Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 209

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

Fahren zu bringen. Dann ging es weiter.

      Johanna wurde es warm ums Herz als sie daran dachte, wie es damals auf der Fahrt war. Sie mussten langsam fahren, damit der Motor nicht zu heiß wurde. Sie saß auf der durchgehenden Sitzbank, ganz dicht neben Rupold, den sie damals Ruppy nannte. Er hatte einen Arm um sie gelegt und steuerte mit der anderen freien Hand das Auto. Wegen der langsamen Geschwindigkeit hatten sie die Strecke über ruhige Seitenstraßen gewählt. Es wurde dunkel. Sie tauschten viele Küsse und Zärtlichkeiten während der ganzen Fahrt. Dabei hatten sie wohl eine falsche Abzweigung genommen. Plötzlich standen sie am Ende einer Straße und nichts ging mehr. Es war eine Sackgasse. Sie wussten nicht einmal, wo sie waren, denn sie hatten das Ortschild auch nicht gelesen. Sie stiegen aus und fragten. Waldkogel, hieß der Ort. Im Schein der Taschenlampe breiteten sie die Straßenkarte aus und suchten den Ort. Sie fanden ihn nicht, so klein war er. Sie wendeten und fuhren zurück. Dann sahen sie das Schild: Bergsee.

      Sie bogen ein. Sie wollten die Nacht am Bergsee verbringen und am Tag darauf weiterfahren. Johanna erinnerte sich an ein erfrischendes Bad im kalten Wasser des Bergsees. Danach kuschelten sie sich unter freiem Himmel in den großen Doppelschlafsack.

      Johanna seufzte leise. Voll Wehmut dachte sie daran, wie glücklich sie damals war, in dieser Nacht am Bergsee von Waldkogel. Damals in den Armen des Mannes, den sie liebte, erschien ihr selbst der Nachthimmel rosarot und himmelblau. Das Leben lag vor ihr wie eine Straße, gepflastert mit Glück, gerade und eben und ohne Schlaglöcher und Hindernisse.

      Die ersten Jahre war es auch so gewesen. Johanna studierte Sport und Lehramt. Rupold Ingenieurswissenschaften mit Schwerpunkt Luftfahrttechnik.

      Die Schwierigkeiten begannen nach dem Studium. Johanna erhielt nach der Referendarzeit keine Anstellung. Damals gab es mehr Lehrer als freie Planstellen. Rupold fand auch keine Anstellung bei einer Firma für Luftfahrttechnik, trotz seines guten Examens. So machte er beim nächsten Verkehrsflughafen eine Zusatzausbildung und wurde Fluglotse. Die Arbeit machte ihm viel Freude. Er verdiente sehr viel Geld, besonders im Nachtdienst und an Sonn- und Feiertagen. Es war Schichtdienst. Bald stellten sie ihr ganzes Leben auf Rupolds Dienstplan ab. Sein Verdienst ermöglichte ihnen den Kauf eines Hauses und brachte das Startkapital für Johannas Fitness­center in einem Industriegebiet. Der Standort war Ideal: Nach Büroschluss war es voll bei ihr.

      Rupold und Johanna hätten glücklich sein können. Aber sie sahen sich kaum noch. Oft kamen sie nur dazu, zu telefonieren oder sie schrieben sich Zettel, denn Rupold hatte auch noch eine weite Anfahrt zu seinem Arbeitsplatz. Irgendwann spürte Johanna die Leere in ihrer Beziehung. Sie log sich selbst etwas vor. Es wären eben Aufbaujahre und bald wäre alles anders. Doch so kam es nicht. Die Jahre vergingen und sie lebten sich immer mehr auseinander.

      Dann kam der Tag, an dem sie offen darüber sprachen. Sie taten es ohne Vorwürfe und Bitterkeit. Sie beschlossen, sich zu trennen. Am nächsten Tag bestellte Johanna den Möbelwagen und zog aus. Das war jetzt fast ein Jahr her. Johanna hatte gehofft, ja, sie war fest davon überzeugt gewesen, dass sie ihr Leben alleine besser in den Griff bekommen würde. Sie war sich sicher, dass es doch vielleicht noch eine Chance auf eine andere glücklichere Partnerschaft gäbe, mit einem liebevollen Mann. Noch war sie auch nicht zu alt, um Kinder zu bekommen. Doch diese Illusion zerplatzte bald. Johanna musste einsehen, dass es viel schwerer war, als sie es angenommen hatte.

