Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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standhaft geweigert.

      »Dann wäre es doch vielleicht von Vorteil, wenn ich Sie begleite«, meinte er. »Zusammen soll es uns schon gelingen, die Dörfler zu überreden.«

      Dabei zwinkerte er ihr zu.

      »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, entgegnete sie charmant. »Vielleicht wären wir zu abgelenkt…!«

      Thorsten Hofer verzog enttäuscht sein Gesicht, während die beiden anderen sich feixend angrinsten.

      »Nein, im Ernst«, setzte Brigitte hinzu, »ich kenne die Leute dort. Sie sind Fremden gegenüber nicht unbedingt gleich aufgeschlossen. Es ist besser, wenn ich alleine hinfahre und erst einmal vorfühle.«

      Außerdem gibt es noch einen anderen Grund, warum ich alleine ins Wachnertal will, dachte sie wenig später, als sie mit ihrem Wagen nach Hause fuhr. Einen sehr wichtigen Grund!

      *

      Brigitte Granzinger fuhr von der Bundesstraße ab und bog auf eine wenig befahrene Landstraße ein. Zwar verfügte ihr Auto über ein modernes Navigationssystem, aber das brauchte sie nicht, schließlich war ihr diese Gegend bekannt wie die eigene Westentasche.

      Ein wenig Herzklopfen hatte sie gehabt, als sie am Morgen die Fahrt antrat, und ein bißchen Aufregung war immer noch da. Es war das erste Mal seit sieben Jahren, daß sie wieder nach Hause fuhr, und sie fragte sich, ob sie willkommen sein würde…

      In Waldeck hatte sich kaum etwas verändert, stellte sie fest, als sie den Ort erreichte. Ein paar neue Häuser waren gebaut worden, wie es aussah, hatte man die Praxis des Doktors renoviert.

      Brigitte fuhr langsam und schaute sich alles ganz genau an. Und plötzlich überkam sie ein Kribbeln und eine Unruhe, die sie zuerst nicht recht einordnen konnte. Als sie dann vor dem Elternhaus stand, wußte sie es – es war das überwältigende Gefühl, wieder daheim zu sein!

      Die junge Frau strich ihre langen blonden Haare zurück und stieg aus. Ein paar Gesichter drehten sich neugierig nach ihr um. Sie blickte zurück, erkannte aber niemanden. Dann schritt sie zur Tür und legte den Finger auf den Klingelknopf.

      Es dauerte eine Weile, bis sich hinter der Milchglasscheibe etwas rührte. Ein Schlüssel wurde herumgedreht, und die Tür öffnete sich einen Spalt.

      »Grüß dich, Rosel«, sagte Brigitte zu ihrer Schwester. »Darf ich hereinkommen?«

      Die Augen der Frau in der Tür weiteten sich.

      »Du?« stieß Rosel Granzinger hervor.

      Brigitte nickte.

      Das Gesicht ihrer Schwester zeigte eine Mischung aus Überraschung und Widerwillen. Nach einigen Sekunden, die zäh zu zerrinnen schienen, gab sie den Weg frei.

      »Hast’ dir ja Zeit gelassen«, sagte sie. »Na, dann komm herein, wenn du schon mal da bist.«

      Ohne abzuwarten ging sie voran. Brigitte bemerkte das leichte Humpeln, als Rosel das rechte Bein nachzog.

      Im Wohnzimmer bot sie ihr einen Platz an. Sie selbst setzte sich in einen alten, zerschlissenen Sessel. Brigitte bemerkte, daß er der war, in dem ihr Vater immer gesessen hatte. Sie schaute sich um. Die Stube sah noch genauso aus wie vor sieben Jahren. Überhaupt strahlte das ganze Haus immer noch denselben Geruch aus, den sie schon als Kind so gehaßt hatte. Selbst die Tapeten waren nicht erneuert worden.

      Und Rosel?

      Sie hatte sich verändert. Obwohl Brigitte nur ein Jahr jünger war, wirkte ihre Schwester sehr viel älter. Verhärmt sah sie beinahe aus, und das einfache Kleid, das sie anhatte, trug nicht gerade zu einem attraktiven Aussehen bei.

