Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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steht noch Kuchen drinn«, meinte ihre Schwester, die nachgekommen war. »Rührkuchen mit Rosinen.«

      »Was? Sag’ mal, hast du geahnt, daß ich herkommen werd’?«

      Rosel schmunzelte. Rührkuchen mit Rosinen, das war schon immer Brigittes Lieblingskuchen gewesen. Das Rezept stammte von der Mutter, und nach deren Tod war es die große Schwester gewesen, die ihn immer gebacken hatte.

      »Was macht das Bein?« erkundigte sich Brigitte, als sie später wieder im Wohnzimmer saßen und Kaffee tranken.

      Rosel zuckte die Schultern.

      »Es geht so«, erwiderte sie. »Ich hab’ mich halt dran gewöhnt, und es schmerzt nur noch ein bissel, wenn’s einen Wetterumschwung gibt.«

      Als junges Madl war sie von einem Baum gestürzt und hatte, neben einer Gehirnerschütterung, einen komplizierten Bruch des rechten Beines davongetragen. Zweimal mußte operiert werden, mit dem Ergebnis, daß sie das Bein nachzog.

      »Manchmal ist’s zwar lästig«, meinte sie. »Hat aber auch den Vorteil, daß es mir die Burschen vom Leibe hält. Mit mir tanzen wollen s’ nämlich net.«

      Sie sagte es so betont munter, daß es wie Galgenhumor klang, aber Brigitte glaubte auch eine gehörige Portion Bitterkeit aus den Worten herauszuhören.

      »Dann hast’ keinen Freund?« fragte sie vorsichtig.

      Rosel schüttelte den Kopf.

      »Den brauch’ ich auch net«, behauptete sie fest.

      Sie schenkte Kaffee nach.

      »Jetzt aber mal zu dir«, sagte sie. »Wo lebst du, was machst du? Und warum bist hergekommen?«

      Brigitte holte tief Luft.

      »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete sie.

      Am Tag nach der Beisetzung ihres Vaters, war sie nach München gefahren. Brigitte war eine gute Schülerin gewesen und hatte, im Gegensatz zu Rosel, die nach zwei Jahren auf dem Gymnasium abbrach, um den Vater zu pflegen, das Abitur gemacht. Eigentlich hatte sie nach dem schweren Unfall in der Sägemühle auch die Schulausbildung abbrechen wollen, doch ihre Schwester war strikt dagegen gewesen. Dank des guten Abiturs wurde sie an der Universität angenommen. Schon immer hatte sie das Fernsehen fasziniert, und so schlug sie eine entsprechende Richtung ein. Neben dem Studium arbeitete sie als »Mädchen für alles« bei einem Sender und bekam auf diese Weise die Chance, in ihren zukünftigen Beruf hineinzuschnuppern.

      »Seit drei Jahren bin ich bei der Delta-Filmproduktion«, beendete sie ihren Bericht, »und seit einem Jahr Produktionsassistentin.«

      Rosel nickte.

      »Dann hast du’s ja geschafft.«

      Die Worte klangen bewundernd und ohne Neid.

      Brigitte griff über den Tisch nach ihrer Hand.

      »Und das hab’ ich dir zu verdanken«, sagte sie. »Wenn du mich damals net davon abgehalten hättest, das Gymnasium zu schmeißen…«

      Sie rührte Milch in ihren Kaffee.

      »Und jetzt bin ich dabei, mein Baby zur Welt zu bringen«, lächelte sie.

      Rosel sah sie überrascht an.

      »Du bist schwanger? Man sieht ja gar nix.«

      »Nein, nicht so«, schüttelte ihre Schwester den Kopf.

      »Ich rede von einer Telenovela, die hier im Wachnertal gedreht werden soll. Genauer gesagt, in St. Johann und Umgebung. Ich hab’ mich mächtig ins Zeug gelegt, bis mein Chef endlich zustimmte. Morgen hab’ ich einen Termin mit Pfarrer Trenker. Der Bürgermeister von St. Johann hatte Bedenken, Hochwürden könne etwas gegen die Dreharbeiten in der Kirche haben. Es ist mir aus zwei Gründen wichtig, daß die Produktion hier stattfindet, und einer davon bist du, Rosel.«

      Ihre Schwester lächelte.

      »Ich freu’ mich, daß du zurückgekommen bist«, sagte sie. »Und was ist der and’re Grund?«

      Brigitte schwieg einen Moment und schien in weite Ferne zu starren.

      »Erinnerst du dich an den Tobias?« fragte sie.

      Rosel kramte in ihrem Gedächtnis.

      »Meinst’ den Burschen vom Rauchingerhof?«

      »Richtig«, nickte Brigitte mit glänzenden Augen. »Weißt du was über ihn? Lebt er immer noch da droben?«

      Rosel zuckte die Schultern.

      »Keine Ahnung«, erwiderte sie. »Ich geh’ ja kaum unter die Leut’. Die Arbeit mach’ ich hier zu Haus’, am Computer, und sonst seh’ ich nur hin und wieder jemanden beim Einkaufen.«

      Während ihrer Unterhaltung hatte sie schon erwähnt, daß sie vor ein paar Jahren einen Computer angeschafft hatte, mit dem sie Schreibarbeiten für verschiedene Firmen erledigte. Kein lukrativer Job, aber sie hatte ihr Auskommen. Miete brauchte sie nicht zahlen, weil das Haus den Schwestern gehörte, und zum Leben brauchte sie nicht viel.

      »Warum fragst’ denn nach dem Tobias?« wollte Rosel wissen.

      Brigitte neigte den Kopf.

      »Er war meine erste große Liebe«, erwiderte sie. »Und irgendwie hab’ ich ihn nie vergessen können…«

      »Na, dann besuch’ ihn doch einfach mal«, schlug ihre Schwester vor.

      »So einfach, wie du dir das vorstellst, ist das net«, sagte Brigitte. »Wir sind damals im Streit auseinander gegangen. Tobias wollte, daß ich bleibe, ihn heirate und Bäuerin werd’, wenn er den Hof übernimmt. Ich wollt’, daß er mitkommt. Wir haben lang’ darüber gestritten, und dann bin ich ohne ihn fort.«

      »Und jetzt hast’ Angst, daß er dich net mehr kennt.«

      »Ja, oder daß er immer noch bös’ ist.«

      Die junge Frau machte eine resignierende Handbewegung.

      »Vielleicht jag’ ich da ja sowieso nur einem Hirngespinst nach.«

      Sie trank ihre Tasse leer.

      »Hauptsache ist, daß das mit den Dreharbeiten klappt. Sag’ mal, Rosel, hast’ viel zu tun, oder kannst deine Arbeit morgen mal liegen lassen?«

      »Für die Woche bin ich fertig.«

      »Prima, dann fahren wir morgen früh in die Stadt und machen einen kleinen Einkaufsbummel.«

      »Einfach so?«

      »Freilich einfach so. Oder willst’ bei dem herrlichen Wetter lieber in der Stube hocken?«

      Rosel schien der Gedanke, in die Stadt zu fahren, unangenehm zu sein.

      »Nein, natürlich net«, antwortete sie. »Aber, weißt du, ich ganz selten in der Stadt. Erstens, weil ich net viel Geld hab’, um großartig

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