Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 12

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

schaute hinauf in den wolkenlosen blauen Himmel über Waldkogel. Er dachte nach. Sein Onkel ließ ihm Zeit.

      »Es gibt auch einige Leut’, die ich gern mal wieder sehen möchte.«

      »So? An wen denkst dabei?«

      »Na, zum Beispiel den Lorenz Hofer, den Förster oder auch den Albert Weisgerber vom Sägewerk.«

      »Gute Idee, Bub! Als du mit dem Madl im Auto fort bist und wir noch eine Weile vor der Kirche standen, haben wir kurz mit dem Lorenz und seiner Frau geredet. Ich soll dir Grüße bestellen. Sie würden sich freuen, wenn du sie besuchst. Entschuldige, dass ich vergessen habe, dir des zu sagen. Sie haben dich für heute eingeladen. Heute Abend gibt es ein Fest für die Waldarbeiter im Forsthaus. Der Hofer musste eine Bache erlegen, und deshalb gibt es heute Wildsau am Spieß!«

      »Des gibt bestimmt ein schönes Fest. Aber bei soviel Leuten kommt man doch net zum Reden.«

      »Dann besuche den Lorenz und die Lydia mal im Laufe der Woche. Aber vielleicht würde ein kleiner Waldspaziergang ganz gut tun. Kannst ja mal zum Sägewerk, vielleicht ist der Albert daheim.«

      Alban stand auf. Er ging in sein Zimmer. Er zog sich um und tauschte den feinen Lodenanzug, den er immer sonntags in Waldkogel trug, mit seinen Wandersachen. Der Rucksack war schnell gepackt.

      »Du nimmst aber viel mit, Alban!«, bemerkte seine Tante.

      »Ja, vielleicht will ich in den Bergen biwakieren. Da ist es besser, etwas mehr mitzunehmen.«

      Er schulterte den Rucksack, auf den er die Isomatte und einen Schlafsack gebunden hatte und ging los.

      »Himmel, was bin ich froh! Net, dass ich den Bub loswerden will, Adam. Aber des Rumsitzen bringt doch nichts!«

      »In den Bergen wird er sein seelisches Gleichgewicht wiederfinden und wissen, was er tun muss. Es muss etwas geschehen.«

      »Des stimmt, Lore. Es muss etwas geschehen! Wenn die Alina net anruft, dann soll er sie anrufen. Aber da muss er von alleine darauf kommen.«

      »Ja, das muss er! Ich kann den Bub schon verstehen. Er hat hier seine Wurzeln. Die Alina scheint des net zu verstehen oder will es nicht verstehen. Ach, ich hab’ dem Buben sein Glück gegönnt und jetzt haben die beiden schon so eine Krise, dabei sind sie noch nicht einmal ein Paar.«

      »Wir können da nix machen, Lore! Der Alban ist ein vernünftiger Bursche. Er wird sich schon richtig entscheiden.«

      »Ja, das wird er! Er muss sich mit ihr einigen oder sich entscheiden!«

      Adam und Lore saßen auf der Bank vor dem Haus und dachten daran, wie es bei ihnen vor der Hochzeit war.

      *

      Judith war besonders vorsichtig den Milchpfad hinaufgefahren. Sie parkte auf der Wiese hinter der Almhütte. Zuvor war sie ausgestiegen und hatte das Gras niedergetrampelt. Sie hatte Unebenheiten feststellen wollen, die ihr womöglich die schönen Spoiler an ihrem Auto abreißen könnten oder den Autoboden beschädigen. Sie war froh, als ihr Wagen endlich geparkt war.

      Mit dem Rucksack auf dem Rücken und der Einkaufstüte in der Hand ging sie an der Almhütte vorbei. Das Bild, das sich ihr bot, wärmte ihr Herz. Ein alter Mann, der Pfeife rauchte, saß neben einer alten Frau. Diese strickte.

      Man sieht den beiden das lange, arbeitsreiche Leben an, und doch strahlen die beiden so ein Glück und eine Zufriedenheit aus. Wie ein Gemälde, dachte Judith. Ich würde dem Bild den Titel geben ›Wahre tiefe Liebe‹ oder einfach nur ›Liebe‹.

      Während Judith langsam den Bergpfad in Richtung Berghütte hinaufwanderte, kreisten ihre Gedanken immer wieder um das alte Paar, das sie vor der Almhütte gesehen hatte. Sehnsucht nach Liebe, nach wirklicher, wahrer, tiefer, innerer Liebe erfüllte ihr Herz.

      »In guten wie in schlechten Tagen«, flüsterte Judith leise vor sich hin.

