Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 36

Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

Скачать книгу

die in ihr aufgestiegen war, als ihr klar wurde, daß es eine Dummheit war, zu hoffen, Tobias würde sie mit offenen Armen empfangen.

      Langsam ging sie die Straße hinunter. Außer ihr hatten zahlreiche andere Gäste denselben Gedanken gehabt, draußen frische Luft zu schnappen. Sie standen zu zweit oder zu mehreren herum und unterhielten sich. Brigitte kannte niemanden von ihnen und setzte sich auf eine Bank, die abseits stand. Von hier aus schaute sie auf das Hotel und dachte, daß es besser gewesen wäre, wenn sie Tobias nicht angesprochen hätte.

      Nichts von dem, was sie sich vorgestellt hatte, war eingetreten. Das Wiedersehen war ein einziges Fiasko gewesen, und Brigitte schalt sich im Nachhinein, daß sie so dumm war, anzunehmen, Tobias könne ungebunden sein und nur auf sie gewartet zu haben. Die Frau neben ihm hatte sie eines Besseren belehrt, abgesehen davon hätten Pfarrer Trenkers Worte gestern nachmittag sie schon warnen müssen.

      Es sah jedenfalls nicht so aus, als wenn Tobias sie groß vermißt hätte, oder daß er gar auf seinem Hof saß und Trübsal blies. Wahrscheinlich hatte er sie sowieso längst vergessen.

      Mit einem Mal schien ihr alles so unsinnig. Das Filmprojekt – sie hatte es nur so vorangetrieben, um einen Grund zu haben, wieder hierher zu kommen. Nun hatte es sich als Trugschluß erwiesen, ihre Rückkehr könne wieder etwas in Gang setzen, was vor sieben Jahren so abrupt abgebrochen wurde.

      Als wenn man Gefühle auf Eis legen könne und sie wieder auftauen, wenn man sie brauchte!

      Brigitte war so in Gedanken versunken, daß sie die Gestalt nicht bemerkte, die aus dem Eingang des Saales getreten war und sich von der Seite her näherte. Erst als Tobias fast direkt vor ihr stand, schaute sie auf.

      »Ich muß schon sagen – du bist immer wieder für eine Überraschung gut«, meinte er. »Damals wollt’ ich’s net glauben, daß du deine Ankündigung wahrmachst und fortgehst. Und dann hätt’ ich nie gedacht, daß du jemals wieder zurückkommst. Da sieht man wieder, wie man sich täuschen kann.«

      Brigitte antwortete nicht gleich.

      »Es tut mir leid, wenn ich dich durch mein Auftauchen aus der Fassung gebracht haben sollte«, sagte sie schließlich. »Ich hoff’, du konntest trotzdem die Neugier deiner Freundin befriedigen.«

      »Die Franzi ist net meine Freundin«, erwiderte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Und aus der Fassung gebracht hast’ mich heut’ abend auch net. Irgendwie hab’ ich damit gerechnet, daß du herkommen würdest, nachdem du gestern schon auf dem Hof warst.

      Da, muß ich allerdings zugeben, da hast’ es tatsächlich geschafft, daß ich ein bissel durcheinander war.«

      Er schaute auf sie herab. Allerdings stand er im Licht einer Straßenlaterne, so daß sie sein Gesicht nicht richtig erkennen konnte.

      »Wie geht’s dir?«

      Er zuckte die Schultern.

      »Warum fragst’ danach. Es hat dich in all den Jahren doch auch net interessiert, wie’s mir geht.«

      Die Antwort klang auf gewisse Art brutal. Brigitte zuckte unwillkürlich zusammen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

      »Warum bist’ so abweisend?« fragte sie leise. »Ich hab’ gedacht, nach all der Zeit könnten wir ganz normal miteinander reden. Gewiß hab’ ich net erwartet, daß du mir Vorwürfe machst. Mein Gott, Tobias, wir waren jung damals, und ich hatte meine Träume. Hast du eine Ahnung davon, wie es für ein siebzehnjähriges Madl ist, seinen kranken Vater zu pflegen und auf so vieles verzichten zu müssen?

