Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 92

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

ein Makel. Die Menschen denken, so etwas vererbt sich.«

      »Das ist doch Schwachsinn, Rosemarie! Das ist hirnrissig! Jeder der so denkt, ist total deppert!«

      »Das sagst du, Gaudenz! Ich habe viele Menschen kennengelernt, die so denken. Einige haben es mir ins Gesicht gesagt, andere nur hinter meinem Rücken getuschelt.«

      Gaudenz rückte dicht an Rosmarie heran. Er legte wieder einen Arm um sie.

      »Rosemarie, jetzt verstehe ich deine Tränen. Ich habe solche Vorurteile nicht. Ich sehe nur dich. Du bist eine wunderbare, schöne junge Frau, ein wirklich fesches Madl, wie man hier in den Bergen sagt.«

      »Du machst mich verlegen, Gaudenz!«, sagte sie leise, und ihre Stimme bebte.

      Gaudenz hätte Rosemarie jetzt am liebsten geküsst. Doch er hielt sich zurück. Ich muss vorsichtig sein, dachte er. Sie hatte so viel Vertrauen zu mir, ich darf sie nicht überfordern.

      Liebe, in jeder Form, wurde ihr in ihrem Leben wenig zuteil. Sie muss selbst erkennen, dass es jemanden gibt, der sie liebt, der sie nicht verrät, der zu ihr steht, der ihr treu ist, der sie so sieht, wie sie ist, als wunderbarer Mensch ohne eine Vergangenheit. Sie muss erkennen, dass ich es ehrlich meine. Dazu brauche ich Hilfe, dachte er.

      Die Zeit verging schnell am ›Erkerchen‹. Über den Bergen im Osten ahnte man bereits den Tag.

      »Schau, es wird bald hell, Rosemarie! Wollen wir zurückgehen oder wollen wir bleiben, bis die Sonne aufgeht. Es ist ein unbeschreibliches Erlebnis, die Sonne aufgehen zu sehen.«

      »Musst du nicht wieder hinunter ins Dorf? Hast du morgen keine Verpflichtungen?«

      Er lächelte sie an.

      »Ich habe einen Hof. Ich betreibe aber keine große Landwirtschaft mehr. Wie haben nur noch ein paar Hühner und einen großen Gemüsegarten hinter dem Haus. Die Felder und Almwiesen sind verpachtet. Ich bin Technischer Zeichner und Freiberufler. Ich arbeite von daheim aus. Ich bin das einzige Kind. Meine Eltern sind vor einigen Jahren auf das Altenteil gezogen. Sie tun aber noch sehr viel auf dem Hof. Wir vermieten an Sommergäste. Ich kann es einrichten, dass ich über das Wochenende auf der Berghütte bleibe. Wir könnten dann zum ›Paradiesgarten‹ wandern. Der Flecken ist nur Einheimischen bekannt und auf keiner Karte verzeichnet.«

      »Danke für die Einladung, Gaudenz. Du meinst es bestimmt gut. Aber gerade am Wochenende hat Anna sehr viel zu tun. Pfarrer Zandler sagte zu mir, dass ich am Sonntag nicht zur Messe in den Ort zu kommen brauche. Das Wochenende will ich Anna und Toni helfen.«

      »Gut, das verstehe ich! Dann verschieben wir unseren Ausflug zum ›Paradiesgarten‹. Wir gehen nächste Woche an einem Werktag. Den Wunsch kannst du mir nicht abschlagen, Rosemarie – bitte!«

      »Also gut! Wir gehen irgendwann, wenn auf der Berghütte nicht so viele Hüttengäste sind.«

      »Fein! Ich freue mich! Du wirst es nicht bereuen. Man fühlt sich dort dem Himmel so nah.«

      »Ich will aber nicht, dass du deine Arbeit vernachlässigst. Wir gehen nur, wenn es dir auch wirklich passt.«

      »Rosemarie, was bist du doch für ein Ausbund an Pflichtbewusstsein! Sei doch etwas locker. Das Leben ist schön. Es ist wirklich schön. Du darfst nicht so viel denken und ängstlich sein. Willst du es nicht einmal versuchen?«

      Sie schaute ihn an.

