Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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das der Grund, warum er sich mit mir fast immer nur heimlich trifft?

      Bin ich nur Zeitvertreib?

      Macht er mir etwas vor?

      Liebt er auch Dora?

      Die Gedanken in Heidis Kopf schossen wild durcheinander. Ihr Herz klopfte. Sie legte die Hand auf ihre Brust und atmete durch. Der Bus fuhr um die nächste Kurve. Heidi konnte die beiden nicht mehr beobachten. Vom inneren Schmerz fast ohnmächtig lehnte sich Heidi auf ihrem Sitz zurück und schloß die Augen.

      Das kann doch alles nur ein böser Traum sein, dachte sie. Gleichzeitig wußte sie, daß sie sich nicht getäuscht hatte. Gerd war mit Dora hinten auf seinem Pferd über die Wiesen geritten. Das mußte doch etwas bedeuten. Das konnte nicht anders ein. Er hat was mit ihr, so wie er etwas mit mir hat, dachte Dora. Sie kämpfte mit den Tränen.

      Soll ich ihn zur Rede stellen, überlegte Heidi. Sie wog ab. Würde er ihr die Wahrheit sagen? Konnte sie sich auf diese Wahrheit verlassen?

      Heidi wußte nur eines: Sie mußte Gewißheit haben.

      Der Bus hielt in Waldkogel. Wie in Trance stieg Heidi als Letzte aus dem Bus. Wie benommen ging sie die Hauptstraße entlang und bog in die kleinen Seitenstraße ein. Sie war froh, daß sie niemand ansprach. Endlich daheim, sank sie auf einen Stuhl und barg ihren Kopf auf der Tischplatte in ihren Armen.

      Es war ihr, als stürze eine Welt zusammen. Alles war plötzlich so klar.

      Gerd hat mir nur Liebe vorgeheuchelt. Dessen war sich Heidi ganz sicher. Sie stand auf und schleppte sich wie eine alte Frau in ihr Schlafzimmer. Dort auf dem Nachttisch neben ihrem Bett lag ihr Tagebuch. Sie blätterte darin. Sie zählte die Tage, Wochen, seit dem Augenblick, als Gerd ihr seine Liebe gestanden hatte. Während sie die Zeilen las, die sie damals im Taumel des Glücks geschrieben hatte, tropften Tränen auf das Papier.

      Heidi legte ihr Tagebuch zur Seite. Sie legte sich auf das Bett und schloß die Augen. In Gedanken verglich sie sich mit Dora Almer.

      Wie konnte ich mir nur so etwas vormachen?

      Wer bin ich schon?

      Heidi Fröhlich, Küchenaushilfe in Waldkogel, Tochter eines Waldarbeiters.

      Wer ist Dora Almer?

      Mittlere Tochter des Almerbauers. Der Almer Hof war ein angesehener Hof. Dort wurde noch Vollerwerbslandwirtschaft betrieben. Zum Almer Hof gehört eine Hochalm. Auf der weideten jetzt im Sommer viele Kühe. Sie vermieteten auch Zimmer. Auf dem weitläufigen Grund des Almer Hofes, der etwas außerhalb von Waldkogel lag, hatte der Almerbauer mehrere Ferienhäuser gebaut.

      Ja, die Dora, die kann sich sehen lassen. Jeder wird sagen, daß sie besser zu Gerd paßt als ich. Heidi grämte sich sehr. Dann dachte sie, was ist, wenn es ein Irrtum ist. Vielleicht war alles ganz harmlos?

      Doch das konnte oder wollte Heidi nicht recht glauben. Schließlich hatte sie gesehen, was sie gesehen hatte. Für Heidi gab es keinen Zweifel. Dora Almer hatte sich richtig fest an Gerd angeschmiegt. Dabei war das nicht notwendig gewesen. So schnell war Gerd nicht geritten.

      Ich muß Gewißheit haben, dachte Heidi.

      Ich muß herausfinden, ob Dora Almer das Madl von Gerd ist.

      Heidi grübelte und grübelte. Wie sollte sie das herausfinden?

      Heidi stand auf. Sie nahm eine kalte Dusche. Dann machte sie sich Abendbrot. An jedem anderen Tag wäre sie danach zum Hochsitz gegangen, um Gerd zu treffen. Doch jetzt zweifelte Heidi an seiner Liebe.

