Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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man auf den Gipfel hinauf, um den Engeln seine Hoffnungen zu geben?« fragte Rosi leise und fast ehrfurchtsvoll.

      »Nein, Rosi! Das mußt du nicht.«

      »Das ist gut. Ich bin nämlich keine Bergsteigerin. Das erleichtert die Sache. Weißt du, ich weiß nämlich nicht, wie das Leben weitergehen soll, wenn die sechs Wochen um sind, die ich fortbleiben will. Ich brauche eine eigene Wohnung! Eine Arbeitsstelle!«

      »Du suchst nach Geborgenheit für dich und dein Kaninchen!«

      »Ja, Anna, so ist es!«

      Anna lächelte Rosi an.

      »Diesen Platz wirst du schon finden. Höre auf dein Herz! Das hast du bisher auch getan, sonst wärst du noch bei Stefan! Und was Joschka betrifft, da kannst du dir sicher sein, daß du ihm gefällst. Er kannte die Bedeutung eines gemeinsamen Spaziergangs durch das Dorf, auch wenn ihr noch nicht Hand in Hand gegangen seid. Joschka ist kein Bursche, der leichtfertig ist. Er will sicher auch nicht ins Gerede kommen, nach all den Enttäuschungen, die er erlebt hat. Er meint es ernst, Rosi! Jetzt ist es an dir, den ersten Schritt zu tun. Dein Bunny ist ja schon bei ihm. Du hast Zeit. In sechs Wochen bist du vielleicht weiter. Es war sicherlich kein Zufall, daß du hier nach Waldkogel gefunden hast. Bleibe einige Tage bei uns auf der Berghütte. Mache Wanderungen! Gehe zum ›Erkerchen‹, das ist eine besonders schöne Stelle mit einer wunderbaren Aussicht. Weiter oben gibt es einen Platz, von dem nur Einheimische wissen. Es ist eine kleine Wiese mit Blumen und einer Quelle. Sie liegt ganz hoch oben in den Bergen, windgeschützt zwischen Berghängen. Es ist fast ein Wunder, daß es da oben so grünt und blüht. Deshalb sagen die Einheimischen auch ›Paradiesgarten‹. Dort ist man dem Himmel ganz nah, Rosi! Gehe alleine dahin, denke über Joschka nach. Oder gehe mit ihm zusammen hin, ganz wie du willst. Habe keine Angst! Sicherlich kann man sich irren. Doch man muß es auch schaffen, einen neuen Anfang zu machen. Du mußt wieder Vertrauen in deine Gefühle finden, Rosi!«

      Rosi schaute Anna lange an.

      »Stimmt! Du hast es erkannt. Ich schäme mich, daß ich mich in Stefan so geirrt habe. Dabei muß ich fair bleiben. Als Freund, als Kumpel ist er bestimmt gut, aber er ist für mich kein Mann zum Heiraten.«

      »Gut! Das waren klare Worte! Jetzt mußt du herausfinden, wie es mit Joschka ist. Er ist, allgemein gesprochen, sicher ein Mann für das Leben. Du mußt wissen, ob er der Mann ist, der dir Geborgenheit gibt und dem du dich anvertrauen willst.«

      Rosi trank einen Schluck Kaffee.

      »Danke für das Gespräch, Anna, und die offenen Worte. Ich werde einige Tage in den Bergen bleiben und auf mein Herz lauschen. Dann werde ich sehen.«

      Anna brachte Rosi noch einen Kaffee. Sie ließ die junge Frau alleine. Rosi saß auf der Terrasse der Berghütte und schaute in die Weite. Immer wieder wanderte ihr Blick hinauf zu dem Gipfel des ›Engelssteigs‹.

      Rosi war nicht in der Lage, ihre innersten Gedanken in Worte zu fassen. Aber sie schickte ihre Wünsche, Sehnsüchte, all ihre Fragen, aber auch die Ängste und Hoffnungen hinauf zum Gipfel. Sie wollte Geborgenheit. Rosi sehnte sich danach, so angenommen zu werden, wie sie war.

      Im Laufe der nächsten Stunden wurde Rosi innerlich ganz ruhig. Sie träumte mit offenen Augen. Es waren schöne Träume. Sie malte sich aus, wie es sein würde, an der Seite von Joschka auf dem Unterbühler Hof zu leben.