      Johanna zog sich an. Sie setzte Kaffee auf. Dann ging sie zur Tür und wartete auf Carin, die auch bald kam.

      »Hast du schon nachgesehen?«, fragte Carin ohne vorherigen Gruß.

      »Erstmal einen schönen guten Tag! Komm rein! Du kannst mal nachsehen! Ich mache uns derweil den Kaffee fertig!«

      Johanna nannte Carin ihr Pass­wort.

      Carin stürzte zum Computer.

      »Hanna! Wow! Das ist ja nicht zu fassen! Komm, komm schnell!«, kreischte Carin.

      »Was ist?«, rief Johanna aus der kleinen Küche.

      »Nun komm schon! Das musst du dir ansehen!«

      Johanna stellte die Kaffeekanne ab und ging zu Carin.

      Sie stand hinter ihr und schaute auf den Bildschirm.

      »Was hat das jetzt zu bedeuten?«, fragte Johanna mit Unschuldsaugen.

      »Du hast den Jackpot geknackt! Da sind …, warte, ich zähle!«

      Carin tippte mit dem Finger auf dem Bildschirm. Sie zählte durch.

      »Das sind fünfundzwanzig Männer! Fünfundzwanzig, zu deren Profil dein Profil passt! Wow! Lass mich das ausdrucken!«

      »Tu, was du nicht lassen kannst, Carin!«

      »Freust du dich nicht?«

      Johanna zuckte mit den Schultern.

      »Für mich sind das nur Namen! Peter, Marc, Alex, Pablo, Norbert, Tom, Mike, Gert, Severin, Uwe, Frank, Walter, Guido, Hans, Felix, Rainer, Kai, Sascha, Bruno, Gerald, Lorenz, Andy, Fabian, Heiko und Bobby«, las Johanna vom Bildschirm ab.

      »Lesen kann ich auch«, brummte Carin. »Es geht um die Prozente der Übereinstimmung! Sieh doch her! Diese Skala zeigt die Prozente an – von siebzig bis weit über neunzig Prozent. Das ist gut! Das ist mehr als gut! Das ist sensationell! Jetzt schauen wir uns die alle an!«

      Johanna verzog keine Miene und ging in die Küche. Irgendwie war sie böse auf sich selbst, dass sie sich darauf eingelassen hatte.

      Der Drucker ratterte. Bald darauf kam Carin und überreichte Johanna einen dicken Stapel Papier.

      »Was soll ich jetzt damit machen?«

      »Warum bist du so unbeweglich?«

      »Höre mal, Carin! Wie wäre dir zu Mute? Du gibst einem Versandhaus deine Größe und schreibst, du willst eine blaue, einfache, eine ganz schlichte Jeans, ohne komplizierte Stickerei, unnötige Nähte und mit zwei Taschen vorne. Dann schicken sie dir alle zur Auswahl, die sie im Katalog haben. Das ist alles so ein Schwachsinn! Ich muss verrückt gewesen sein, mich auf deine Anregung einzulassen. Ich will einen Mann, keine fünfundzwanzig Männer!«

      »Du musst dir doch nur einen aussuchen! Die ersten zwanzig Angebote scheiden aus. Am besten, du fängst mit denen an, die zu über neunzig Prozent zu deinem Profil und deinen Wünschen passen. Bei den anderen ist die Übereinstimmung zu gering.«

      »Mmm!«

      »Was soll das jetzt wieder – ›mmm‹? War das ›Ja‹ oder ein ›Nein‹?«

      »Nun, es gibt zwei Theorien! Gegensätze ziehen sich an! Zwei Menschen mit wenig Übereinstimmung können vielleicht sehr glücklich sein. Sie ergänzen sich perfekt. Wenn zu viele Übereinstimmungen bestehen, dann langweilen sie sich vielleicht bald.«

      »Dann fange mit den ersten fünf Kandidaten an, Hanna! Ihr schreibt zuerst Mails, telefoniert irgendwann und dann wirst du schon sehen, ob dein Herz klopft. Die Stimme eines Menschen sagt auch sehr viel.«

      Johanna trank einen Schluck Kaffee. Sie dachte nach.

      »Ich bin ja durch mein Pseudo­nym geschützt. Mir kann im Grunde nichts geschehen.«

      »Richtig! Du sortierst aus! Du entscheidest, wann du deinen Namen und deine Adresse, dein Leben offenlegst. Im Grunde brauchst du

Скачать книгу