Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 55

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

Boller und kaufte für seine Anna ein schönes Umhängetuch. Warum nicht einfach einmal so zwischendrin etwas schenken? Es muß ja nicht immer an Weihnachten, Geburtstag oder Namenstag sein, dachte er. Fröhlich machte er sich auf den Weg. Er malte sich aus, wie sich Anna freuen würde, wie überrascht sie wäre.

      *

      Lärm und die Stimmen der Arbeiter, die im parkähnlichen Garten des Bergmannschen Anwesens das Partyzelt aufbauten, drangen durch das offene Fenster. Karoline Bergmann lag auf dem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Ihr war unwohl. Sie fühlte sich nicht glücklich. Ärgerlich stand sie auf und schloß das Fenster. Dann warf sie sich wieder auf das Bett. Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete ihre Musikanlage ein. Sie erhöhte die Lautstärke bis sie den Lärm aus dem Garten nicht mehr hörte. Lieder der Berge schallten durch das große Haus. Karoline schloß die Augen. Sie träumte. In Gedanken schritt sie über Almwiesen, auf denen Kühe friedlich grasten. Wenn sie einen Schritt weitergingen, läuteten die Kuhglocken an den breiten Lederbändern um ihrem Hals. Der Bergwind spielte mit Karolines Haar. Es duftete nach Tannen und frischem Heu.

      Die Tür zu Karolines Zimmer wurde aufgerissen. Es war ihre Mutter, Agathe Bergmann. Zuerst stellte sie die Musik ab.

      »Kind, was soll das? Die Scheiben scheppern schon, so laut ist es, dieses schreckliche Gedudel! Die Männer grinsen schon.«

      »Mutter! Dann laß sie grinsen!«

      Karoline drückte wieder auf ihre Fernbedienung. Aber ihre Mutter hatte die Anlage komplett ausgeschaltet. Karoline warf ihrer Mutter wütende Blicke zu.

      »Gut, dann setze ich Kopfhörer auf!«

      Ihre Mutter seufzte.

      »Ich verstehe wirklich nicht, was du bei der Musik empfindest. Das ist mir ein Rätsel und wird es wohl immer bleiben. Wieso bist du so aus der Art geschlagen, bei dieser Schulbildung, die wir dir ermöglicht haben. Diese Musik ist so ganz anders als alles, was wir hören. Das paßt nicht zu uns!«

      »Passen? Passen? Für dich! Für euch muß immer alles passen. Ich liebe Volksmusik! Sie gibt mir vielleicht Gefühle, von denen du keine Ahnung hast.«

      »Das stimmt! Und ich möchte auch davon keine Ahnung haben. Das ist doch nur sentimentales Gedudel, ohne Tiefe. Das sind doch keine guten Kompositionen. Wie kann dir so etwas gefallen, Karoline? Ich verstehe dich wirklich nicht. Was gibt es nicht für schöne, hochkarätige klassische Komponisten!«

      Dann zählte Agathe Bergmann sie auf: Bach, Beethoven, Chopin, Mozart, Haydn, Händel.

      »Wenn du schon etwas Leichtes hören willst, dann nehme doch Mozart oder wenigstens Johann Strauß!«

      »Mutter!« stöhnte Karoline. »Gibt es sonst noch etwas?«

      »Ja! Die Catering-Firma wird in einer Stunde mit dem Aufbau des Partyzeltes fertig sein. Sie kommen dann erst am späten Nachmittag wieder und bringen das Büfett und die Getränke. Ich habe uns beiden einen Termin beim Friseur gemacht.«

      »Was soll ich da?«

      »Kindchen! Nun sei vernünftig! Was tut man schon beim Friseur? Sich schön machen lassen! Zum kleinen Schwarzen solltest du dir schon mal die Haare machen lassen.«

      »Mutter! Ich weiß noch nicht, ob ich das schwarze Cocktailkleid anziehe.«

      »Das mußt du aber! Vater trägt Abendanzug und ich Abendkleid. Alle Gäste werden entsprechend festlich gekleidet sein. Du weißt doch, daß wir es ausdrücklich auf die Einladungskarten geschrieben haben. Es sollte keinesfalls der Eindruck entstehen, daß es eine lässige Party wird, sondern ein wirkliches Fest der gehobenen Art. Es ist doch dein Fest, deine Feier, Karoline!«

      »Nein, Mutter das ist es nicht! Es ist eure Feier! Warum muß das alles sein?«

      Agathe Bergmann setzte sich zu ihrer Tochter auf das Bett.

