Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo
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Es war eine Welt von Kampf und Überfall.
Dort lebten alle einzig für sich allein;
Es kämpften alle gegen alle, aber mit einem gemeinsamen Hass
Wandten sie sich gegen den Geist, der ein höheres Gut anstrebte;
Die Wahrheit war verbannt, sonst würde sie zu sprechen wagen
Und mit ihrem Licht das Herz der Finsternis verletzen
Oder sie würde mit dem Stolz ihres Wissens
Die festgefügte Anarchie der etablierten Dinge verhöhnen.
Dann wechselte die Szenerie, behielt jedoch ihr grausiges Innerstes:
Seine Form verändernd, blieb Leben doch dasselbe.
Es gab eine Hauptstadt ohne einen Staat:
Sie hatte keinen Herrscher, nur streitende Gruppen.
Er sah eine Stadt von uralter Unwissenheit
Auf einem Boden errichtet, der von Licht nichts wusste.
Dort wandelte jeder für sich in seiner eigenen Dunkelheit:
Einig waren sie nur, auf den Wegen des Bösen uneins zu sein,
Auf ihre eigene Art nur für sich selbst zu leben
Oder eine gemeinsame Lüge und ein Unrecht durchzusetzen;
Dort war das Ego der Herr auf seinem Pfauenthron
Und Falschheit saß bei ihm, seine Gattin und Königin:
Die Welt wandte sich ihnen zu, wie der Himmel der Wahrheit und Gott.
Unrecht rechtfertigte durch strenge Dekrete
Die souveränen Gewichte des legalisierten Handels der Inkorrektheit,
Doch waren alle Gewichte falsch und keines wie das andere;
Mit ihrer Waage und einem Schwert war sie stets auf der Wacht,
Damit kein frevelhaftes Wort
Die geheiligten Formeln ihrer alten Missherrschaft enthüllt.
In hohen Ämtern gepackt wandelte Selbst-Willkür weit daher
Und Konzession stolzierte schwätzend von Recht und Ordnung herum:
Dort war kein Altar für Unabhängigkeit errichtet;
Wahre Freiheit wurde verabscheut und gejagt:
Harmonie und Toleranz konnten nirgendwo gesehen werden;
Jede Gruppe proklamierte ihr schreckliches und nacktes Gesetz.
Ein Ethikrahmen, versehen mit biblischen Regeln
Oder einer leidenschaftlich geglaubten und gelobten Lehre,
Schien die Tafel von hohen Himmels heiligem Gebot.
Ein förmlicher Brauch, gepanzert und eisenbesohlt,
Gab einem rohen und unbarmherzigen Kriegergeschlecht,
Den wilden Eingeweiden der Erde entsprungen,
Eine hochmütige strenge Haltung von herbem Adel,
Eine gesellschaftliche Stellung, unnachgiebig und furchtgebietend.
Doch all ihr privates Tun widersprach der Position:
Macht und Eigennutz waren ihre Wahrheit und ihr Recht,
Eine adlerhafte Raubgier krallte sich in ihr begehrtes Gut,
Schnäbel zerhackten und Klauen zerrissen jede schwächere Beute.
In der süßen Heimlichkeit ihrer vergnüglichen Sünden
Gehorchten sie der Natur und nicht einem moralischen Gott.
Als nichtbewusste Händler bündelweiser Gegenteile
Taten sie das, was sie bei anderen ahndeten;
Wenn ihr Auge auf das Laster eines Mitmenschen fiel,
Flammte Empörung auf, ein tugendhafter Zorn;
Vergessend ihren eigenen tief verborgenen Verstoß,
Steinigten sie pöbelhaft einen bei der Sünde ertappten Nachbarn.
Ein pragmatischer Richter im Inneren sprach falsche Urteile aus,
Stellte schlimme Ungerechtigkeiten auf den Sockel der Gerechtigkeit,
Räsonierte schlechte Taten als Recht, sanktionierte die Waage
Des Händlers Eigeninteresse und Eigenbegehren.
So hielt sich ein Gleichgewicht, konnte leben die Welt.
Ein fanatischer Eifer forcierte ihre erbarmungslosen Kulte,
Als Ketzerei geißelten sie den Glauben, der nicht ihrer war;
Sie verhörten, inhaftierten, folterten, verbrannten oder steinigten
Und zwangen die Seele vom Recht zu lassen oder zu sterben.
Inmitten ihrer widerstreitenden Konfessionen und bekriegenden Sekten
Saß die Religion auf einem blutbefleckten Thron.
Hunderte von Tyranneien unterdrückten und erschlugen
Und gründeten Einheit auf Betrug und Gewalt.
Nur der Schein wurde dort als Wirklichkeit geschätzt:
Das Ideal war eine Zielscheibe zynischen Spotts;
Verschrien von der Menge, verhöhnt von aufgeklärtem Verstand,
Schweifte spirituelle Suche ausgestoßen umher, –
Als das selbst-betrügerische Hirngespinst eines Träumers
Oder als verrückte Chimäre oder Schwindel eines Heuchlers erachtet,
Kroch ihr leidenschaftlicher Instinkt durch obskure Gemüter,
Verloren in den Kreisbahnen der Unwissenheit.
Eine Lüge war dort die Wahrheit und Wahrheit eine Lüge.
Hier muss der Wanderer auf dem ansteigenden Wege –
Denn der Weg zum Himmel windet sich kühn durch die Reiche der Hölle –