      Was passiert, wenn ich nicht gehe?

      Wird er mich vermissen?

      Wird er denken, daß ich Spätschicht habe und später hierher kommen?

      Aber auch dann kann ich seiner Liebe nicht sicher sein, erkannte Heidi.

      Vielleicht spielt er nur mit mir?

      Sicherlich spielt er nur mit mir! Das gibt es doch oft. Jeder Mensch hat Sehnsucht nach Liebe, auch ein Gerd Eichinger. Die Dora vom Almerhof, die stellt etwas dar. Mit der muß er anders umgehen. Ein solches Madl, das läßt sich nicht durch schöne Worte verführen. Ein solches Madl, dem muß ein Bursche beweisen, daß er es ernst meint. Er muß es mit heimnehmen und der Familie vorstellen. Er geht abends mit ihm durch das Dorf, damit alle sehen können, sie gehören zusammen. Er muß feste Absichten haben, sonst hätte sie sich nicht so an ihn geklammert. Sie müssen ein Paar sein.

      Heidi, die immer noch den Bademantel trug, zog sich an. Sie wählte eine dunkelblaue Hose und einen schwarzen Pullover. Heidi zog ihre Schuhe an, steckte ihren Hausschlüssel ein und ging los. Es war Nacht. Die Straßen von Waldkogel waren leer. Aus den offenen Fenstern der Häuser drang Licht.

      *

      Heidi schlug den Weg zum Eichinger Hof ein. Auch dort brannte noch Licht. Leise schlich Heidi hinter die Autos, die auf dem Hof standen. Das sind bestimmt die Wagen der Feriengäste, dachte Heidi. Hoffentlich kommt jetzt niemand und will wegfahren. Sie hatte den Platz gut gewählt. Heidi konnte durch die offenen Fenster in die große Wohnküche sehen. Gerd und seine Eltern saßen am Tisch. Neben Gerd saß Dora. Es waren auch noch andere da. Sicherlich sind das Feriengäste, überlegte Heidi. Es wurde laut geredet und gelacht. Leider konnte Heidi die Gespräche nicht genau hören. Immer wieder schaute sie aus ihrem Versteck sehnsuchtsvoll zu Gerd. Er sah fröhlich aus. Alle tranken Bier. Gerd stieß mit Dora an. Sie tranken.

      So ging das noch über eine Stunde. Dann kam Gerd mit Dora heraus.

      »Das war ein wunderschöner Abend, Gerd! Danke! Deine Eltern sind so liebe Leute.«

      »Freut mich, wenn es dir gefallen hat, Dora!«

      Dora schaute hinauf in den Nachthimmel.

      »Wie schön die Sterne sind. Es ist keine Wolke am Himmel heute nacht.«

      »Ja, es ist schön heute nacht!«

      »Und nicht ganz so dunkel und unheimlich wie es die Tage gewesen ist. Ich meine, wegen dem Sturm und den Wolken. Das war schlimm. Richtig unheimlich war es. Der Mond war auch nicht zu sehen. Heute sieht man ihn. Nun ja, ich werde den Weg nach Hause schon finden.«

      »Ach, jetzt begreife ich, Dora! Du willst mir sagen, daß du ein bisserl Angst vor der Dunkelheit hast?«

      »Angst würde ich es nicht gerade nennen. Aber ich bin nicht gerne alleine in der Dunkelheit unterwegs.«

      »Dann bringe ich dich schnell heim. Komm mit! Mein Auto steht dahinten in der Garage.«

      »Ach, Gerd, für die paar Meter müssen wir doch nicht das Auto nehmen. Wenn du mit mir gehst, dann laufen wir über die Felder. Willst du?«

      »Über die Felder? Wenn du unbedingt willst. Es ist eine Abkürzung, aber dort gibt es keine Straßenlaternen. Ich will nicht, daß du stolperst, Dora!«

      Dora lachte laut. Heidi hörte es.

      »Wenn du mich bei der Hand nimmst, dann wird mir schon nichts passieren, Gerd!«

      Dora trat ganz dicht an Gerd heran und nahm seine Hand.

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