Karo König. Arno Alexander
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O’Kelly war sehr ernst geworden. Er hatte sein Kinn auf die Faust gestützt und starrte, ohne Larsen anzusehen, an ihm vorbei nach einer Zimmerecke.
„Es steht mir nicht zu, Kritik an Ihrer Handlungsweise zu üben,“ sagte er sachlich. „Ich will mich lediglich auf den uns interessierenden Kriminalfall beschränken. Da finde ich eines sehr, sehr sonderbar …“
„Was?“ fragte Larsen rasch.
„Daß der Erpresser, dieser Karo König, sich anscheinend ebenfalls durch den Aufwand in Ihrer Lebensweise hat täuschen lassen. Im allgemeinen pflegen Erpresser, zumal solche, die mit derart hohen Beträgen operieren, sich vorher sehr genau über die Vermögenslage des ausersehenen Opfers zu informieren.“
„Das brauchte der Karo König nicht,“ entgegnete der andere bedrückt. „Er kennt meine Vermögenslage nur zu gut.“
„Und dennoch?“ rief O’Kelly verwundert. „Und dennoch verlangt er RM. 600 000.—?“
„Ich kann Ihnen das nicht erklären,“ sagte Larsen leise.
„Ach so … Ein Teil Ihres Geheimnisses!“ Der Inspektor erhob sich. „Ich gehe jetzt. Lassen Sie mich, bitte, durch eine Seitentür hinaus — ich möchte nicht mit neugierigen Fragen belästigt werden. Und morgen werde ich Ihnen mitteilen, was wir unternehmen wollen, um dem Karo König das Handwerk zu legen.“
„Glauben Sie, daß Sie mir … mir … helfen können?“ fragte der Hausherr stockend.
O’Kellys Mienen waren undurchdringlich.
„Ich weiß nicht,“ sagte er kalt.
4
Durch eine schmale Hintertür gelangte O’Kelly in einen dunklen Hof und von da aus auf die Straße. Er wollte bereits seines Weges gehen, als ihm ein Mann in einem Torbogen des gegenüberliegenden Hauses auffiel, der sichtlich bemüht schien, verborgen zu bleiben. Den Hut hatte er tief ins Gesicht gerückt und den Kragen des Überziehers hoch aufgeschlagen. Unablässig spähte er nach den hellerleuchteten Fenstern von Larsens Wohnung. Augenscheinlich hatte er O’Kelly gesehen, denn jetzt verschwand er plötzlich im Torbogen.
Sekundenlang überlegte der Inspektor. Sollte das vielleicht gar der Mann sein, der sich Karo König nannte? Lauerte er ihm etwa hier auf? Unglaublich plump, aber schließlich nicht ganz unmöglich.
In plötzlichem Entschluß zog der Detektiv seinen Revolver aus der Tasche, entsicherte die Waffe und schlich sich leise über die Straße. Vor dem Torbogen machte er halt. Dann ein Riesensprung, und er befand sich neben der dunklen Gestalt.
„Wer sind Sie? Was treiben Sie hier?“ herrschte er den Fremden an.
Dieser hatte sich in den äußersten Winkel des Tores gepreßt. Auf des Inspektors energischen Anruf wandte er sich langsam um.
O’Kelly lachte plötzlich laut auf.
„Um Gotteswillen, Taube, was fällt denn Ihnen ein?!“
Es war tatächlich der Wachtmeister Taube. Er schien gekränkt.
„Da gibt es nichts zu lachen,“ sagte er würdevoll. „Ich wollte nur ein wenig nach dem Rechten sehen. Ich dachte, der Karo König würde Sie vielleicht totschlagen.“
„Ich bin gerührt,“ erklärte O’Kelly begeistert. „Solcher Treue und Anhänglichkeit bin ich nicht wert.“
„Unsinn! Treue und Anhänglichkeit!“ rief Taube ärgerlich. Er konnte sehr grob werden, wenn man seinen Handlungen allzu edle Motive unterschob. „Ich wollte mir nur Ihren Totschlag aus nächster Nähe mit ansehen, das ist alles.“
„Ach so! Das wäre natürlich sehr spannend gewesen,“ pflichtete O’Kelly bei. „Nun sind Sie aber doch nicht auf Ihre Rechnung gekommen!“
„Nein, es war ein großer Reinfall. Ich bildete mir ein, es wäre diesem Karo König ernst mit seiner Drohung. Anscheinend war der Brief aber doch nur Mumpitz.“
„Nein, Taube, er war nicht Mumpitz.“ O’Kelly war plötzlich wieder ernst geworden. „Da steckt schon etwas dahinter. Aber kommen Sie und begleiten Sie mich ein Stückchen.“ In knappen Worten schilderte er die Ereignisse der letzten Stunden.
„Alles in allem“, schloß er seinen Bericht, „ergibt sich für mich zunächst die Notwendigkeit, festzustellen, wer der Karo König eigentlich ist. Ich meine, was für eine Rolle in der Kriminalgeschichte er bis jetzt gespielt hat. Ich werde mal morgen in unserer Kartothek nachschlagen.“
„Das wird Ihnen wenig nützen,“ sagte Taube bedächtig. „Ich habe nämlich heute abend schon nachgesehen.“
„Sie sind ein Juwel! Nun und? Was fanden Sie dort?“
„Nichts! Nicht das Geringste. Er kann unmöglich ein großes Licht sein.“
„Das ist seltsam,“ murmelte O’Kelly.
„Wissen Sie was,“ rief Taube plötzlich lebhaft. „Gehen Sie doch zu dem Kriminologen Dr. Raymond. Er ist eine Kapazität auf dem Gebiet des Erkennungswesens. Seine private Verbrecherkartothek ist, was die letzten Jahrzehnte betrifft, in mancher Beziehung reichhaltiger und ausführlicher als unsere amtliche. Auf Grund seiner hervorragenden Fachkenntnisse wurde ihm wiederholt nahegelegt, seine Amateurarbeit mit einer leitenden Position im Kriminalamt zu vertauschen, aber er …“
O’Kelly lächelte vergnügt.
„Fügen Sie nur noch hinzu,“ unterbrach er den Wachtmeister, „daß Dr. Raymond ein sehr guter Bekannter eines gewissen Inspektors Mac O’Kelly ist, und Sie die beiden schon oft bei lebhafter Unterhaltung beobachten konnten. Übrigens,“ fuhr er fort, „ist der Gedanke, Dr. Raymond aufzusuchen, gar nicht so übel. Das machen wir!“
Sie waren inzwischen bei O’Kellys Wohnung angelangt. Mit kurzem Gruß begab sich Taube auf den Heimweg, während O’Kelly sinnend den Hausflur betrat und dann noch etwa 20 Minuten lang nachdenklich in seinem Zimmer hin- und herlief.
Am anderen Morgen war sein erster Gedanke wieder der mysteriöse Fall „Karo König“. Sogleich nach dem Frühstück machte er sich auf den Weg zu Dr. Raymond. Er verzichtete auf die Trambahn und ging zu Fuß. So mochte er etwa die Hälfte des Weges bereits zurückgelegt haben, als eine merkwürdige Gestalt seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Ein alter Mann, mit Lumpen bekleidet, unrasiert und das spärliche rötlich-gelbe Haar vom Wind und Wetter zerzaust, schlingerte langsam vor ihm auf dem Gehsteig hin und her. Er mußte eine ungeheure Menge Alkohol verkonsumiert haben, denn jedesmal, wenn er bei seinem pendelartigen Vorwärtsschreiten den Rand des Trottoirs erreichte, blieb er notgedrungen stehen und fuchtelte eine Weile windmühlenartig