Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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in Waldkogel?«

      »Ja, aber nicht ganz!«

      Gaudenz erzählte alles, was er wusste, dass Rosemarie auf der Berghütte weilte, weil sie Pfarrer Zandler dorthin geschickt hatte. Er erzählte von dem Gespräch mit seinem Freund Toni, der ihm die Bedenken und Überlegungen Pfarrer Zandlers anvertraut hatte. Er berichtete, wie er sich Rosemarie vorsichtig genähert hatte und ließ am Schluss auch den zaghaften Kuss auf die Wange nicht aus.

      »Sie hat sich von Ihnen küssen lassen? Das kommt fast einem Wunder gleich. Junger Mann, Sie wissen nicht, was sie da vollbracht haben!«

      Gaudenz schaute die Oberin erstaunt an. Diese stand auf, ging zu ihrem Schreibtisch und telefonierte.

      »Sie haben seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Ich lasse etwa bringen. ›Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen‹, sagt ein altes Sprichwort. Und Sie werden alle Kraft brauchen.«

      Zwei jüngere Nonnen fuhren einen großen Teewagen herein und verschwanden wieder. Die Oberin deckte selbst den Tisch und sie begannen zu essen. Dabei erzählte sie von Rosemarie. Als junge Nonne hatte sie in dem Kinderheim gearbeitet, in das Rosemarie als Baby gebracht worden war.

      »Sie war damals schon ein stilles Kind und sehr ernst. So blieb sie auch. Später war ich Leiterin eines Heims für Mädchen. Rosemarie gehörte zu den Kindern im Heim. Sie war immer noch sehr ernst und zog sich zurück. Sie war nie fröhlich und ausgelassen. Sie hatte wenig Selbstvertrauen. Sie schloss nie Freundschaften und hielt sich immer abseits. Sie verschloss ihre Gefühle nach außen hin, dass es schmerzte, sie so zu sehen.«

      »Rosemarie sagte, sie hätte schlechte Erfahrungen gemacht. Man hätte sie verdächtigt, weil ihr Vater …, sie wissen schon.«

      »Nicht in dem Kinderheim, in dem ich die Leitung hatte. Aber die Mädchen gingen in eine öffentliche Schule. Mit dem Namen Rankl war einmal ein großer Skandal verbunden. So etwas bleibt den Menschen in Erinnerung. Und Kinder können ungerecht und hart sein. Doch Rosemarie hat nie bei mir geklagt.«

      Die Oberin schenkte Gaudenz noch eine Tasse Kaffee ein.

      »Ich bin mir sicher, dass Rosemarie eine gute Mutter sein würde. Sie ist wirklich ein besonderer Mensch. Ich hätte sie gerne hier als Nonne.«

      Die Oberin sah, wie Gaudenz vor Schreck zusammenzuckte und hob beschwichtigend die Hand.

      »Ich habe ihren Antrag erst einmal abgelehnt, weil sie ihn aus dem Motiv der Flucht gestellt hat. Das habe ich ihr aber nicht gesagt. Ich bin der Meinung gewesen, dass sie sich nach all den Jahren in Heimen und Schulen im wirklichen Leben den Wind um die Nase wehen lassen sollte. Sie sollte das wirkliche Leben kennenlernen, damit sie weiß, auf was sie sich einlässt, wenn sie darauf verzichtet.«

      Die Oberin lächelte Gaudenz an.

      »Es scheint, dass Sie ihr eine Tür zum Leben geöffnet haben. Gehen Sie den Weg weiter, junger Mann. Wenn sich Rosemarie für sie entscheidet, dann werden Sie bestimmt sehr glücklich mit ihr werden. Sie wird eine hingebungsvolle, treue Ehefrau sein und eine wundervolle Mutter. Dessen bin ich mir ganz sicher.«

      Gaudenz strahlte. Er wollte zu einem Satz ansetzen.

      Aber die Oberin gebot ihm, zu warten.

      »Ich kann und werde Rosemarie zu einem späteren Zeitpunkt den Eintritt in den Orden nicht verwehren, wenn sie noch will. Es ist die Rosemaries Entscheidung. Sie soll sich mit den Möglichkeiten eines bürgerlichen Lebens auseinandersetzen. Sie soll alles abwägen, damit sie die richtige Entscheidung trifft. Nur dann ist es eine wahre Entscheidung.«

      Sie lächelte.

