Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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      Von mir aus, dachte er achselzuckend. Das Wetter paßt ja zu meiner Stimmung.

      Und morgen ging es ohnehin nach Hause zurück. Dann war es sowieso egal, ob die Sonne schien oder es junge Hunde regnete!

      Überhaupt, die Busfahrt!

      Würde Nicole zusammen mit ihm und den anderen zurückfahren? Und wie sollte er sich ihr gegenüber dann verhalten?

      Einfach so tun, als sei nichts geschehen, das konnte er nicht. Aber sie zu ignorieren, würde ihm genauso schwerfallen.

      Das Gespräch mit Pfarrer Trenker ging ihm durch den Kopf. Er soll um seine Liebe kämpfen, hatte der ihm geraten.

      Aber war dieser Kampf nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt?

      Der Geistliche hatte recht. Hätte Marion so plötzlich vor ihm gestanden, Florian wußte nicht zu sagen, was dann in ihm vorgegangen wäre. Genauso mußte Nicole mit ihren Gefühlen durcheinander geraten sein.

      Für einen Moment schloß er die Augen und rief sich den Moment in Erinnerung, in dem sie sich geküßt hatten.

      Sein Herz hatte jubiliert, und kein Glück der Welt konnte in dieser Sekunde größer sein.

      Unruhig stand er auf und lief durch das dunkle Zimmer. Draußen zuckten Blitze vom Himmel, und grollender Donner kam näher.

      Florian stellte sich ans Fenster und öffnete es. Leichter Wind war aufgekommen und wehte herein. Er hielt das Gesicht, nach Abkühlung suchend, hinaus und spürte Regentropfen, die ihn trafen. Am liebsten hätte er seinen Kummer laut herausgeschrien, doch ein dicker Kloß in seinem Hals verhinderte es.

      Hätte er jetzt eine Flasche Schnaps gehabt, würde er sich sinnlos betrunken haben. Vielleicht war es gar keine schlechte Idee, hinunterzugehen und es zu tun.

      Allerdings wußte er auch, daß das keine Lösung war. Im Gegenteil, wahrscheinlich würde es seine Probleme nur noch vergrößern, wenn es sich jetzt aus Liebeskummer dem Alkohol hingab.

      Seufzend schloß er das Fenster wieder und legte sich angezogen auf das Bett. So lag er stundenlang da, grübelte und hatte die seltsamsten Gedanken. Es dauerte wirklich bis zum Morgengrauen, bis er endlich einschlief.

      *

      Nicole schaute sich nicht mehr um, als sie das Hotel betrat. Sie verzichtete darauf, auf den Saal zurückzukehren. Von den anderen Reisegefährten hatte zwar kaum jemand etwas von der Angelegenheit mitbekommen. Trotzdem wollte sie nicht zurück und vielleicht doch noch irgendwelche Erklärungen abgeben müssen. Sie nahm sich ihren Zimmerschlüssel und ging hinauf. Ehe sie aufschloß, klopfte sie noch einmal an Florians Tür, in der Hoffnung, er würde jetzt öffnen. Als dahinter alles still blieb, wandte sie sich enttäuscht ab und ging in ihr Zimmer.

      Das erste auf das ihr Blick fiel, nachdem sie das Licht angemacht hatte, war der kleine Blumenstrauß, auf ihrem Nachtkästchen. Winzig nahm er sich aus, vor allem im Gegensatz zu dem, den Wolfgang ihr in die Hand gedrückt hatte. Doch wieviel mehr hatte sie sich darüber gefreut, als über das pompöse Gebinde. Wußte sie doch, daß dieses Sträußchen von Herzen geschenkt worden war.

      Mit einer müden Bewegung streifte sie die Schuhe ab und hockte sich auf das Bett. Dann nahm sie die Vase in die Hand und roch an dem Strauß. Erst jetzt schien es, als käme sie zur Besinnung. Während sie nachdenklich mit den Fingerspitzen über die Blüten strich, rief sie sich das Geschehen in Erinnerung.

      Sie hatte geglaubt zu träumen, als Wolfgang so unerwartet vor ihr stand. Es war eigentlich ganz unmöglich, daß er hier auftauchte, wo er doch das Wochenende im Bayerischen Wald verbringen wollte.

