Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Dort seid ihr ungestört!«

      »Ich denke, das ›Erkerchen‹ ist nicht der richtige Platz für uns. Aber ungestört sind wir dort schon.«

      Florian trug seinen Rucksack wieder in die Kammer. Er lud Toni auf ein Bier ein. Die beiden erzählten sich, wie es ihnen in den letzten Jahren ergangen war.

      Dabei hielt sich Florian bedeckt. Er ließ Toni reden. Dieser schwärmte von seiner Anna, mit der er sehr glücklich ist und erzählte von Sebastian und Franziska.

      Es war schon nach Mitternacht, als Florian Toni verabschiedete.

      *

      Es hatte Toni und Anna viel Überredungskunst gekostet, Saskia davon zu überzeugen, sich mit Florian beim ›Erkerchen‹ zu treffen. Toni hatte offen mit Saskia gesprochen, dass er bei Florian gewesen war. Dieser wollte sich für sein ungebührliches Verhalten entschuldigen, deshalb sollte Saskia auch nachgeben. Denn Saskia hatte sich zunächst geweigert, Florian sehen zu wollen.

      Jetzt saß Saskia beim ›Erkerchen‹ und wartete. Sie war nervös. Ihr Herz klopfte. Wie soll ich einem Mann gegenübertreten, den ich liebe, immer noch liebe und der nichts von mir wissen will? Es schmerzte sehr. Saskia spürte plötzlich einen großen Drang davonzulaufen. Wenn er davongelaufen ist, kann ich das auch, sagte sie sich. Sie stand auf, drehte sich um und ging langsam, ganz langsam in Richtung Berghütte.

      »Saskia! Ich bin hier!«, hörte sie seine Stimme hinter sich.

      Saskia blieb stehen. Ihr Herz raste. Sie schloss die Augen und atmete tief ein.

      »Saskia, ich bin dir eine Erklärung schuldig! Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe! Bitte, entschuldige es!«, sagte Florian.

      Er stand jetzt unmittelbar hinter ihr.

      Saskia drehte sich um. Sie schaute ihn aber nicht an.

      »Entschuldigung angenommen!«

      »Danke! Wollen wir uns setzen?«

      Saskia ging zur Bank und setzte sich. Florian setzte sich mit etwas Abstand neben sie. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Er war rasiert. Seine Haare gekämmt, die Nägel waren gepflegt. Er trug die Jeans und eine teure Markenwindjacke.

      »Saskia, dass ich so abweisend war, lag nicht an dir. Das musst du mir glauben. Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist so, dass ich hier in Waldkogel keine Wurzeln schlagen will. Ich war hier nur auf der Durchreise.«

      Saskia griff in die Tasche ihrer Jacke. Sie nahm ein Bonbon heraus und wickelte es langsam aus. Sie spielte mit dem Einwickelpapier, während sie Florian zuhörte.

      »Ich bin mit mir selbst nicht im Reinen, Saskia. Deshalb bin ich auch damals fortgegangen. Ich dachte, mit der Zeit komme ich darüber hinweg. Aber dem war nicht so. Es gibt da etwas, was mich bedrückt und mein Leben überschattet. Ich werde damit nicht fertig.«

      Florian schwieg. Sie schauten sich jetzt an.

      »Ich will eine gute Journalistin werden, Florian. Da lernt man sehr früh, dass man nur die richtigen Antworten bekommt, wenn man die entsprechenden Fragen stellt. Wer, wo, wann, wie, weshalb, warum, wozu, weswegen …, und so weiter und so weiter. Wenn du alleine nicht weiterkommst, dann gibt es vielleicht jemanden, den du fragen kannst?«

      »Hast du als Reporterin keine Angst, du könntest mit deinen Fragen etwas auslösen?«

      »Das kommt darauf an. Das ist ganz unterschiedlich. Gibt es jemand, mit dem du reden könntest? Kann dir jemand deine Fragen beantworten?«

      »Ja, es gibt jemanden! Es ist ein Mann! Ich weiß allerdings nicht, ob er etwas weiß. Vielleicht ahnt er nicht einmal etwas! Würde ich mit meinen Fragen Wunden aufreißen?«

      Saskia schaute Florian in die Augen.

