Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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komme ich her, einen anderen Mann, auch so einen Geldmanager. Doch dann begegnete ich Toni im Zug. Da hat der Blitz der Liebe eingeschlagen. Ich wollte die Gefühle verdrängen, aber ich konnte nicht. Ich habe mich gewehrt, gesträubt, aber je mehr ich mich wehrte, desto mehr sehnte ich mich nach ihm. Wir kamen schnell zusammen. Ich erkannte, dass mein Platz hier in Waldkogel ist, bei Toni. Und ich nahm all meinen Mut zusammen und packte es an. Binnen eines Tages wurde aus der eleganten Bankerin mit den Designerklamotten ein Madl aus den Bergen im Dirndl, mit Kniebundhosen und Wanderschuhen. Es war, als schlüpfe ich in eine andere Haut. Und bei allem, was als heilig gilt, schwöre ich dir, Rosel, dass ich in meinem Herzen nur ein Gefühl spürte – hier gehöre ich her – das ist mein Platz auf der Welt, den ich immer gesucht habe.«

      »Wie schön für dich! Du siehst auch richtig glücklich aus. Das Dirndl steht dir gut.«

      »Danke! Übrigens, Franzis Bemerkung stimmt, dass du in dem dunklen Dirndl traurig aussiehst. Du bist doch eine junge hübsche Frau. In deiner Freizeit solltest du schon etwas Bunteres anziehen.«

      Rosemarie rührte in der Kaffeetasse.

      »Anna, ich will dir nicht mein ganzes Leben erzählen. Nur soviel, ich bin in Waisenhäusern groß geworden. Ich komme aus einer Familie, die sogar böse Schlagzeilen in der Zeitung hatte. Ich wurde deswegen immer gehänselt, und ich tue mich schwer mit meiner Herkunft. Ich kam nur durch das Leben, in dem ich versuchte, so wenig wie möglich aufzufallen, still zu sein, keine Bindungen einzugehen, fleißig zu sein, mich zu verkriechen. Pfarrhäuser bieten dazu Gelegenheit, Klöster auch. Du bist der zweite Mensch mit dem ich darüber rede, zumindest Andeutungen mache. Der erste Mensch, mit dem ich gesprochen habe, ist Gaudenz. Deshalb kam ich erst heute Morgen zur Berghütte zurück. Er entführte mich zum ›Erkerchen‹ und wir redeten und redeten. Er ist mir doch fremd, sagte ich mir immer wieder. Doch ich konnte es einfach nicht lassen, ihn ins Vertrauen zu ziehen. Dabei ist er ein Mann, ein Bursche, wie ihr hier in den Bergen sagt.«

      »Gefällt er dir?«, fragte Anna direkt.

      Rosemarie seufzte.

      »Anna, ich weiß nicht – nicht, dass ich es nicht weiß – ich meine, ich habe keine Erfahrung mit Burschen – ich hatte nie einen Freund – ich habe nie an so etwas gedacht. Wie soll ich es dir sagen, beschreiben?«

      »Liebe ist für dich nicht nur ein Fremdwort, sondern auch ein völlig unbekanntes Gefühl.«

      Rosemarie dachte einen Augenblick nach.

      »Ja, so ist es! Ich habe mit der Liebe keine Erfahrung und schon gar nicht mit einer Liebe, wie sie zwischen Mann und Frau … Meine Eltern sind geschieden, Vater hatte Liebschaften. Das hat man mir erzählt und noch mehr. Für mich war es bisher so, dass ich mir sagte, jede Art von Liebe gibt keine Sicherheit.«

      »Ein gebranntes Kind, scheut das Feuer, sagt ein Sprichwort, Rosel. Jetzt sage ich dir einmal etwas. Du denkst viel zu viel! Was sagt dir dein Herz? Hast du vor dem Einschlafen an Gaudenz gedacht? Hast du beim Aufwachen an ihn gedacht? Hast du vielleicht sogar von ihm geträumt?«

      Rosemarie wurde dunkelrot im Gesicht.

      »Volltreffer! Du bist verliebt! Du hast dein Herz an Gaudenz Moosbauer verloren! Großartig! Freue dich! Du hast die Liebe gefunden! Übrigens, Gaudenz hat Toni gegenüber auch so eine Andeutung gemacht, er mag dich sehr.«

      »Anna, ich bin ganz durcheinander! So etwas wie heute Nacht ist mir noch nie passiert. Ich habe mir es nicht gewünscht, nie davon geträumt, nie und nimmer einen Gedanken daran verschwendet. Und dann tue ich es!«

      »Was hast du getan?«

      »Gaudenz hat seinen Arm um mich gelegt. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter, und es war schön. Anna es war so wunderschön. Nie zuvor in meinem Leben war ich so ruhig und glücklich. Über uns waren die Sterne. Im Tal lag Waldkogel im Schlaf. Alles war so friedlich und schön. Ich wünschte mir, die Zeit würde stehenbleiben. Dabei ist Gaudenz doch fremd. Eigentlich müsste ich mich schämen, dass ich mich habe so gehen lassen.«

      Rosemarie errötete wieder. Anna schüttelte den Kopf.