      »Karoline! Das sind gesellschaftliche Verpflichtungen, die man nun einmal hat. Es gehört eben dazu. Du hast dein Abitur bestanden. Das muß entsprechend gefeiert werden. Das wird erwartet. Bald wirst du studieren. Dann gehst du fort und kannst tun und lassen, was du willst. Bei mir und deinem Vater war es auch so. Wir haben die Studentenzeit genossen. Für alles im Leben gibt es eine Zeit und entsprechende Regeln. Du wirst es später bei euren Kindern auch mal so machen. Da bin ich mir ganz sicher.«

      Es klopfte an der Tür. Die Hausangestellte brachte einen großen Blumenstrauß.

      »Der wurde eben gebracht – für dich, Karoline!«

      Weil Karoline nicht aufstand, nahm ihre Mutter den Strauß entgegen. Sie öffnete auch den beiliegenden Umschlag.

      »Oh, das ist von Pascal! Wie aufmerksam von ihm! Und wie nett er schreibt. Hier, lies selbst.«

      Karoline überflog die Zeilen. Sie verzog keine Miene.

      »Was ist, Karoline? Du freust dich nicht? Ist etwas nicht in Ordnung mit dir und Pascal? Das würde mir sehr leid tun. Ihr beide seid so ein schönes Paar – ein schönes Paar mit der Aussicht auf eine glänzende gemeinsame Zukunft! So sehen es auch Pascals Eltern. Pascals Mutter hat mich heute schon angerufen. Du wirst dich sicher später gut mit ihr verstehen. Sie hat ja nur Söhne und freut sich, dich in die Familie aufzunehmen.«

      »Mutter, bitte! Das hatten wir doch schon alles!« stöhnte die junge Frau.

      Karoline stand auf und ging in ihr Badezimmer. Sie schloß von innen ab und drehte das Wasser auf.

      »Gut, dann bist du ja zur Vernunft gekommen. Wir fahren in einer Dreiviertelstunde. Hörst du?«

      »Ja!« schrie Karoline durch die geschlossene Tür.

      Die Tränen der jungen Frau mischten sich unter der Dusche mit dem warmen Wasser. Ach, wenn das Wasser doch allen Kummer fortspülen könnte, dachte Karoline. Wird das immer so weitergehen?

      Ein ganzes Leben, bis zum Ende der Erdentage, alles geplant und geordnet? Karoline sah sich anders. Ihre Sehnsüchte und Wünsche hatten nichts mit den Plänen ihrer Eltern zu tun.

      Bis jetzt habe ich mich immer ihren Wünschen untergeordnet und mich angepaßt. Wo bleibe ich dabei?

      Das fragte sich Karoline in den letzten Monaten fast täglich. Karoline war das einzige Kind ihrer Eltern. Agathe und Berthold Bergmann waren weitere Kinder versagt geblieben. Als Kind war Karoline froh gewesen, keine Geschwister zu haben. Alle ihre Freundinnen hatten Geschwister, Brüder und Schwestern mit denen es manchen Ärger und Streit gab. Doch als Karoline älter wurde und spürte, daß ihre Eltern all ihre Zukunftswünsche, die sicherlich für viele Geschwister gereicht hätten, auf sie abwälzten, kam Karoline ins Nachdenken. Beide Eltern hatten Pharmazie studiert und anschließend die Apotheke des Großvaters übernommen und ausgebaut. Karolines Vater hatte sogar den Doktor in Pharmazie gemacht. Jetzt wurde von Karoline erwartet, daß sie diese Tradition weiterführte. Es stand im Haus Bergmann fest, daß sie ebenfalls Pharmazie studieren sollte. Pharmazie studierte auch Pascal Hubschmidt. Sein Vater war Arzt und mit Karolines Vater seit der gemeinsamen Studentenzeit eng befreundet. Sicherlich war Karoline mit Pascal befreundet, das kam schon alleine dadurch, daß sie sich durch die Freundschaft der Familien oft sahen. Pascals älterer Bruder studierte Medizin und würde die Praxis des Vaters übernehmen. Durch eine Ehe mit Karoline würde Pascal in eine Apotheke einheiraten. Die beiden Elternpaare hatten sich das fein ausgedacht. Für Pascal war alles perfekt. Er studierte jetzt schon

Скачать книгу