Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      »Du magst die Frauke nicht leiden, Alois?«

      »Wenn du so direkt fragst, dann sollst auch eine direkte Antwort erhalten. Ich kann nix Schlechtes über die Frauke sagen, Gunter. Dazu kenne ich sie zu wenig. Und des bisserl Eindruck, des ich von ihr bekommen hab’, des gefällt mir net, Bub! Gunter! Du bist ein Bursch’ der Berge. Die Frauke ist ein Püppchen, des net zu dir passen tut. Wenn du mit einer schönen Puppe spielen willst, dann mußt wissen, daß sie kein Kuschelbär ist und nie einer wird. Verstehst, was ich dir damit sagen will?«

      Gunter schaute den alten Alois lange an. Er seufzte.

      »Ja, ich verstehe.«

      Gunter wandte sich ab. Er ging die Stufen der Terrasse hinunter und überquerte das Geröllfeld. Weiter oben setzte er sich an den Gebirgsbach und dachte nach.

      Alois Worte hatten ihn tief getroffen. Doch die Wut auf Alois’ offenes Wort verrauchte bald. Die Wut wich einer Nachdenklichkeit, in die sich leise Zweifel einschlichen, ob Frauke wirklich die Frau ist, die zu ihm paßte. So vergingen die nächsten Stunden wieder mit gedanklichen Vergleichen zwischen Frauke und Helen.

      *

      Erst nachdem sich nach dem Mittagessen die meisten der Hüttengäste verzogen hatten, stand Gunter auf und ging die wenigen Schritten zur Berghütte zurück.

      »Magst was essen, Gunter?« fragte Toni.

      Gunter schüttelte den Kopf. Er schaute sich um.

      »Hast du die Kinder gesehen? Die müssen doch inzwischen schon aufgestanden sein.«

      Toni, der hinter dem Tresen in der Wirtstube stand, stellte den Bierhahn ab. Er setzte den halbgefüllten Bierkrug hart auf die Arbeitsplatte. Dann stürmte er zur Kammer von Polly und Patrick. Toni riß die Tür auf.

      »Anna, die Zwillinge sind fort!« schrie er, so laut er konnte.

      Anna, Basti und Franzi kamen sofort herbei. Der alte Alois beobachtete alles von seinem Schaukelstuhl aus, der am Kamin stand. Gunter lehnte sich an den Türrahmen. Er war weiß wie eine frisch gekalkte Wand.

      »Toni, was hat das zu bedeuten?« flüsterte er fast tonlos.

      Toni schlug die Bettdecken zurück. Es war deutlich zu sehen. Die beiden Betten waren unbenutzt. Toni schaute sich in der Kammer um.

      »Die Rucksäcke sind fort, die Jacken sind net da! Die festen Schuhe haben die beiden an!«

      Toni rieb sich das Kinn.

      »Mei, des schaut net gut aus! Jetzt weiß ich auch, was mich den ganzen Morgen so unruhig gemacht hat. Irgend etwas habe ich gespürt, des wie so eine Bedrohung war.«

      Toni setzte sich auf den Hocker am Tisch. Er schaute Sebastian und Franziska an. Ein Blick genügte ihm, um zu wissen, daß die beiden genauso überrascht waren.

      »Ihr wißt nix, wie?«

      »Naa, Toni! Die beiden haben nix gesagt, daß sie abhauen wollen!« sagte Sebastian.

      »Ich hab’ schon mehrmals an die Tür geklopft, weil ich mit Polly spielen wollte, aber sie ist net gekommen«, sagte die kleine Franziska und drückte ihre Puppe an sich.

      »Die werden wir schon finden!« betonte Toni.

      Toni stand auf. Er legte den Arm um Gunter und führte ihn zu einem Stuhl am Kamin. Dort drückte er ihn auf den Sitz. Gunter war wie in Trance.

      »Die Kinder sind fort! Die Kinder sind abgehauen! Die Kinder sind nicht da! Die Kinder sind verschwunden«, flüsterte er immer und immer wieder vor sich hin.

      Wie eine Litanei wiederholte Gunter immer wieder diese Sätze. Toni holte Gläser und den guten klaren Obstler. Normalerweise schenkte Toni den nur ein, wenn es etwas zu feiern gab. Aber für Gunter machte er eine Ausnahme. Er schenkte Gunter gleich ein halbes Wasserglas davon ein.

      »Trink!« befahl Toni.

      Gunter nahm einige Schlucke.

      »Trink!« wiederholte Toni.

      Gunter gehorchte. Er trank aus. Der klare selbstgebrannte Obstler brannte in der Kehle und ergoß sich warm bis hinunter in den Magen. Langsam wich die bleiche Gesichtsfarbe aus Gunters Antlitz.

      »Warum? Wo sind sie hin? Wann sind sie fort? Wieso habe ich nicht gleich nach ihnen gesehen?« fragte sich Gunter laut.

      »Die Fragen kann ich dir net beantworten, Gunter! Jetzt müssen wir sie eben suchen.«

      Toni setzte sich auf den Holzkorb beim Kamin. Er rief Sebastian und Franziska herbei.

      »Setzt euch bitte! Ich muß mit euch reden!«

      Die Bichler Kinder warfen sich Blicke zu.

      »Net, daß ich glaub’, daß ihr lügen tut! Aber ich muß euch noch mal fragen? Wißt ihr, wo die beiden sind, oder wo sie sein könnten?«

      Sebastian und Franziska schüttelten die Köpfe. Dann befragte Anna die beiden Kinder. Sie sollten ganz ausführlich erzählen, was sie gespielt hätten. Anna wollte auch wissen, über was die vier gesprochen hatten. Nach und nach, nicht geordnet, doch in Bruchstücken erfuhren Gunter, Anna, Toni und der alten Alois, daß Sebastian und Franziska mit Polly und Patrick über die Ereignisse nach dem Unfall gesprochen hatten, bei dem ihre Eltern gestorben waren.

      »Wir haben ihnen gesagt, wieviel Angst wir vor dem Kinderheim hatten und daß wir dann weggelaufen sind und ihr uns dann oben beim ›Paradiesgarten‹ gefunden habt.«

      »Die Zwillingen haben doch keinen Anlaß wegzulaufen!« warf Gunter ein.

      Die kleine Franziska schüttelte heftig den Kopf.

      »Des stimmt net! Die wollen net ins Internat! Weil des so ist wie im Kinderheim!«

      Anna setzte sich und zog Franziska auf den Schoß.

      »Liebste, Franzi! Was redest du da?«

      »Doch, Anna, des stimmt! Des hat der Patrick erzählt.«

      Gunter wurde wieder blaß.

      »Was geht dem Buben nur im Kopf herum? Ich schwöre, ich hatte nie die Absicht, die beiden in ein Internat zu geben!«

      Toni hielt Gunter die Flasche mit dem Obstler hin.

      »Hier, nimm noch einen Schluck, aber nur einen kleinen. Es ist ein weiter Weg bis rauf zum ›Paradiesgarten‹! Anna richte den Proviant. Ich kümmere mich um die Sachen für das Biwak! Möglich, daß wir über Nacht oben biwakieren müssen. Es ist schon spät. Wir schaffen es nicht mehr rauf und heute noch zurück!«

      Anna hielt Toni am Handgelenk fest.

      »Laß die Kinder erst mal erzählen! Auf eine Minute kommt es jetzt nicht an!«

      Anna strich der kleinen Franziska liebevoll über das Haar.

      »So, Franzi! Jetzt tust du schön erzählen. Versuche dich genau zu erinnern. Wie war das?«

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