      »Persönlich wünsche ich mir, dass Rosemarie die Liebe entdeckt, die sie ein Leben lang so vermisst hat. Sicher können Sie ihr Elternliebe nicht geben, sondern nur die Liebe eines Mannes. Aber das ist mehr, als sich Rosemarie je erhofft hat. Sie traut der Liebe zwischen zwei Menschen nicht durch ihre Erfahrung im Elternhaus, auch wenn sie noch klein war. Wer nicht in einem glücklichen Elternhaus aufwächst, mit sich liebenden, selbstlosen, ehrlichen Eltern, dem fehlt das Urvertrauen. Wo jeder Mensch im Herzen ein warmes Polster hat, hat Rosemarie eine gähnende Leere. Es ist zu wünschen, dass Sie diese Leere füllen. Nach dem, was sie mir erzählt haben, scheinen Sie auf dem besten Weg zu sein, diese Leere auszufüllen. Doch Rosemarie muss selbst erkennen, dass sie es will, ein Leben mit Ihnen. Verstehen Sie? Alles, was ich Ihnen sagen kann ist, dass ich Sie verstehe und Rosemarie nicht zu einem Beitritt in den Orden drängen werde. Ich werde ihr genügend Zeit geben, ihren Lebensweg zu bedenken.«

      »Ich verstehe, wie Sie das meinen. Ich hoffe Rosemarie entscheidet sich für mich.«

      »Ich hoffe, dass sich Rosemarie so entscheidet, dass Sie es in ihrem weiteren Leben nicht bereut.«

      Die Oberin lächelte Gaudenz an.

      »Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben. Ich liebe Rosemarie wirklich.«

      »Das glaube ich Ihnen! Falls Sie ihr von meinem Besuch erzählen, dann sagen Sie ihr Grüße von mir. Ich denke, es wäre allerdings sehr ratsam, ihr erst einmal nichts davon zu sagen.«

      Die Oberin stand auf. Sie begleitete Gaudenz zum Auto.

      »Fahren Sie vorsichtig, Herr Moosbauer. Sie sind müde und haben heute Nacht nicht geschlafen.«

      »Das werde ich! Und nochmals danke!«

      Gaudenz stieg ins Auto und fuhr davon. Die Oberin schaute ihm nach. Er würde ein guter fürsorglicher Ehemann für Rosemarie abgeben. Er liebt sie wirklich. Er liebt sie so sehr, dass er sich sogar mit der Kirche anlegen würde und dazu gehört eine gehörige Portion Mut, dachte sie.

      Sie ging wieder in ihr Arbeitszimmer. Dort zündete sie auf ihrem kleinen Altar eine große Kerze an. Sie betete darum, dass Rosemarie ihren Weg finden wird, wie immer sie sich auch entscheidet.

      *

      Rosemarie wachte auf. Sie streckte sich und rieb sich die Augen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr ließ sie im Bett aufspringen. Es war schon Nachmittag.

      »Oh Gott, ich habe total verschlafen!«, stöhnte sie vor sich hin.

      Schnell wusch sie sich, putzte die Zähne und zog sich an. Dabei lauschte sie auf Geräusche. Aber es war sehr still. Kein Laut drang aus der Wirtsstube durch die Tür. Rosemarie machte ihr Bett und ging hinaus. Anna saß am Kamin und trank eine Tasse Tee.

      »Guten Morgen oder besser Guten Tag, Anna! Ich habe verschlafen. Es tut mir leid und ist mir peinlich!«

      Rosemarie sah zerknirscht aus. Anna lachte. Sie stand auf und ging zu ihr.

      »Du bist schon ein herziges Madl, wie man in den Bergen sagt, Rosel! Du musst doch kein schlechtes Gewissen haben. Toni hat mir erzählt, dass du spät ins Bett gegangen bist. Also, was soll es?«

      Rosemarie errötete tief. Nervös spielte sie mit ihren Schürzenbänder.

      »Anna, ich bin schon früher gelegentlich spät ins Bett gegangen, wenn ich zum Beispiel für Prüfungen gelernt habe. Ich musste mir nie einen Wecker stellen. Ich bin immer von ganz alleine pünktlich und rechtzeitig aufgewacht. Nur heute scheint mein innerer Wecker nicht zu funktionieren.«

      Anna legte den Arm um Rosemaries Schultern.

      »Stopp

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