Karo König. Arno Alexander
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Taube nickte gewichtig.
„Es war der zweite Mann.“
„Was? Welcher zweite Mann?“ fragte O’Kelly hastig und beunruhigt.
„Als der erste von Larsen das Paket nahm,“ erklärte der Wachtmeister, „ging an uns ein anderer Mann vorüber. Während Sie den ersten anhielten, war er gerade bei Larsen angelangt, und dann hörten wir zwei Schüsse. Weiter weiß ich nichts.“
„Aber, Teufel noch mal, wo blieb denn der Mann?“
„Er lief doch in der Richtung zu Ihnen.“
O’Kelly sah Taube bestürzt an.
„In der Richtung zu mir? Dann bin ich selbst schuld. Ich dachte, Sie wären es und ließ ihn laufen, ich Esel!“
„Und ließen ihn laufen, Sie Esel!“ wiederholte Taube enttäuscht. „Oh, Entschuldigung,“ fügte er erschrocken hinzu, „das Wort entschlüpfte mir gegen meinen Willen.“
„Macht nichts,“ wehrte O’Kelly bitter ab. „Es ist ein äußerst treffender Ausdruck.“
„Was nun?“ fragte Taube ratlos.
Der Inspektor zuckte die Achseln.
„Der Karo König ist uns jedenfalls entwischt. Wir können uns nur an den festgenommenen Kerl dort halten. Eine etwas teuer bezahlte Ausbeute dieser Nacht.“
Dann machte sich O’Kelly an die Arbeit. Es gab viel zu tun. Der Transport des Verwundeten mußte überwacht, Anordnungen wegen des festgenommenen Verbrechers getroffen werden. Auch galt es, die durch den Lärm und das Licht herbeigezogenen Neugierigen fernzuhalten. Die Brücke wurde von beiden Seiten abgesperrt; zunächst durfte sie niemand betreten. O’Kelly war gerade mit allen diesen Maßnahmen fertig geworden, als er neben dem Polizeiauto einen Herrn gewahrte, der beim Schein der Wagenlampen emsig schrieb. Rasch ging er auf ihn zu. Da bemerkte er, daß es Elst war.
„Was machen denn ausgerechnet Sie hier, Herr Elst?“ rief der Inspektor unwillig.
Elst hielt es nicht für notwendig, auch nur den Kopf zu heben.
„Ich arbeite. Sehen Sie denn das nicht? Die Sache lohnt sich. Wird ein feiner Artikel. Das haben Sie glänzend arrangiert! Ein Verhafteter, ein Verwundeter — wie auf Bestellung!“
„Erlauben Sie mal …“
„Wie überschreibe ich doch am besten die Geschichte?“ fuhr Elst, ohne sich stören zu lassen, fort. „Mitternächtlicher Brückenkampf? Ist etwas zu zahm. Vielleicht …“
„Hören Sie mal,“ unterbrach ihn O’Kelly unwirsch. „Was Sie da schreiben, interessiert mich nicht. Sagen Sie mir lieber, — wie kommen Sie eigentlich hierher?“
„Ich bin immer dort, wo was los ist,“ erwiderte der andere selbstbewußt. „Ich bin der tüchtigste Reporter unseres Blattes; und unser Blatt ist das beste der Welt. Haben Sie das Berliner Tageblatt eigentlich schon abonniert? Wenn nicht, so rate ich Ihnen, sich zu beeilen …“
„Zum Donnerwetter! Was geht mich Ihr Berliner Tageblatt an? Sie scheinen mich absolut nicht verstehen zu wollen. Ich werde mal deutlicher sein: Jeder, der sich jetzt hier auf der Brücke befindet und nicht einwandfrei nachweisen kann, wo er war, als die Schüsse fielen, oder daß er die Brücke erst später betrat, steht unter dem Verdachte, Larsen verwundet zu haben.“
Elst nickte energisch.