      »Es handelt sich dabei um deinen Vater, stimmt es?«

      »Ja, wie bist du darauf gekommen?«

      »In Waldkogel erzählt man, dass du nach dem Tode deiner Mutter fortgegangen bist. Der Einzige, den du noch in Waldkogel hattest, war dein Vater. Also muss es etwas mit ihm zu tun haben.«

      Saskia sah, dass Jochen schluckte. Sie sah, dass er sehr bewegt war. Sie holt aus ihrem Rucksack eine Flasche Wasser und reichte sie ihm. Er trank.

      »Saskia, du bist nicht aus Waldkogel. Wenn ich dir alles sage, kann ich mich dann darauf verlassen, dass du es hier niemanden erzählst? Bitte kein Wort zu Toni und Anna oder sonst jemanden!«

      »Du hast mein Wort! Bei allem, was mir heilig ist, Florian!«

      Sie sah ihm in die Augen und las dort die Seelennot, die ihn bedrückte.

      »Ich habe noch niemals mit jemandem darüber gesprochen. Saskia, ich nehme an, dass Hubertus Basler nicht mein Vater ist.«

      Saskia sah ihn überrascht an. In Gedanken verglich sie Florians Aussehen mit dem seines Vaters. Florian trank wieder einen Schluck.

      »Es war in der Nacht, als meine Mutter starb. Sie war schwer krank. Es war eine schlimme Nacht. Es blitzte und donnerte. Niemals wieder habe ich ein solches Unwetter erlebt. Mein Vater war auf der Basler-Alm. Er war am Abend hinaufgegangen und wollte das Vieh zusammentreiben, und in das dichte Wäldchen bringen bei der ›Wolfsgrub‹. Der Fels hängt oben weit über. Dort im Wäldchen ist das Vieh geschützt. Damals hatten wir auch nur zwanzig Milchkühe. Vater kam aber nicht zurück. Er rechnete nicht damit, dass sie in dieser Nacht sterben würde. Das Unwetter war schlimm. Ich war mit der Mutter alleine. Den Pfarrer konnte ich auch nicht holen. Aber das war nicht so schlimm, er hatte ihr schon vor Tagen die letzte Ölung gegeben. Ich saß an ihrem Bett. Sie wurde schwächer und schwächer. Mit letzter Kraft versuchte sie mir etwas zu sagen. Sie sprach nur sehr undeutlich. Vieles musste ich ergänzen. Es hat etwas mit Jochen zu tun. Jochen war ein Bruder meines Vaters. Er kam am Berg ums Leben, da war ich zwei Jahre alt. Ich heiße auch mit zweitem Namen Jochen.«

      »Du vermutest, dass dieser Jochen dein Vater ist?«

      »Ja!«

      »Warum hast du mit deinem Vater nicht darüber gesprochen?«

      »Was ist, wenn er es nicht weiß? Dann tue ich ihm nur weh.«

      »Vielleicht irrst du dich, Florian! Deine Mutter stand bestimmt unter starken Schmerzmitteln. Sie hat vielleicht fantasiert?«

      »Sie bekam starke Schmerzmittel, aber verwirrt erschien sie mir nicht. Außerdem war es schlimm, dass Mutter in dieser Nacht starb. Den ganzen Tag hingen schwarze Wolken über dem ›Höllentor‹ und nachts kam das Unwetter. Weißt du, was man sich hier in Waldkogel erzählt, wenn über dem Gipfel des ›Höllentors‹ schwarze Wolken stehen?«

      »Ja, das weiß ich! Das hat dich auch verunsichert, Florian?«

      Er blieb ihr die Antwort schuldig.

      Saskia rutschte auf der Bank neben ihn. Sie legte ihre Hand auf die seine, mit der er sich an der Sitzfläche festhielt, als suche er einen Halt.

      »Florian! Es spielt keine Rolle, wer dein Vater ist, jedenfalls im Sinn von Erzeuger. Hubertus Basler ist ein Mensch, den man gleich ins Herz schließt. Ich habe in der kurzen Zeit bei euch auf der Basler-Alm erkannt, dass

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