf YouTube. Liebeslieder wahrscheinlich. Habt ihr Bock, dass ich euch das vorspiele? Schmonzetten auf Dänisch oder Schwedisch?“

      „Untersteh dich“, drohte Nadine. „Sonst schläfst du heute draußen.“

      Peter grübelte. „NIE MORD?“ Er rieb sich das Kinn. „Vielleicht eine Erklärung, dass der Tod der Dame nicht gewollt war. Und darum auch die engelsgleiche Inszenierung. Das ergäbe doch einen Sinn.“

      Detlef schlug sich die Hände vor den Kopf. „Man kann sich eine Erklärung auch zurechtbasteln, wenn einem nichts Gescheites einfällt.“

      „Was fällt euch nicht ein?“, fragte Wolf und bog mit seinem Rolli um die Ecke.

      Nadja, die vorhin versucht hatte ihn anzurufen, war hinterher nicht mehr zu erreichen gewesen. Vielleicht hatten die Kollegen schon etwas gehört. Er stutzte. Durfte er das eigentlich noch sagen? Nach dem langen Krankenstand?

      „Komm erst mal richtig rein, Alter“, sagte Peter und klopfte Wolf auf die Schulter. „Tut gut, dass du mit von der Partie bist.“

      Die anderen nickten.

      „Ohne dich ist das Team unvollständig“, bekräftigte Detlef.

      Wolf war gerührt. Sie meinten das wirklich ernst und hatten ihn nicht nur aus Mitleid dazugebeten.

      „Wir kommen nicht weiter, weil wir komische Buchstaben oder Worte haben, mit denen wir nichts anfangen können“, erklärte Nadine. „Vielleicht hast du eine Idee?“

      Nach und nach ließ sich Wolf berichten, worüber sie eben schon gesprochen hatten.

      „Ihr müsst alle Gedanken zulassen“, erinnerte Wolf seine Kollegen, „und zusammentragen. Macht nicht den Fehler, eure Eingebungen gegenseitig zu verwerfen. Das blockiert euch sonst. Alles ist immer möglich. Vergesst das nicht.“

      „Okay, machen wir eine Liste“, schlug Nadine vor.

      Plötzlich klingelte Peters Smartphone. Er hielt den Zeigefinger vor seine Lippen. „Es ist Nadja. Gleich wissen wir mehr!“ Dann ging er ran. „Grüß dich, wir sitzen hier alle zusammen. Wolf ist auch dabei. Ich stelle mal auf laut.“

      „Ja, Hallo an alle! Schön, Wolf, dass du mit von der Partie bist. Seid ihr schon neugierig, was es mit eurem Engel auf sich hat? Ich habe ein paar spektakuläre Erkenntnisse. Welche Schlüsse ihr daraus ziehen werdet, da bin ich gespannt. Für mich reimt sich da erst mal nichts zusammen.“

      „Schieß los, und spann uns nicht auf die Folter“, bat Peter eindringlich. „Wir kommen hier nämlich nicht so recht weiter. Vielleicht kannst du unsere grauen Zellen erleuchten.“

      „Gut, dann also kein höfliches Geschwafel, sondern gleich zu den Fakten“, begann Nadja. „Folgende Dinge waren besonders auffällig. In der Frau befand sich überhaupt kein Blut. Man muss es entfernt haben. Vermutlich war es das Blut, mit dem die ominöse Botschaft geschrieben worden ist. Stattdessen habe ich eine chemische Substanz gefunden. Die Analyse läuft noch. Was mich am Fundort schon gewundert hat, war, dass die Haut so unversehrt schien. Deshalb habe ich ein paar Zellproben unter das Mikroskop gelegt.“

      „Ja, und?“, hakte Wolf nach. Er war vollkommen in seinem Element, als sei er nie weg gewesen. In diesem Moment hatte er total vergessen, dass er eigentlich nur Gast war.

      „Sie hätten durch den Frost oder das Gefrieren, so ganz genau wissen wir das noch nicht, in größerem Ausmaß geplatzt sein müssen.“

      „Aha, ja stimmt“, fiel Nadine wieder ein. „Wasser dehnt sich ja beim Gefrieren

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