Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 39

Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

Скачать книгу

alles wieder anders zu sein. Er spürte ihre Unsicherheit und nutzte es aus.

      »Komm, Liebling«, sagte er und legte seinen Arm um sie. »Laß uns vergessen, was gewesen ist. Wir wollen neu beginnen und uns zusammen ein schönes Leben aufbauen.«

      Als er sie an sich zog und küssen wollte, schien sie endlich aufzuwachen. Nicole entzog sich seiner Umarmung und schüttelte den Kopf.

      »Moment. Das geht mir alles viel zu schnell. Ich geb’ zu, für einen Moment war ich geblendet, doch eigentlich kann ich dir net glauben.«

      Wolfgang Arnhäuser ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Immerhin spürte er, daß er sie mit den Ringen überrascht und ins Wanken gebracht hatte.

      »Gut, Nicole, ich seh’ ein, daß es zu schnell für dich geht«, lenkte er ein. »Am besten wird’s sein, wenn du eine Nacht darüber schläfst.

      Wie ist’s? Ich wohn’ hier in einer Pension. Soviel ich weiß, fährt der Bus erst am Nachmittag zurück. Wollen wir uns morgen früh noch einmal treffen und in Ruhe über alles sprechen? Ich denk’, das ist das mindeste, was ich erwarten darf…«

      Einen Moment war sie unschlüssig. Eigentlich hatte sie vorgehabt, den Vormittag und die Zeit danach, bis zur Abfahrt des Busses, mit Florian zu verbringen. Aber wahrscheinlich mußte sie Wolfgangs Bitte nachkommen. Jetzt war sie viel zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Auch wenn sie vielleicht die halbe Nacht wachliegen würde, sie brauchte die Zeit, um sich über vieles klarzuwerden.

      »Also schön«, willigte sie ein. »Morgen früh um zehn.«

      »Ich hol’ dich ab«, sagte er schnell, ehe sie es sich anders überlegen konnte. »Wir fahren irgendwohin, wo wir ungestört sind.«

      Nicole nickte und ging zum Hotel zurück. Wolfgang sah ihr nach, und ein siegessicheres Lächeln spielte um seine Lippen.

      *

      »Marion schien für mich die Liebe meines Lebens zu sein«, erzählte Florian dem Geistlichen. »Als die Beziehung zu Ende ging, brach für mich eine Welt zusammen. Können Sie verstehen, daß ich jetzt net dasselbe durchmachen will? In Nicole glaubte ich, die Frau gefunden zu haben, mit der ich einen Neuanfang wagen kann, und dann taucht da dieser Kerl auf!«

      Es hatte nicht viel dazu gebraucht, Pfarrer Trenker sein Herz auszuschütten. Im Gegenteil, Florian, der eigentlich die Einsamkeit der Kirche aufgesucht hatte, war froh, sich alles von der Seele reden zu können, und die unvoreingenommene Art des Seelsorgers machte es ihm leicht.

      »Freilich kann ich Sie verstehn«, erwiderte Sebastian. »Als Sie sich in das Madel verliebten, hing der Himmel voller Geigen. Aber Sie haben übersehen, daß Nicole ein ähnliches Schicksal widerfahren ist, wie Ihnen. Sein S’ mal ganz ehrlich, wenn die Marion so urplötzlich hier aufgetaucht wäre, würde Nicole dann net genauso denken, wie Sie es jetzt tun? Und wenn sie diesen Mann genauso geliebt hat, wie Sie Marion, dann müssen Sie verstehn, daß das arme Madel jetzt völlig durcheinander sein muß. Wahrscheinlich konnte sie sich gar net gegen den Kuß wehren, der sie letzten Endes veranlaßt hat, Hals über Kopf davonzulaufen.«

      Florian Mooser nickte nachdenklich. Natürlich, wenn er sich in Nicoles Situation versetzte, hatte Pfarrer Trenker sicher recht. Aber gerade weil er vermutete, daß sie über die Liebe zu dem anderen Mann immer noch nicht hinweg war, mußte er, Florian, doch annehmen, daß sie sich diesem Wolfgang wieder zugewandt hatte.

