SchattenSchnee. Nané Lénard

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SchattenSchnee - Nané Lénard

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lachte Peter. „Ich denke nicht. Beim Pökeln wäre sie doch weggeschrumpelt.“

      „So ganz unrecht hat Detlef nicht“, wandte Nadja ein. „Wobei ich der Ansicht bin, dass man den Zellen nur insoweit das Wasser entzogen hat, damit sie nicht platzen. Wie das gehen kann, ist mir schleierhaft.“

      „Ja, so was hatten wir noch nicht, wenn wir auch schon mit vielem konfrontiert worden sind“, stimmte Wolf zu. „Aber es muss ja seinen Grund haben, warum das so gemacht worden ist. Der Mörder wollte sich die Frau erhalten und zwar so, wie sie war.“

      „Und warum hat er sie dann doch irgendwo abgelegt und der Verwesung preisgegeben?“, bohrte Peter nach. „Das passt wohl kaum zusammen.“

      „Nun“, antwortete Nadja, „Vorlieben oder Bedürfnisse können sich ändern. Vielleicht brauchte er die Frau nicht mehr, weil er sich neu orientiert hatte.“

      „Hoffentlich diesmal eine lebendige Partnerin“, orakelte Nadine, „sonst werden wir bald wieder fündig.“

      „Wie kommst du darauf, dass er sich neu orientiert haben könnte?“, wollte Wolf wissen. „Gibt es dafür einen Anhaltspunkt?“

      „Wie man’s nimmt“, gab Nadja Auskunft, „ihr fehlt noch was Entscheidendes. Jemand hat ihr die Gebärmutter entfernt …“

      Nadine musste schlucken.

      „Okay“, sagte Wolf, „das ist nicht uninteressant. Vermutest du sexuelle Motive?“

      „Moment. Ich war noch nicht fertig“, erklärte Nadja. „Also der Uterus wurde herausgetrennt, aber an Ort und Stelle im Unterbauch belassen.“

      „Puh“, seufzte Nadine, und Niklas verdrehte die Augen.

      „Was soll das denn für einen Sinn machen?“, fragte er. „Wenn schon rausschneiden, warum dann nicht entfernen? Und wenn man das Organ eben nicht herausnimmt, warum dann die Schnippelei?“

      „Da wollte wohl mal einer gucken, wie es dahinter aussieht oder probieren, wie es funktioniert, wenn man so was macht“, fiel Peter ein. „Könnte das sein?“

      „Du weißt doch, es kann immer alles sein, denk an Wolfs Worte“, erinnerte ihn Detlef. „Er könnte auch dabei gestört worden sein.“

      „Ein Detail solltet ihr noch wissen“, berichtete Nadja. „Ist was Kurioses, was ich mir auch nicht erklären kann. Ich mache bei Frauen im gebärfähigen Alter immer einen Schwangerschaftstest. Ist so eine Marotte von mir. Ich hätte es in diesem Fall sicher weggelassen, wenn ich das mit dem Uterus vorher festgestellt hätte.“

      „Ja, und?“, erkundigte sich Wolf aufgeregt. „Jetzt sag nicht, dass sie schwanger war?“

      „Doch, der HCG-Wert war extrem erhöht. Das spricht eindeutig für eine Gravidität“, erklärte Nadja. „Ich hab aber dann sicherheitshalber im Uterus nachgesehen, und da war kein Braten in der Röhre.“

      Hier und dort hörte man erleichtertes Aufatmen.

      „Jetzt fragt ihr euch sicher, wie es zu dem falsch positiven Ergebnis kommen kann. Stimmt’s?“

      Nadja machte eine Pause, der allgemeines Gemurmel folgte.

      „Ehrlich gesagt, weiß ich es selbst nicht“, gab sie zu. „Ich muss erst weitere Untersuchungen vornehmen und kann nur sagen, dass die Gebärmutterschleimhaut nicht verdickt war oder Ähnliches oder gar eine Vergrößerung des Organs vorlag. Das spricht eindeutig gegen eine Schwangerschaft.“

      „Trotzdem mysteriös“, fand Peter.