      »Man kann doch nur etwas versuchen, von dem man weiß, wie es geht, Gaudenz. Ich bin, wie ich bin. Nur so fühle ich mich sicher. Nur so kann ich meine Welt ordnen. Ich kenne nichts anderes.«

      Gaudenz seufzte.

      »Habe ich etwas Falsches gesagt, Gaudenz?«

      »Nein! Aber bei deinen Ansichten komme ich manchmal nicht ganz mit. Ich war noch nie mit jemand zusammen, der sich so gern in sein Schneckenhaus vergräbt. Darf ich dir einen Vorschlag machen?«

      »Vorschläge kann man immer machen.«

      »Gut! Danke! Wie bleiben jetzt hier sitzen, bis die Sonne ganz aufgegangen ist. Dann bringe ich dich zurück zur Berghütte. Ich gehe hinunter ins Dorf und widme mich verschiedenen anstehenden Angelegenheiten. Und an einem der nächsten Tage melde ich mich bei Toni. Er hat ein Handy. Dann reden wir und planen unseren Ausflug in die Berge. Bist damit einverstanden?«

      »Wir können es probieren!«

      »Warum sagst du probieren?«

      »Das habe ich mir so angewöhnt, dann bin ich nicht enttäuscht, wenn etwas nicht so verläuft, wie ich es erwarte. Je weniger ich vom Leben erwarte, desto weniger kann ich enttäuscht werden.«

      »Aus deiner Sicht ist das logisch. Soweit verstehe ich dich jetzt schon. Jetzt sage ich dir etwas! Erwarte, erhoffe dir immer das Schönste und das Beste, was dir Himmel und Erde geben können. Es wird geschehen. Gib dich niemals – wirklich niemals mit weniger zufrieden. Verzichte nie im Voraus auf Glück und auf Liebe!«

      Sie schauten sich in die Augen. Rosemarie spürte, wie ihr Herz klopfte.

      »Jemandem wie du bin ich noch nie begegnet, Gaudenz.«

      »Das hast du schön gesagt! Könntest du dir vorstellen, dass wir dieses Zusammenfinden länger ausdehnen? Wünscht du es dir in einem Winkel, einem verborgenen Winkel deines Herzens?«

      Es war inzwischen schon so hell, dass Gaudenz deutlich sehen konnte, wie Rosemarie tief errötete.

      Er griff ihr mit der Hand unter das Kinn.

      »Rosemarie, habe keine Furcht! Sei nicht ängstlich! Erforsche dein Herz und lasse die Gefühle zu. Fühle das Glück, die Liebe, die Hoffnung. Schäme dich nicht für deine Sehnsüchte und Träume. Willst du mir das versprechen?«

      »Ich will es versuchen, Gaudenz! Mir schwindelt. Ich weiß nicht, was mit mir ist. Mir dreht sich alles im Kopf!«

      Das ist die Liebe, dachte Gaudenz. Du entdeckst die Liebe, Rosemarie. Aber das sage ich dir nicht. Du musst selbst dahinterkommen. Nur dann wirst du an die Liebe glauben.

      »Es war ein langer Tag und eine lange Nacht, Rosemarie! Schau, die Sonne steht schon halb über den Berggipfeln. Lass uns zurückgehen.«

      »Ja, gehen wir zurück.«

      Sie standen auf und gingen Hand in Hand den Pfad zurück. Als die Berghütte in Sicht kam, sagte Rosemarie leise: »Danke, Gaudenz! Danke für das schöne Gespräch, danke, dass du mir zugehört hast. Mein Herz ist jetzt leichter, irgendwie. So etwas habe ich vorher nie verspürt.«

      Er schaute ihr in die Augen. Sie sahen wirklich nicht mehr so traurig aus.

      »Das freut mich. Ich möchte dir noch so viel sagen, Rosemarie. Wir werden auf unserem Ausflug wieder reden, einverstanden?«

      »Ja, Gaudenz, einverstanden!«

      Sie kamen zur Berghütte. Die Tür stand schon offen. Aber Toni war nicht zu sehen. Gaudenz brachte Rosemarie bis zu ihrer Kammertür.

      »Schlafe gut! Gute Nacht! Und träume schön!«

      Da huschte ein Lächeln

Скачать книгу