Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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mir keinen Spaß mehr. Es ist einfach blöd, allein zu essen, für sich allein den Tisch zu decken. Auch wenn du bei der Arbeit warst, so habe ich doch den Tisch für zwei gedeckt und es blieb alles stehen, bis du kamst. Ich lebte meistens nur von Fertiggerichten. Der Pizzahändler um die Ecke war mein stetiger Lieferant.«

      »Ich verstehe dich genau! Mir ging es ähnlich, auch wenn es anders war. Du warst fort und in der Küche stand kein vorbereitetes Essen mehr, wenn ich von der Arbeit heimkam. Also wurde der Dosenöffner mein liebstes Werkzeug. Irgendwann konnte ich das Dosenzeugs und die Tiefkühlkost nicht mehr sehen. Ich kaufte mir ein Kochbuch und versuchte mein Glück. Das ging natürlich gründlich daneben. Denn ich wollte natürlich zu viel auf einmal. Damals war ich noch nicht so weit, wie ich heute bin. Ich meine, ich hatte mich noch nicht zu einigen Erkenntnissen durchgerungen. Also belegte ich einen Kochkurs.«

      »Was du nicht sagst? Du bist richtig zu einem Kurs gegangen? Hätte ich dir gar nicht zugetraut.«

      »Ja, so war es!«

      »Was waren da für Leute?«

      »Oh, ich habe mich nicht zu einen Grundkurs angemeldet, sondern für einen Kurs, der nannte sich – ›Dinner for Two‹. Da wurden Essen gekocht für romantische Stunden bei Kerzenlicht – für zwei! Ich stellte mir immer vor, wie ich dich damit überraschen könnte.«

      »Und jetzt bist du ein Sternekoch?«

      Rupold fing an zu lachen.

      »Bewahre! Mir wurde bestätigt, dass ich dazu völlig untalentiert sei. Also konzentrierte ich mich auf kalte Platten. Das bekomme ich ganz gut hin, so richtig mit Dekorationen aus Petersilie und Tomaten, Radieschen und sonst so Verschiedenem.«

      »Wow, ich bin beeindruckt!«

      »Danke! Dabei hast du noch nicht einmal einen Tisch gesehen, den ich dekoriert habe!«

      »Du scheinst ja ungeahnte Talente zu haben, Ruppi?«

      »Ja, die habe ich auch erst entdeckt, nachdem du fort warst. Ich habe mir überlegt, was falsch gelaufen ist. Und ich habe mir eine Liste gemacht, was ich ändern wollte. Dazu dachte ich, könnten auch Abende gehören, an denen ich koche. Ich habe mir auch gedacht, dass wir uns mit der Hausarbeit abwechseln könnten. Ich wollte dir einen Brief schreiben. Im Entwurf liegt er in meiner neuen Wohnung.«

      »Was steht drin?«

      »Nun, dass wir uns wochenweise mit der Hausarbeit abwechseln.«

      »Das ist wieder Rupold, wie ich ihn kenne. Alles wird geplant, durchorganisiert.«

      »Nein, Hanna! So nicht! Ich will dich, unser Leben nicht in einen Zeitplan pressen. Verstehe das bitte nicht falsch! Der Plan sollte nur meinerseits eine Verpflichtung sein, regelmäßig mehr alltägliche Aufgaben zu übernehmen. Erinnerst du dich, damals? Wir wollten eine richtige partnerschaftliche Ehe führen. Wir wollten alles gemeinsam machen.«

      »Und wie ich mich erinnere!

      Besonders an die verkohlten Früh­stücks­eier, die du gemacht hast, Ruppi!«

      »Ja, die ganze Küche war voll Qualm! Die Nachbarn kamen, weil sie dachten, es brennt bei uns. Danach hast du mich nie mehr Spiegel­eier machen lassen, Hanna. Und irgendwann kam es auch so, dass wir irgendwie in das alte Rollenbild gefallen sind. Das da heißt, die Frau macht den Haushalt und der Mann verdient das Geld.«

      »Stimmt! Wir sind in ein altes Mus­ter gefallen.«

      »Obwohl du auch deine Arbeit hattest, Hanna! Aber wenn du dann alleine daheim warst und mal wieder auf mich gewartet hattest, dann bist du vielleicht auch in deiner Rolle gefangen gewesen. Ich will dir keinen Vorwurf machen, Hanna. Ich habe nur viel darüber nachgedacht. Eigentlich können wir beide nichts dafür. Wir leben in einer Zeit, in der Ehepaare ein neues Rollenverständnis finden müssen. Wir wollten es leben, sind aber irgendwie vom Kurs abgekommen.«