      „Sehr“, pflichtete Niklas ihm bei. „Ich bin gespannt, was da dahintersteckt. Keine Ahnung, was wir mit diesen merkwürdigen Informationen anfangen sollen. Sorry, Nadja, damit meine ich nicht dich, nur die Sachlage.“

      „Schon klar“, erwiderte die Angesprochene. „Mir kommt das ja selbst ziemlich verrückt vor. Alles in allem, meine ich: Ihr Aussehen, ihr Zustand, die Befunde, ihre Auffindesituation. Nichts davon ist normal oder gewöhnlich. Vieles erscheint direkt paradox. Wäre da im Unterleib nicht dieser riesige Schnitt gewesen, hätte ich überhaupt nicht weiter im Unterbauch nachgesehen. Wisst ihr, er sah aus wie von einem der historischen Kaiserschnitte, als man noch senkrecht zur Schambeingrenze bis zum Bauchnabel eröffnete.“

      Peter stöhnte. Ihm schwante Übles. „Kommst du dann heute Nacht überhaupt nach Hause?“

      „Keine Bange, einige Untersuchungen laufen noch. Da kann ich gar nichts beschleunigen. Über manche Details muss ich mir erst mal Gedanken machen“, erklärte die Rechtsmedizinerin. „Zum Beispiel, warum der Uterus einfach so im Bauchraum lag und keinen Fötus aufwies, man aber die oberen Hautschichten wieder fachmännisch vernäht hatte. Könnte also sein, dass ich sogar früher daheim bin.“ Sie zögerte. „Genau, und so mache ich das jetzt auch“, beschloss sie. „Meine Arbeit hier vor Ort ist erledigt oder angeschoben. Ich muss nachdenken. Ihr sicher auch. Also, bis dann! Wo ihr mich notfalls erreichen könnt, wisst ihr ja.“ Sie schwieg einen kurzen Moment. „Notfalls, sagte ich! Nicht, dass ihr mir prompt ein weiteres Opfer präsentiert.“

      „Haben wir nicht vor“, versprach Niklas.

      „Bis später“, sagte Peter und wollte gerade auflegen, als Nadja noch „Tschüss, Wolf, bis bald!“ rief.

      „Ja, vielen Dank, wir sehen uns“, antwortete Wolf und lehnte sich mit seinen Händen auf Peters Schreibtisch, um ihn zu fixieren.

      „Was?“, fragte Peter leicht genervt, als er Wolfs undefinierbare Miene sah.

      „Da kommt verdammt noch mal was auf euch zu“, seufzte Wolf.

      „Wie soll ich das verstehen?“, brummte Peter. „Willst du dich jetzt wieder in dein Heim verziehen und uns alleine machen lassen?“

      „So in etwa“, grummelte Wolf zurück. „Ich habe Anwendungen, Therapie. Du verstehst? Es geht um meine Gesundheit. Ich will nicht ewig ein Krüppel bleiben, der im Rollstuhl sitzt.“

      „Danke, das war deutlich“, sagte Niklas und verließ den Raum. Nadine folgte ihm kopfschüttelnd mit bösem Blick auf Wolf.

      Der biss sich auf die Zunge. So ein Mist, das hätte er nicht sagen dürfen.

      „Niemand sagt, dass du diese Stunden nicht wahrnehmen sollst“, versuchte Detlef zu beschwichtigen, „aber vielleicht können wir uns darauf einigen, dass du definitiv mit im Team bist und uns deine Unterstützung zusicherst, soweit es dir möglich ist. Wir brauchen deine Erfahrung und Besonnenheit.“

      Peter lachte. „Besonnen war das jetzt nicht gerade, sondern beschissen. Aber wir haben auch leicht reden. Niemand steckt in deiner Haut. Uns allen geht es mehr oder weniger gut. Wir können normal leben. Trotzdem solltest du Detlefs Vorschlag, der uns allen aus dem Herzen spricht, überdenken. Dafür rede ich mit Niklas. Wenn sein Blutdruck wieder gesunken ist, wird er Verständnis für dich haben. Vielleicht trinkt ihr gelegentlich ein Bier zusammen, so von Mann zu Mann, nicht von Vater zu Sohn.“

      „Wenn ich ihn aus Nadines Armen loseisen kann“, sagte Wolf und zwinkerte den beiden Kollegen zu. „Die hätte mich am liebsten eben gefressen. Sprich lieber mit ihr. Und ja: Natürlich unterstütze ich euch. Das habe ich eben nicht so gemeint. Falsche Wortwahl sozusagen. Klar bin ich mit dabei. Was denkt

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