Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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außerdem hab’ ich auch nix Rechtes zum Anziehen.«

      »Und genau das werden wir ändern!« sagte Brigitte bestimmt. »Und zum Friseur geh’n wir auch.«

      »Ich…, ich gefall’ dir wohl net, was?« fragte die Schwester unsicher.

      »Ach, Rosel!«

      Brigitte nahm sie in den Arm.

      »Natürlich gefällst du mir«, antwortete sie. »Aber ein bissel was hermachen sollst’ schon.«

      Sie zwinkerte ihr zu.

      »Wirst seh’n, dann klappt’s auch mit den Burschen.«

      *

      Pünktlich um fünfzehn Uhr am nächsten Tag klingelte Brigitte an der Tür des Pfarrhauses.

      Am Morgen waren die beiden Schwestern, nach einem ausgiebigen Frühstück, in die Stadt gefahren. Rosel hatte sich vergeblich dagegen gesträubt.

      »Schau doch bloß, wie ich aussehe«, hatte sie gesagt und an sich herunter gezeigt.

      Brigitte betrachtete sie kritisch.

      »Hm, die Hose ist wirklich net der Hit«, meinte sie.

      Sie kramte in ihren Sachen, die noch auf dem Bett lagen.

      »Probier mal die hier«, sagte sie. »Die müßte dir auch passen.«

      Schon als junge Madln hatten sie oft ihre Kleidungsstücke getauscht; sie hatten die gleiche Figur.

      »Du spinnst«, schüttelte Rosel den Kopf. »Die ist doch viel zu elegant!«

      Es handelte sich um eine teure Designerjeans, die eng geschnitten war.

      »Quatsch. Zieh’ sie einfach an.«

      Brigitte suchte ein passendes Top heraus.

      »Mit den Haaren werden wir was machen müssen«, überlegte sie und band sie zu einem Zopf zusammen.

      Sie trat einen Schritt zurück und blickte Rosel an.

      »Na also, geht doch.«

      Zuerst suchten sie nach einem Friseur, was allerdings nicht ganz einfach war, weil die meisten nur Kunden bedienten, die einen festen Termin hatten. Nach einer längeren Suche hatten sie schließlich Glück. Rosels Haare wurden gewaschen und etwas geschnitten, dann bekam sie ein schicke Fönfrisur.

      »So, und jetzt geh’n wir shoppen«, sagte Brigitte, als sie den Friseursalon wieder verlassen.

      Zufrieden betrachtete sie ihre Schwester, die immer wieder mit der Hand nach der ungewohnten Frisur tastete.

      In einer Boutique machten sie einen Großeinkauf: Hosen, zwei Kleider, zwei Röcke, dazu T-Shirts, Blusen, Pullis und Schuhe.

      »Du bist total verrückt!« flüsterte Rosel, als sie an der Kasse standen, und sie den Betrag sah. »Das kann ich doch niemals bezahlen!«

      Brigitte zückte ungerührt ihre Kreditkarte und unterschrieb den Beleg.

      Es war nicht so, daß sie mit dem Geld nur so um sich werfen konnte, aber sie verdiente gut und lebte im Grunde recht sparsam. In den letzten Jahren hatte sie einiges sparen können und es machte ihr Freude, ihre Schwester zu beschenken.

      »Hast du eigentlich einen Freund?« fragte Rosel, als sie beim Mittagessen in einem Restaurant saßen.

      Insgeheim argwöhnte sie, daß Brigitte einen reichen Mann haben könne, der sie aushielt.

      »Nein, den letzten hab’ ich vor vier Wochen in den Wind geschossen«, erwiderte die Schwester.

      »Einfach so?«

      Brigitte Granzinger drehte das Weinglas in den Händen. Um ihren Mund stand ein düsterer Zug.

      »Ich glaub’, mit den Männern hab’ ich irgendwie kein Glück«, gab sie zu. »Die einen seh’n in mir nur eine attraktive Frau, die beim Fernsehen arbeitet, und wollen davon profitieren, um selbst beim Sender ein Fuß in die Tür zu bekommen. Die and’ren denken, sie bräuchten nur mit den Fingern zu schnippen und könnten alles von mir haben. Der letzte war übrigens verheiratet. Als ich das herausgefunden hatte, war bei mir der Ofen aus. Ich hab’ seine Sachen durch das Fenster auf die Straße geworfen und ein neues Türschloß einbauen lassen.«

      Rosel wußte nicht, ob sie Mitleid haben sollte, oder schmunzeln.

      »Na ja, konsequent warst’ ja schon immer.«

      Am Abend vorher hatten sie sich noch lange unterhalten. Zuerst machten sie einen Spaziergang durch das Dorf und suchten den Friedhof auf, wo die Eltern in einem gemeinsamen Grab lagen. Brigitte erfuhr, wer noch alles in den vergangenen Jahren gestorben war, und daß die Praxis ein junger Arzt übernommen hatte. Nach dem Abendessen schauten sie sich die Fotoalben an, und zum ersten Mal seit langer Zeit hallte wieder ein Kichern und Lachen durch die Wohnung, wenn sie die Fotos betrachteten, die sie als Teenager zeigten.

      Als Brigitte dann in ihrem alten Bett lag – Rosel hatte das Zimmer genauso gelassen, wie alles andere – da dachte sie wieder an Tobias Rauchinger. Sie sah ihn ganz genau vor sich. Groß war er und schlank. Das Gesicht hatte immer einen lausbübischen Ausdruck gezeigt, und alle Madln waren ganz verrückt nach ihm gewesen.

      Heimlich mußten sie sich treffen, nachdem es auf der Kirchweih zwischen ihnen gefunkt hatte. Franz Rauchinger, der Vater, hätte nie geduldet, daß sein Sohn die Tochter eines Sägemühlenarbeiters liebt. Tobias hatte dennoch daran festgehalten, daß Brigitte die einzige Frau war, die er heiraten wollte. Irgendwann, hatte er gemeint, würde das auch der Vater einsehen müssen.

      Sie hingegen hatte schon immer den Drang verspürt, aus Waldeck fortzugehen. In dem Dorf war alles zu klein, die Leute zu engstirnig.

      Himmel, was war das für eine Befreiung, als sie auf das Gymnasium ging. Sie genoß schon allein die Tatsache, daß sie dadurch regelmäßig in die Stadt kam. Mit dem ersten Bus fuhr sie los und zögerte die Heimfahrt solange wie möglich heraus.

      Als dann ihr Vater verunglückte, schienen damit auch alle ihre Träume zu platzen. Rosel brach sofort die Schule ab, und Brigitte wollte es ihr gleichtun.

      »Das kommt überhaupt net in Frage!« hatte die Schwester aber kategorisch gesagt.

      Und heute war Brigitte ihr sehr dankbar dafür.

      *

      »Frau Granzinger, net wahr?« begrüßte Sebastian die Besucherin. »Herzlich willkommen.«

      »Grüß Gott, Hochwürden«, erwiderte sie. »Herzlichen Dank, daß Sie sich einen Augenblick Zeit nehmen.«

      »In so einer wichtigen Angelegenheit ist Eile fehl am Platze«, sagte der Bergpfarrer lächelnd. »Aber kommen S’ doch erst einmal herein. Am besten setzen wir uns nach draußen. Meine Haushälterin hat Kaffee gekocht und einen Kuchen gebacken. Oder möchten S’ lieber Tee trinken?«

      »Kaffee ist in Ordnung. Vielen Dank«, antwortete sie und folgte ihm durch den Flur und

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