      »Ich glaub’, das sehn S’ falsch«, meinte der Bergpfarrer. »Es ist nur natürlich, daß Nicole jetzt verwirrt ist, aber ich bin überzeugt, daß sie sich innerlich schon von dem Mann getrennt hatte, sonst wär’ sie Ihnen net so nahe gekommen.

      Ich hab’ Sie beide während unsrer Tour beobachtet und natürlich bemerkt, daß Sie Nicole ganz besonders wohlgesonnen waren. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Nicole liebt Sie ebenso, wie Sie sie lieben, und darum kann ich Ihnen nur raten, sich net zurückzuziehen. Reden S’ mit ihr, sprechen S’ sich aus und geben S’ net auf um sie zu kämpfen.

      Das heißt natürlich net, daß Sie diesen Wolfgang verprügeln sollen, Gewalt ist immer ein schlechtes Argument. Zeigen S’ der Nicole, daß Sie der bessere Partner sind, daß Ihre Gefühle für sie echt und tief sind. Keine Frau ist dafür taub. Sie wird erkennen, daß Sie es ehrlich mit ihr meinen.«

      Florian holte tief Luft.

      In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Er fochte einen Kampf mit sich selbst aus.

      Sollte er den Ratschlägen Pfarrer Trenkers folgen? Oder machte er sich am Ende zum Narren?

      »Wie auch immer ich mich entscheiden werde«, sagte er und stand auf, »ich danke Ihnen jedenfalls, daß Sie mir zugehört haben.«

      »Das hab’ ich gern getan«, antwortete Sebastian. »Und wenn S’ weiter Rat oder Hilfe brauchen, dann können S’ jederzeit zu mir kommen.«

      Er begleitete Florian zur Kirchentür.

      »Schlafen S’ erst einmal, bevor Sie sich entscheiden, ob Sie meinen Rat befolgen und für Ihre Liebe kämpfen«, sagte er zum Abschied.

      »Wenn ich’s denn kann«, entgegnete der Student und hob grüßend die Hand.

      Der gute Hirte von St. Johann sah ihm hinterher, wie er den Weg zur Straße hinunterging.

      Sebastian war überzeugt davon, in dieser Angelegenheit noch tätig werden zu müssen…

      Florian Mooser war indes an der Straße angelangt. Gegenüber stand das Hotel. Auf dem Saal herrschte immer noch Betrieb, wie unschwer an der Beleuchtung und der Musik zu erkennen war, die man immer noch hören konnte. Inzwischen war es kurz vor halb eins. Über eine Stunde hatte er also in der Kirche zugebracht und mit dem Geistlichen geredet.

      Während er auf der anderen Straßenseite stand, überlegte der Student, ob er noch einmal in den Saal hineingehen sollte.

      Oder war es besser, aufs Zimmer zu gehen und versuchen zu schlafen?

      Wahrscheinlich würde er überhaupt kein Auge zubekommen, aber die Möglichkeit, auf dem Saal Nicole und dem anderen Mann zu begegnen, schreckte ihn noch mehr ab.

      Florian überquerte die Straße und betrat das Hotel durch die breite Glastür. An der Rezeption lagen die Zimmerschlüssel bereit. Ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. Die Türen zum Restaurant und den Clubräumen waren geschlossen, und in der Halle gaben zwei Wandlampen nur noch spärliches Licht. Das Leben spielte sich drüben im Saal ab.

      Er nahm seinen Schlüssel und ging die Treppe hinauf. Als er an Nicoles Zimmer vorbeikam, blieb er einen Moment zögernd stehen.

      Noch vor ein paar Stunden hatte er sie hier abgeholt. Der schönste Abend ihres Lebens sollte es werden, und nun endete er in so einem Desaster.

      Florian widerstand dem Drang anzuklopfen und zu schauen, ob Nicole vielleicht schon auf dem Zimmer war.

      Wahrscheinlicher schien es ihm, daß sie und dieser Wolfgang Arnhäuser sich noch auf dem Saal amüsierten. Außerdem wußte er nicht, was er sagen sollte, falls sie doch öffnete…

      Er ging weiter und schloß seine eigene Tür auf. Drinnen ließ er das Licht ausgeschaltet und setzte sich im Dunkeln auf das Bett. Draußen

Скачать книгу