      Der ganze Tag verging. Rosi verbrachte ihn auf der Terrasse. Anna und Toni servierten das Mittagessen und Abendessen. Als die Nacht sich ankündigte und es dunkel wurde, zogen sich die anderen Hüttengäste in die Berghütte zurück. Rosi holte ihre warme Jacke und ließ sich von Toni noch eine Decke geben.

      »Willst nicht mit reinkommen an den Kamin?« fragte Toni.

      »Danke, nein! Ich lausche den Bergen. Da ist ein Gefühl – nein, da wächst ein Gefühl in meinem Herzen. Ich will alleine sein.«

      Toni legte Rosi für einen Augenblick die Hand auf die Schulter. Er verstand sie. So ließ er sie alleine. Er kam nur in Abständen heraus und brachte ihr heißen Tee, den er wortlos auf den Tisch stellte.

      Bis weit nach Mitternacht saß Rosi unter dem nächtlichen Sternenhimmel in den Bergen. Zu ihren Füßen lag Bello, der junge Neufundländerhund von Toni und Anna. Er bewachte Rosi. Es war, als spürte er die Suche und die Unruhe in Rosis Herz. Es war ein innerer Kampf zwischen Verstand und Herz. Der Mond stand am Himmel inmitten der Sterne. Dann und wann schob sich eine kleine Wolke davor. Der Klang der Uhr auf dem Kirchturm der schönen Barockkirche von Waldkogel unterbrach die Stille von weitem.

      Als Rosi endlich in ihre Kammer ging, war ihr Herz ruhig. Alle Ängste waren verschwunden. Hoffnung und Zuversicht waren eingezogen. Rosis letzter Gedanke vor dem Einschlafen galt den Engeln auf dem ›Engelssteig‹.

      *

      Rosi schlief am nächsten Tag lange. Es war schon späterer Vormittag, als sie die Terrasse der Berghütte betrat. Toni und Anna machten ihre Kaffeepause. Toni stand sofort auf.

      »Guten Morgen, Rosi! Gut schaust aus! Wie hast du geschlafen?«

      »Guten Morgen zusammen! Ich habe gut geschlafen – tief – sehr tief. An Träume kann ich mich nicht erinnern, leider. Aber ich vermute, es waren schöne Träume, denn ich fühle mich wunderbar.«

      Rosi breitete die Arme aus.

      »Ich könnte die ganzen Berge umarmen.«

      »Da hast wenig davon, da ist der Joschka ein besseres Objekt«, warf der alte Alois ein, der bei Toni und Anna am Tisch saß.

      Rosi mußte lachen. Sie sagte dazu aber nichts. Toni stand auf.

      »Komm, setz dich zu uns! Ich hole dir des Frühstück, Rosi!«

      Rosi setzte sich neben den alten Alois.

      »Das ist wirklich ein wunderschöner Platz, Anna. Es ist hier oben noch schöner als unten in Waldkogel. Dabei macht es für mich schon einen großen Unterschied aus zu dem Stadtleben, das ich bisher nur kannte.«

      Der alte Alois sah Rosi an.

      »Bist wohl eher ein Landmadl, als ein Stadtmadl, wie?«

      Rosi schmunzelte.

      »Das weiß ich nicht. Aber ich versuche es herauszufinden. Jedenfalls fühle ich mich hier in Waldkogel so, wie ich mich noch nie gefühlt habe. Daß ihr mich nur richtig versteht. Das hat nichts mit einem Urlaubsgefühl zu tun. Ich war schon oft in Urlaub, irgendwo. Im Urlaub fühlt sich jeder anders als daheim. Aber hier – merkwürdig –, hier überkommt mich eine seltsame Ruhe und eine Kraft – eine Zuversicht. Ich fühle mich frei, und doch spüre ich eine Verbundenheit mit den Bergen, dem Tal. Klingt absonderlich, wie?«

      Anna lächelte und schüttelte den Kopf.

      »Ich kann das gut nachvollziehen. Mir ist es einmal ähnlich ergangen. Ich verspürte ein Gefühl in meinem Inneren, das ich zuvor nicht kannte. Es war so ein gutes Gefühl. Ich wußte nur, daß ich alles versuchen wollte, es festzuhalten.«

      »Ja, so ist es! Ich habe schon nach dieser kurzen Zeit keine Sehnsucht nach dem, wie ich vorher gelebt habe. Das erscheint mir alles so weit fort, wie in einer anderen Welt.«

      Toni brachte Rosis Frühstück. Es gab Brot, Butter von der Oberländer Alm, Käse, Wurst und

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