„Danke! Danke! Bitte weiter!“
„Was heißt ‚weiter‘?“ fragte O’Kelly verblüfft. „Verstehen Sie denn nicht?“
„Doch, doch. Habe alles notiert. Kommt alles genau so in die Zeitung. Interview des Kriminalinspektors Mac O’Kelly. Sehr spannend! Bitte, fahren Sie fort!“
„So was ist mir doch noch nicht vorgekommen!“ rief O’Kelly zornig. „Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Sie müssen mit auf die Wache. Dort unterhalten wir uns noch über den Fall, mein Herr!“
„Zu liebenswürdig, Inspektor,“ pflichtete Elst bei. „Werde nicht verfehlen, Ihr Entgegenkommen der Presse gegenüber lobend zu erwähnen. Etwa so: Inspektor O’Kelly war so freundlich, unseren Mitarbeiter, zwecks genauerer Informierung, in zuvorkommender Weiseim Polizeiwagen auf die Wache mitzunehmen. Dieser Beamte …“
„Taube!“ rief O’Kelly plötzlich. „Hier, bleiben Sie mal an Elsts Seite. Versuchen Sie ihm inzwischen auseinanderzusetzen, daß er zwangsweise sistiert ist. Er versteht’s nämlich nicht.“
Taube nickte, dann wandte er sich an den Reporter:
„Sie sind sistiert! Verstanden?“ erklärte er mit berechtigter Entschiedenheit.
Elst überhörte die Frage vollkommen. Er hatte sein Stenogrammheft gezückt und notierte ruhig weiter, wobei er die Worte laut vor sich hinsprach:
„Dieser Beamte ist bei seiner bekannten Tüchtigkeit ein äußerst netter und leutseliger Mensch. Sein urwüchsiger Humor ist geradezu unübertrefflich. Selbst in den heikelsten Situationen hat er immer ein fröhliches Scherzwort auf den Lippen. So sagte er zum Beispiel unserem Mitarbeiter, während die Signale gellten, die Automobile knatterten und der Verwundete stöhnte … Sind Sie zufrieden, O’Kelly? Der Artikel wird hervorragend!“
Jetzt erst schien Elst dessen gewahr zu werden, daß sich O’Kelly längst nicht mehr an seiner Seite befand.
„Steigen Sie ein!“ sagte Taube, auf das Auto deutend, laut und gebieterisch. „Wir werden Ihnen schon noch Respekt beibringen!“
Der Reporter nickte vergnügt und kletterte behend in den Wagen. Gleich darauf setzte dieser sich in Bewegung.
„Bequemer kann man’s gar nicht haben!“ erklärte Elst mit zufriedenem Schmunzeln.
8
Am nächsten Tage waren die Morgenblätter voll von Berichten über die nächtlichen Ereignisse auf der Jannowitzbrücke. Besonders gut informiert war das Berliner Tageblatt. Obwohl dessen Reporter Elst bis zwei Uhr morgens auf der Polizeiwache festgehalten worden war, hatte er es doch fertiggebracht, noch bis vier Uhr früh einen spaltenlangen, sensationellen Artikel in der Redaktion abzuliefern.
Der Geheime Regierungsrat Blumenthal las diesen Bericht um zehn Uhr morgens bei der dritten Tasse Kaffee. Er war ein Mann, der nach gewissen Prinzipien lebte. Es war einer seiner obersten Grundsätze, die zwei ersten Tassen ohne gleichzeitige Lektüre einzunehmen, da seiner Meinung nach jede Art von Aufregung beim Genuß des ersten Frühstücks eine verheerende Wirkung auf den Organismus ausübte.
Als er im Lesen beim Namen des Karo König angelangt war, stutzte er; dann riß er mit einer heftigen Bewegung seine Brieftasche heraus und starrte sekundenlang mit großen, gleichsam erstaunten Augen auf die Unterschrift eines an ihn adressierten Briefes. Das Staunen in seinen Blicken wich dem Entsetzen. Seine Befürchtung war richtig: es war derselbe Name — Karo König.
Mit