      Sie hatte Freunde gehabt, sie war auch längere Zeit mit Partnern liiert gewesen. Aber bei keinem war in ihr das Gefühl aufgestiegen für ein langes gemeinsames Leben, was immer das Leben auch an Höhen und Tiefen bereithalten würde. Niemals war ihr jemand begegnet, dem sie sich so bedingungslos anvertrauen wollte und bei dem sie wusste, dass er ihr so vertrauen wollte. Ob es das wirklich gibt? Das fragte sich Judith. Und gab sich darauf sofort die Antwort, ja, es gibt es. Dieses alte Ehepaar vor der Almhütte zeigte, dass es so etwas geben muss.

      Judith blieb stehen und schaute über das Tal und die Berge. Welch ein Frieden, dachte sie. Vielleicht gibt es die vollkommene Harmonie nur in so einer schönen, friedvollen Landschaft. Hier spürt man den ruhigen und gleichmäßigen Atem der Natur. Es gibt keine Spur von Hektik und dem falschen Antrieb nach immer mehr und immer höher und weiter und noch größer und noch erfolgreicher. Wer hat das größere Auto, das schönere Haus, die exklusivere Eigentumswohnung? Hier fragt dich niemand, wo kaufst du ein? Welche Markenklamotten trägst du?

      Judith lächelte vor sich hin. Ihr war bewusst, dass sie sich selbst etwas vormachte. Aber sie war nachsichtig mit sich, auch wenn sie das Leben hier völlig idealisierte. Träumen ist erlaubt, sagte sie den hochkarätigen Managern in ihren Seminaren. Träume bringen weiter. ›Der Wunsch ist der Vater des Gedankens‹ sagt die alte Weisheit, und Judith fügte hinzu ›und der Anfang jeder Tat‹. Nur so wurden Erfindungen gemacht. Planen Sie nicht alles mit dem Verstand, lassen Sie auch Ihr Gefühl zu. Folgen Sie Ihrer inneren Stimme. In Gedanken hielt sie sich selbst den Vortrag, den sie ihren Seminarteilnehmern hielt.

      Judith setzte sich auf einen Felsbrocken. Sie ließ den Rucksack von den Schultern gleiten und holte die Flasche Wasser heraus, die sie aus der Zimmerbar mitgenommen hatte. Sie genoss den Anblick der Landschaft und lauschte in sich hinein.

      Sie dachte an Alban. Deutlich erinnerte sie sich an die Gefühle, die sofort in ihr aufgestiegen waren. So etwas hatte sie noch nie vorher erlebt. Es war, als hätte sie etwas gefunden, wonach sie nicht gesucht hatte. Judith lächelte. Erinnerungen aus ihrer Kindheit stiegen in ihr auf. Während eines Urlaubs hatte sie Muscheln gesucht. Alle waren irgendwie ähnlich, sie unterschieden sich kaum. Kiloweise hatte sie sie vom Strand in das Hotelzimmer geschleppt. Judith war mit ihren Eltern im Flugzeug gereist. So war es unmöglich, alle Muscheln mit zurückzunehmen. Ihre Eltern sagten, sie solle einige auswählen. Das fiel ihr sehr schwer. Die perfekte Muschel war einfach nicht dabei. Judith wusste auch nicht genau, wie diese Muschel sein sollte. Am Morgen vor der Abreise ging Judith noch einmal zum Schwimmen an den Strand. In ihrem bereits gepackten Koffer lagen einige Muscheln, für die sie sich entschieden hatte. Judith suchte keine Muscheln mehr. Sie rannte den Strand entlang und stürzte sich in die Wellen. In Gedanken war sie schon auf dem Heimweg. Als sie aus dem Wasser watete, lag am Strand diese eine wunderbare Muschel mit einer Färbung, wie sie Judith noch nie gesehen hatte. Sie ließ sich in den Sand fallen und barg das kostbare Fundstück in den Händen. Judith erinnerte sich, wie ihr Herz damals geklopft hatte. Diese Muschel war so besonders und drückte all da aus, was die kleine Judith als Sehnsucht mit sich getragen hatte. Sie warf die anderen Muscheln fort. Nur diese nahm sie mit heim. Judith sah die Muschel als Geschenk an, das ihr einfach zugefallen war. Sie hatte eine solche Muschel nicht bewusst gesucht, sie hatte nicht einmal gewusst, dass es Muscheln von dieser Form und Farbe gab. Erst als sie sie sah, wusste sie, das ist sie!

      Judith trank wieder einen Schluck Wasser.

      Sie dachte nach. Nie mehr seit dem Fund dieser Muschel hatte sie solch ein Gefühl verspürt, bis sie Alban angesehen hatte. Doch sie war kein Kind mehr, sondern eine erwachsene, erfolg­reiche junge Frau. Sie hatte ihre Verwirrung mit großer Schroffheit

Скачать книгу