      Was hatte ihn wohl veranlaßt, seinen Aufenthalt dort abzubrechen? War es wirklich die Einsicht, wie er behauptete, daß er sie immer noch liebe und wiedergutmachen wollte, was er angerichtet hatte?

      Was wohl diese Tanja gedacht haben muß, als Wolfgang sie so plötzlich ›abservierte‹!

      Aber das war typisch für ihn. Nicole erinnerte sich an Begebenheiten, in denen seine egoistische Art schon früher zutage getreten war. Und Egoismus war, ihrer Meinung nach, auch jetzt im Spiel. Er konnte es einfach nicht ertragen, daß sie es gewesen war, die ihre Beziehung beendet hatte. Als er sie dann auch noch mit einem anderen Mann sah, mußte es zuviel für seine männliche Eitelkeit gewesen sein.

      Allerdings kamen ihr auch die Ringe in den Sinn. Er hatte sich mit ihr verloben wollen. An diesem Tag, und wenn er die Wahrheit sagte, dann hatte er diesen Entschluß schon vor einiger Zeit gefaßt. Wahrscheinlich stimmte diese Behauptung sogar. Nicole konnte sich nicht vorstellen, daß er die Ringe heute noch, in aller Windeseile, gekauft hatte, um ihr etwas vorzuspielen.

      Nur warum hat er nicht früher etwas davon gesagt? An ihrem letzten Abend, zum Beispiel, als sie ihm klipp und klar sagte, daß sie ihn nicht wiedersehen wolle. War er sich ihrer da so sicher gewesen, daß er darauf verzichten konnte, ihr da schon die Ringe zu präsentieren und um ihre Hand anzuhalten?

      Wahrscheinlich war es so, wie sie vermutete. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie einen endgültigen Schlußstrch zog, hatte er es immer wieder geschafft, sie um den Finger zu wickeln und herumzukriegen. Stets war sie wieder schwach geworden und hatte seinen Beteuerungen geglaubt.

      Ja, Wolfgang mußte ziemlich sicher gewesen sein, daß sie auch diesmal wieder nachgab, doch jetzt gab es einen Punkt, den er in seine Rechnung nicht mit einbezogen hatte.

      Florian!

      Wolfgang konnte nicht ahnen, daß sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte. Siegessicher war er hergekommen, in der Annahme, er brauche nur mit dem Finger zu schnippen, und sie würde ihn dankbar zurücknehmen.

      Doch diesmal hatte er sich getäuscht. Je länger Nicole darüber nachdachte, um so überzeugter war sie, daß sie Wolfgangs Antrag nicht annehmen würde. Viel zu lange hatte sie dieses Spiel mitgemacht. Aber da gab es auch noch niemanden, der sie in die Arme genommen und getröstet hätte, so wie es Florian getan hatte.

      Wie hatte sie gesagt?

      »Zwei einsame Herzen haben sich gefunden.«

      Ja, so war es. Und mit jeder Sekunde spürte sie mehr, wie sehr sie Florian liebte. Er war alles, was sie sich jemals von dem Mann erträumt hatte, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte.

      Lange Zeit hatte sie geglaubt, daß Wolfgang dieser Mann wäre. Und die Wahrheit hatte ihr sehr weh getan.

      Bei Florian hatte sie nicht mehr die Angst, enttäuscht zu werden.

      Mit einem Ruck stand sie auf und ging ins Bad. Während sie sich für die Nacht fertigmachte, dachte Nicole darüber nach, mit welchen Worten sie Wolfgang morgen früh klarmachen wollte, daß seine Bemühungen vergebens waren.

      Und vor allem, wie sie Florian erklären konnte, daß sie den Vormittag nicht, wie verabredet, mit ihm verbringen würde.

      Du lieber Himmel, dachte sie, als sie im Bett lag und die Augen schloß, warum bloß ist die Liebe immer so kompliziert?

      Auch wenn sie noch sehr lange über diese Frage nachdachte, eine Antwort darauf erhielt sie in dieser Nacht nicht mehr.

      *

      Als Florian am Morgen aus dem Fenster schaute, regnete

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