      »Vielleicht hätt’ ich vorher anrufen sollen«, sagte Brigitte in das Schweigen hinein.

      »Vielleicht hättest’ dich überhaupt mal melden sollen, in all den Jahren«, entgegnete ihre Schwester bissig. »Oder gar net erst fortgehen und mich mit allem hier allein lassen.«

      Brigitte biß sich auf die Lippe.

      Mit dieser Zurechtweisung hatte sie gerechnet und sie wußte, daß Rosel sie zu Recht ausstieß.

      »Ich weiß«, sagte sie. »Es tut mir auch leid, aber was gescheh’n ist, ist nun mal gescheh’n, und ich kann’s net rückgängig machen.«

      Rosels Gesicht war wie eine Maske.

      »Was willst’ überhaupt hier?« fragte sie. »Treibt dich etwa dein schlechtes Gewissen nach Haus’? Das kann ich net glauben. Als du gleich nach Vaters Tod fort bist, da hast’ ja auch keines gehabt.«

      »Wie willst du das wissen?« begehrte Brigitte auf. »Was weißt du davon, was ich gefühlt hab’? Du warst net dabei, als ich mir die schlimmsten Vorwürfe machte, aber ich hatte keine and’re Wahl. Ich mußte fort hier, wenn ich net ersticken wollte!«

      Der Ausbruch ließ Rosel zusammenzucken. Sie betrachtete ihre Schwester. So etwas hatte sie schon früher erlebt. Sie, als die Ältere, war immer besonnen gewesen und darauf bedacht, es dem Vater recht zu machen, der es schwer hatte, nach dem frühen Tod seiner Frau, die ihn und zwei Töchter zurückgelassen hatte und ihm damit eine schwere Last aufbürdete. Brigitte hingegen hatte nie mit ihrer Meinung hinter dem Berg gehalten und sich gegen alles und jeden aufgelehnt. Selbst die Strenge des Vaters hatte sie nicht zu ändern vermocht. Später änderte es sich dann ein wenig. Karl Granzinger erkrankte nach einem Arbeitsunfall schwer und mußte zu Hause gepflegt werden. Die beiden Schwestern wechselten sich damit ab. Zwei Jahre dauerte der Kampf gegen die Krankheit, bis der ehemalige Sägemühlenarbeiter ihn verlor.

      Am Tag nach seiner Beerdigung verschwand Brigitte und ließ nie wieder etwas von sich hören.

      Bis heute.

      »Wahrscheinlich ist es wirklich sinnlos, darüber zu streiten«, gab Rosel nach. »Du bist deinen Weg gegangen, hast getan, was du deiner Meinung nach hast tun müssen. Daran ist wirklich nix mehr zu ändern.«

      Brigitte stand auf und ging zu ihrer Schwester. Sie ließ sich auf der Lehne nieder und legte den Arm um Rosel.

      »Ich hab’ einen Fehler gemacht«, sagte sie leise. »Den, daß ich dich hier zurückgelassen hab’. Wir hätten das Haus verkaufen und zusammen fortgehen sollen. Dann wär’ alles anders gekommen.«

      Rosel sah sie an, und plötzlich lief ihr eine Träne über das Gesicht. Brigitte küßte sie auf die Wange und wischte die Träne ab.

      »Vielleicht ist es ja noch net zu spät«, meinte sie, »und wir können uns doch irgendwie zusammenraufen.«

      »Meinst’ wirklich?« fragte Rosel, und so etwas wie ein Hoffnungsschimmer tauchte in ihren Augen auf.

      »Ganz bestimmt«, nickte Brigitte. »Wir müssen’s halt versuchen.«

      *

      Sie stand auf und ging in die Küche.

      »Hast’ Kaffee im Haus’?« rief sie.

      »Im Küchenschrank«, antwortete Rosel. »Da, wo er immer steht.«

      Brigitte nickte und öffnete lächelnd die

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