Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 77

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

schaute kurz um die Hausecke.

      »Grüß Gott, Pascal! Ich bin im Stall!«

      Pascal Hubschmidt dachte zuerst, einen Geist gesehen zu haben. Er benötigte einige Sekunden, um sich bewußt zu machen, daß er eben wirklich Karoline gesehen hatte. Kopfschüttelnd ging er um die große Almhütte herum und schaute durch die offene Stalltür. Seine Augen mußten sich erst an die Lichtverhältnisse gewöhnen.

      Sprachlos betrachtete er Karoline. Sie stand mitten im Stall und machte den Boden sauber. Es roch nach Mist und Dung. Karoline schüttete einen Eimer Wasser mitten auf den Boden und kehrte danach die Brühe Richtung Ausgang.

      »Was machst du da?« fragte Pascal mit einer fast tonlosen Stimme.

      »Das siehst du doch! Ich reinige den Stall. So gründlich muß man ihn nicht jeden Tag sauber machen. Aber es ist besser für die Gesundheit der Tiere, besonders für die kleinen Lämmer, Kälber und Zicklein.«

      »Ich denke im Augenblick zuerst an deine Gesundheit, Karoline! Du trägst keine Handschuhe, keinen Mundschutz, keine Schutzkleidung. Das ist gefährlich! All diese Keime, Bakterien und Viren!«

      Karoline lachte laut.

      »Es ist erwiesen, daß Kinder auf dem Land weniger Allergien haben als Stadtkinder. Mist und Dung sind etwas Natürliches. Außerdem wird der Stall täglich gesäubert.«

      Karoline kam Pascal mit dem Besen sehr nah. Er wich zurück. Wortlos schaute er zu, wie Karoline die letzten Meter des Stalles bis zur Tür säuberte. Dann stieg sie hinauf auf den Heuboden und warf durch die Luke Stroh und Heu herunter. Pascal stand dabei und sah zu. Es kam ihm vor, als sei er im falschen Film. Karoline verteilte das Heu und das Stroh.

      Dabei redete sie und redete:

      »Hier stehen die Kühe mit den Kälbern und die trächtigen Kühe. Dort sind die Ziegen untergebracht und hier die Schafe.«

      Mit leuchtenden Augen schaute Karoline Pascal an.

      »Riecht du es? Duftet es nicht wunderbar nach Natur?«

      Pascal war unfähig zu antworten. Karoline ging auf ihn zu. Pascal wich aus.

      »Komme mir bitte nicht zu nah! Du bist schmutzig!«

      Karoline schüttelte den Kopf. Wortlos ging sie an ihm vorbei. Das habe ich gut gemacht, dachte sie. Sie war sich sicher gewesen, daß Pascal in der nächsten Stunde nach der Nachricht kommen würde. Und weil Bilder bekanntlich mehr sagen als tausend Worte, hatte sie sich entschlossen, ihm im Stall zu begegnen. Die Wirkung war genauso eingetreten, wie sie es erwartet hatte.

      Karoline ging zum Brunnen und wusch sich. Sie zog die Gummistiefel aus und schlüpfte in ihre derben Wanderschuhe.

      »Gefalle ich dir so jetzt besser?«

      Pascal beantwortete die Frage nicht.

      »Was ist? Willst du mich jetzt nicht richtig begrüßen? Kein Kuß? Stinke ich dir zu sehr nach Stall?«

      Pascal ging auf Karoline zu und nahm sie in den Arm. Er küßte sie auf den Mund. Karoline schloß die Augen und lauschte auf ihr Herz. Dann schob sie ihn sanft von sich fort.

      »Setz dich, Pascal! Willst du etwas trinken? Wasser? Tee? Kaffee?«

      »Nein! Ich will vor allen Dingen, daß du mit diesem Schauspiel aufhörst. Ich gebe zu, daß es sehr echt aussieht. Aber das ist doch nicht ganz dein Stil, Karoline. Packe deine Sachen! Wir fahren ab. Wir können noch in einem Luxushotel einen Zwischenstop machen. Dann kannst du ein schönes Schaumbad nehmen, zum Friseur gehen, dir die Nägel machen lassen. Ich lade dich ein zu einem Abendessen bei Kerzenschein! Es gibt viel zu bereden. Du wirst staunen.«

      Pascals Gerede rauschte an Karolines Ohren vorbei. Es ist sehr echt, dachte Karoline. Es ist die Erfüllung. Es ist das, was ich gesucht habe. Etwas was mich ausfüllt, glücklich macht. Wie kann ich ihm nur begreiflich machen, daß es keine Maskerade ist?