      »Rosel, Rosel, Rosel! Für mich ist das eindeutig. Du bist verliebt. Ihr habt euch gefunden. Wenn du diese Geborgenheit verspürt hast, dann ist Denzl derjenige, nach dem dein Herz gesucht hat.«

      »Ich habe nicht gesucht, Anna. Das schwöre ich dir. Ich überlegte, ins Kloster zu gehen.«

      »Sicher hast du nicht bewusst gesucht. Aber die Liebe ist immer auf der Suche, und die Liebe führt die beiden Teile zusammen, die zusammengehören. Denzl ist ein guter Bursche. Toni schätzt ihn sehr. Er ist fleißig und verlässlich, ordentlich und ehrlich. Er macht keine Spielchen und hat mit Sicherheit keine Frauengeschichten. Rosel, ich bin sicher, dass du das erste Madl bist, um das er den Arm gelegt hat. Weißt du, auf dem Dorf ist es so, dass man schon mitbekommt, wer mit wem …, und so. Gaudenz hatte nie ein Madl.«

      Rosemarie schaute Anna mit großen Augen an wie ein unschuldiges Kind. Anna lächelte sie warmherzig an.

      »Rosel, du brauchst Nachhilfe in Sachen Liebe. Soll ich dir eine Lektion geben? Willst du?«

      »Ja, bitte! Ich bin völlig durcheinander!«

      »Gut! Dann höre! Die Macht der Liebe ist etwas, was sich außerhalb unseres Verstandes abspielt. Sie ist ein Geschenk des Himmels, das Größte überhaupt. Liebe kann man nicht kaufen und nicht verkaufen. Liebe kann man nur schenken und geschenkt bekommen. Sie ist nicht planbar und folgt keinem Kalender. Die Liebe allein wird unverhofft über zwei Menschen ausgeschüttet. Da schützen auch kein Schirm und keine Schutzkleidung. Die Liebe dringt tief ins Herz. Sie füllt die Herzen der Menschen aus, die sie ereilt hat, und es zieht sie zueinander. Sie können sich noch so wehren, vom Verstand her. Die Liebe bringt sie zueinander. Sie spüren, dass sie alleine nie mehr so glücklich sein werden, wie sie es sein werden, wenn sie zusammen sind. Höre auf, zu denken und dir Sorgen zu machen. Warte einfach ab und höre auf dein Herz, deine innere Stimme. Wenn die Liebe mit dem goldenen Band der Zuneigung zwei Herzen umgarnt und zusammenbindet, dann spürst du es. Das kann ich dir versichern. Dann ist es völlig unwichtig, wo du bist, im Urwald, in der Wüste, in einem U-Boot oder auf einer Berghütte. Du spürst, dass du da hingehörst, zu ihm, an seine Seite. Du weißt, dass nichts und niemand auf der Welt dich davon abhalten kann, dem Ruf deines Herzens, der Stimme der Liebe zu folgen.«

      Rosemarie schaute Anna mit großen Augen an.

      »Hör mal, Rosel! Als ich zum ersten Mal mit Toni hierher kam, die Berghütte sah, in der Berghütte stand und er mir draußen in der Wirtstube von seinem Traum erzählte, da bekannte ich mich für mich zu meiner Liebe. Ich war schon seit Tagen in ihn verliebt und redete mir krankhaft ein, dass wir zu verschieden sind. Ich las die Liebe zu mir in seinen Augen, blickte in sein Herz. Ich kannte nur noch ein Ziel, ich wollte bei ihm bleiben, ich wollte mit ihm hier sein auf der Berghütte. Rosel, ich hatte Karriere gemacht, war Investmentbankerin, hätte es sogar als Frau in den Vorstand schaffen können in einigen Jahren. Mir war klar, dass ich das nicht mehr wollte. Jemand hätte mir an diesem Tag den Vorsitz der Weltbank anbieten können, ich hätte abgelehnt. Verstehst du? Begreifst du, was ich dir sagen will? Es gab nur noch Toni. Ich sehnte mich mit jeder Faser meines Herzens nach einem Leben mit ihm. Alles, was mir vorher wichtig war, versank von einem Augenblick zum anderen in tiefe Bedeutungslosigkeit. Die Liebe durchdrang mein Herz und damit auch mein Leben. Ich bog von meiner Lebensstraße in einen kleinen Bergpfad ab, folgte dem Wegweiser der Liebe. Rosel, gehe nicht achtlos an deinem Wegweiser vorbei!«

      Anna sah, wie ein glücklicher Schimmer Rosemaries Augen veränderten.

      »Du

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