      »Ja, es ist eine schwierige Zeit, Ruppi! Das hast du klar erkannt. Und wir haben kein Kursbuch, wie viele Paare keines haben. Da sind die alten Muster und die neuen Ideale. Aber der Druck der Gesellschaft ist so groß. Ich will den Druck auf dich, auf die Männer überhaupt, nicht als geringer erachten, aber der Druck auf die Frauen ist riesig. Wir sollen schönen, dem Ideal der schlanken, Frau aus den Hochglanzmagazinen entsprechen. Wir sollen emanzipiert sein und berufstätig. Dabei sollen wir sehr erfolgreich sein. Aber gleichzeitig – und das ist in meinen Augen irgendwie pervers, das muss ich schon so hart sagen – sollen wir die perfekte Hausfrau sein. Die Fenster müssen glänzen, die Böden spiegeln, die Wäsche muss immer sofort gebügelt werden und akkurat in den Schränken sitzen. Wir hetzen zwischen Beruf und Haushalt hin und her. Und eines sage ich dir, Hausarbeit ist eine oft eine sehr frustrierende Tätigkeit.

      Beispiel: Man kocht stundenlang, deckt einen sehr schönen Tisch und binnen kurzer Zeit ist alles gegessen und der Tisch sieht aus wie ein Schlachtfeld. Von der Arbeit einer Hausfrau bleiben keine dauernde Resultate übrig, jedenfalls nicht von den meisten Arbeiten.«

      »Ich verstehe, was du meinst, Hanna. Früher hätte ich es wahrscheinlich nicht verstanden. Hausarbeit ist einfach ein notwendiges Übel. Deshalb werden wir – pardon – könnten wir es uns in Zukunft ehrlich teilen. Geteilter Frust ist halber Frust!«

      »Klingt gut, so auf den ersten Blick!«

      »Hast du auch Ideen, Hanna? Ich meine, wie könnten wir es machen, wenn wir es schaffen, es noch einmal zu versuchen? Was ich sehr hoffe!«

      Johanna dachte nach. Sie schwieg einen Augenblick.

      »Ich habe mir bisher darüber keine Gedanken gemacht, wie ich es mit dir anders machen wollte, denn ich konnte mir nicht vorstellen …« Johanna brach den Satz ab. »Ich habe mir nur vorgestellt, welches Leben ich mit einem anderen Mann führen wollte.«

      »Erzähle!«

      »Schwer zu sagen! So genau wie du, habe ich das nie durchdacht. Ich kann dir nur von meinen Sehnsüchten erzählen. Ich wollte Zeit, Stunden oder auch Tage, vielleicht einen Tag in der Woche, an dem die Pflichten hinten anstehen und nur der Partner im Vordergrund ist. An so einem Tag werden keine Störungen geduldet. Die Welt wird einfach ausgesperrt, verstehst du. An diesem Tag, in diesen Stunden sollte alles so sein, wie es ist, wenn man frisch verliebt ist. Alles sollte leicht und sorglos sein, voller Zuversicht und Hoffnung auf ein wunderschönes gemeinsames Leben, ohne Schattenseiten. Ich wollte nie mehr zulassen, dass meine Liebe unter dem Alltag erdrückt wird. Besser kann ich es nicht sagen. Verstehst du mich?«

      »O ja! O ja, meine Hanna! Ich verstehe dich!«

      »Ich will dir etwas gestehen, Ruppi! So glücklich bin ich in meinem Fitnessstudio nicht, wie du es vielleicht denkst. Sicher, ich verdiene gutes Geld und bin unabhängig. Aber es ist so wie bei den Kunden, die auf dem Laufband ihre Kilometer laufen. Wirklich glücklich machte es mich nicht.«

      »Das überrascht mich jetzt doch! Kannst du mir das näher erklären? Du hast immer so glücklich ausgesehen, wenn du von der Arbeit heimgekommen bist.«

      »Ja, sicher! Ich habe selbst viel trainiert. Mein Körper hat nach täglich zwanzig Kilometer auf dem Laufband Glückshormone ausgeschüttet. Das ist doch ganz normal, ein biologischer Vorgang. Aber so schnell, wie du dich superglücklich fühlst, so schnell bist du auch wieder im Tal. Im Grunde war ich auf der Suche nach dem Glück, das dauerhaft anhält, das innere Glück, das einfach das Herz ausfüllt. Damals, als wir noch halbe Kinder waren und uns gefunden hatten, dachte

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