      Ja, ich wollt’ fort damals. Unter allen Umständen. Nix hätt’ mich halten können, dem allen zu entfliehen, und ich hätt’ mir gewünscht, daß du mitgekommen wärst. Vielleicht ist es in deinen Augen ein Fehler gewesen, aber ich bereue es net, diesen Schritt getan zu haben.«

      Sie stand auf und sah ihm in die Augen.

      »Entschuldige, daß ich deine Zeit beansprucht habe«, fügte sie hinzu. »Ich werd’ dich net mehr belästigen.«

      Dann ging sie ohne einen weiteren Gruß zum Parkplatz und stieg in ihr Auto. Als sie an ihm vorüber fuhr, stand Tobias immer noch an der Bank und starrte vor sich hin.

      *

      Aus dem Radio erklang leise Musik. Rosel und Tommy saßen sich gegenüber. Sie hatten sich lange unterhalten. Über Gott und die Welt, dieses und jenes, seinen Beruf, seine Herkunft. Jetzt schwiegen sie. Rosel fröstelte, aber nicht weil ihr kalt gewesen wäre. Es war das erste Mal, daß sie mit einem Mann alleine war. Bisher hatte sie in der Liebe kein Glück gehabt. Als Teenager hatte sie von ihm geträumt, dem Prinzen auf seinem weißen Pferd, der kommen würde, um sie auf sein Schloß zu holen. Aber sie wußte, daß es nur ein Traum war. Das Handicap mit ihrem Bein machte ihr nur zu deutlich bewußt, daß sie nicht die attraktive Frau war, der die Männer nachschauten. Im Gegensatz zu ihrer Schwester hatte Rosel schon früh aufgegeben, sich Illusionen über ihr Leben zu machen. Nach Brigittes Weggang auf sich alleine gestellt, lernte sie rasch, sich einzurichten. Sie hatte ihre Arbeit, verließ selten das Haus und pflegte nur wenig Kontakt mit den Nachbarn.

      Eine Verabredung mit einem Mann, ausgehen und sich amüsieren, das hatte es nie gegeben. Als Thomas Berghofer ihr gegenübersaß, da wuchs ihre Unsicherheit mit jeder Sekunde. Fast wäre es ihr lieber gewesen, er wäre mit nach St. Johann gefahren.

      Tommy merkte indes schnell, wie sie sich fühlte, und gab sich alle Mühe, unbefangen zu plaudern, und es gelang ihm sogar, ihr die Befangenheit zu nehmen und sie zum Lachen zu bringen, als er Anekdoten aus seinem Leben erzählte.

      »Magst’ noch was trinken?« fragte Rosel.

      Er nickte und beobachtete sie, wie sie den Wein einschenkte.

      »Sag’ mal, hast du eigentlich mal versucht zu tanzen?« fragte er, nachdem sie angestoßen hatten.

      Die junge Frau zuckte zusammen und biß sich auf die Lippe.

      Was sollte diese dumme Frage?

      Er hatte doch gesehen, daß sie das Bein nachzog, wußte doch, daß sie seit dem Unfall hinkte.

      Sie wollte schon eine ärgerliche Antwort geben, als er aufstand und sie an die Hand nahm.

      »Komm«, sagte er sanft, »wir versuchen es mal.«

      Rosel wollte sich wehren, aber ihr Widerstand erlahmte, als sie seine Hände auf ihrem Körper spürte. Ein langsamer Walzer wurde gespielt, und Tommy wiegte sie sanft hin und her.

      »Geht doch«, lächelte er. »Ja, so ist es richtig. Zurück und seit und ran und rück und – ja. Du machst das wunderbar.«

      Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt, das Herz schlug bis zum Hals hinauf, und sie hatte das Gefühl, ihre Beine würden jeden Moment nachgeben.

      Tommy schien zu ahnen, was sie dachte.

      »Keine Angst«, sagte er leise. »Ich halte dich.«

      Sein Gesicht war ganz nah vor ihrem. Sie nahm den Geruch seines Rasierwassers wahr, als er sich zu ihr beugte.

      »Weißt du, daß du eine wunderschöne Frau bist?« fragte er in ihr Ohr.

      Wieder lief ein wohliger Schauer über ihren Rücken.

Скачать книгу