      Sie ging hinein und brachte zwei Becher mit kaltem Kräutertee.

      »Pascal, ich habe eine Frage. Was hast du eben empfunden bei dem Kuß? Mal abgesehen davon, daß du Angst hattest, ich könnte mit dem Dirndl, mit dem ich im Stall war, deinen Anzug beschmutzen?«

      »Wie meinst du das?«

      »Du sollst beschreiben, was du gefühlt, empfunden hast? War es, als verschmelzen alle Gefühle? War es, als bliebe dein Herz stehen, vor Glück? War es, als wäre der Kuß der Eintritt zum Paradies? War es, als würden dir vor Glück und Liebe fast die Sinne schwinden? War es, daß du eine Liebe empfunden hast, für die du alles aufgeben würdest?«

      Verwundert schaute Pascal Karoline an.

      »Was soll das, Karoline? Erwartest du, daß ich alles aufgebe und mit dir ein Leben auf der Alm führe? Du mußt irgendwie krank sein. Vielleicht kommt das von der Höhe. Was soll diese ganze Fragerei?«

      Karoline schaute Pascal ernst an.

      »Pascal, wir lieben uns nicht so, wie es sein sollte für ein Paar, das ein Leben lang zusammenbleiben will!«

      »Was soll das jetzt? Sicher lieben wir uns! Wir kennen uns so lange!«

      »Stimmt! Wir kennen uns schon, seit wir Kinder waren. Das ist es, Pascal! Ich habe sicherlich liebevolle Gefühle für dich! Du bist ein wunderbarer Mensch. Ich liebe dich aber nicht so, wie ein Madl einen Burschen – so sagt man hier in den Bergen – lieben soll, den es heiratet. Diese wirkliche Liebe, die ist anders, so ganz, ganz anders.«

      Pascal schaute Karoline an.

      »Ich gebe zu, daß wir uns nicht gerade heiß lieben! Aber das ist doch nicht so wichtig. Uns verbindet eine andere Art Liebe. Wir werden eine wunderbare Zukunft haben, gerade weil es so ist. Dieses überschwengliche romantische Getue, das bringt nichts. Der Himmel hängt voller Geigen! Alles ist rosarot und himmelblau. Irgendwann ist es vorbei und dann? Was ist dann? Bei uns ist es besser. Nun höre damit auf. Packe deine Sachen! Wir können bei dem Bauern vorbeifahren und du kannst dich verabschieden. Er wird schon einen Ersatz finden.«

      Karoline lächelte.

      »Du mußt mich nicht zum Straubinger Hof fahren. Ich finde den Weg dorthin auch alleine und zu Fuß. Höre mir jetzt gut zu, Pascal, und unterbreche mich nicht.«

      Er nickte.

      »Pascal ich liebe dich nicht so, wie ich den Mann, den ich heiraten werde, lieben möchte. Ich habe nur liebevolle Gefühle für dich, wie für einen Bruder vielleicht. So weh ich dir damit auch tue, Pascal. Es wäre nicht gut für uns beide. Ich habe mich entschieden! Ich habe mein Auto verkauft – verkaufen lassen. Ich werde nicht zurückkehren. Ich werde in Waldkogel bleiben. Ich werde mit Sicherheit nicht Pharmazie studieren und die Apotheke übernehmen. Du kannst gern bei meinem Vater einsteigen. Du kannst ihm später die Apotheke auch abkaufen. Das überlasse ich dir und Vater. Wenn er sie erhalten will, kann er es auch tun. Ich werde eines Tages heiraten und Kinder haben. Vielleicht gibt es in der nächsten Generation jemanden, der Freude daran hat. Ich habe keine Freude damit. Pascal, ich gebe dich frei. Lebe dein Leben! Werde so glücklich, wie du nur werden kannst. Ich werde mein Leben leben, von dem ich jetzt schon weiß, daß es mich glücklich machen wird.«

      Pascal

Скачать книгу