EMOTION CACHING. Heike Vullriede

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EMOTION CACHING - Heike Vullriede

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      »Ich bin ruhig.«

      »So? Das ist schön. Vielleicht kannst du mir dann auch erklären, wieso du deinen Gips zerbrochen hast.«

      »Kannst du dich nicht selbst befriedigen? Dann müsste ich diesen fremden Ficker nicht ertragen.«

      »Dieser fremde Ficker heißt Robert, wie du weißt, und ist ein sehr netter Mann aus meinem Kollegium. Möchtest du ihm heute nicht Guten Tag sagen, wo du ihn doch schon seit einem Jahr kennst?«

      »Er kann seinen nackten Arsch gerne aus der Dusche schieben und dann umgehend nach draußen.«

      Zaghaft ging die Schiebetür der Dusche für einen Spalt auf und Robert lugte ungewöhnlich schüchtern hindurch. »Wenn ich mal was sagen darf …?«

      Wie aus einem Mund fuhren Mutter und Tochter ihn an. »Schnauze!«

      Roberts Kopf zuckte zurück. Dann jedoch fasste er sich und öffnete die Tür zur Gänze. »Ihr seid ja nicht normal!«

      Anscheinend hatte er beschlossen, dass er sich nicht noch mehr blamieren könnte, als er es bereits getan hatte, und stieg mit einem Räuspern aus der Duschwanne. Er huschte zum Handtuchregal. Das erste Handtuch, das er griff, fiel ihm aus der Hand. Anstatt sich danach zu bücken, packte er schnell ein Neues und bedeckte sich. Das war gut so, denn Kims Blick haftete wie gebannt an seinem behaarten Arsch und sie war sich nicht sicher, ob sie da tiefer hineinsehen wollte.

      Auch Sofie schien sich nicht von ihm losreißen zu können.

      Bald fummelte Robert fluchend an seiner Feinripp-Unterhose, die sich auf seiner feuchten Haut beim Hochziehen eingerollt hatte. Danach hüpfte er einbeinig über die Fliesen, während er versuchte, den anderen Fuß in einen Strumpf zu zwingen. Da sich auch dieses Kleidungsstück immer wieder aufrollte, dauerte alles länger und sein Gehopse sah in Kims Augen ziemlich trottelig aus. Die ganze Situation war einfach so kurios, dass sie glaubte, einer Comedy zu folgen, und sie erwartete fast schon eine eingespielte Lachsalve. Warum um alles in der Welt hatte sie hier keine Kamera installiert?

      Kim sah ihre Mutter von der Seite an und für einen Moment hatte sie das Gefühl, als blickte diese ihm ebenso amüsiert hinterher, wie sie selbst.

      Ihr beider Wortabschlag war in Roberts Auftritt völlig untergegangen. Sie folgten ihm stumm die Treppe nach unten, wo er halb angezogen und bepackt mit dem Rest seiner Kleidung Stufe für Stufe aufpassen musste, dass er nicht auf seine eigenen Sachen trat und wegrutschte.

      Im Wohnzimmer stopfte er schnell sein weißes Hemd in die Hose und zwang fahrig den Gürtel in das letztmögliche Loch. Siehe da, mit jedem Kleidungsstück schien er etwas sicherer zu werden. Beim Umbinden der Krawatte wurde seine Hand ruhiger und sein Gesicht gewann etwas Würde zurück.

      Schließlich schlüpfte Robert in der Diele in seine stinkenden schwarzen Treter.

      Bevor er zur Tür hinaus fliehen konnte, packte Sofie ihn beim Schlips und zog ihn mit einem verheißungsvollen Lächeln zu sich heran. »Bis morgen, Schatz«, sagte sie und küsste ihn zu Kims Abscheu auf den Mund. Er spitzte seine Lippen mehr automatisch und nahm den Kuss genauso entgegen. »Ja, ähm, bis morgen dann.«

      Kim übersah er einfach, und sie wettete, draußen vor der Tür holte er erst einmal ganz tief Luft und fasste sich ans Herz. Vielleicht war es ihr heute ja gelungen, ihn ein für alle Mal zu vergraulen … ansonsten ereilte ihn der Herzinfarkt hoffentlich gleich doch noch. Alt genug war er ja.

      Was er zurückließ, war eine äußerst angespannte Stimmung im Haus. Ihre Mutter ging zum Sideboard und griff nach dem Foto von Kims Vater. »Warum ist das Bild umgedreht?«

      »Weil Papa nicht sehen soll, was hier abgeht.«

      »Was sollte er denn nicht sehen?«

      »Du betrügst ihn.«

      »Papa ist tot. Ich kann ihn nicht betrügen.«

      »Ich hasse die Art, wie du über Papa sprichst. Er ist nicht tot – er ist verschollen. Du hast ihn bloß für tot erklären lassen. Damit hast du ihn getötet.«

      »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«

      »Du solltest heulen! So wie jede andere Witwe auch.«

      »Eben sagtest du noch, er sei nicht tot. Kim, Schatz, er ist vor dreizehn Jahren verschwunden, ohne jedes Lebenszeichen, ohne Grund, mit nichts als einem Rucksack. Ganze Hundertschaften haben nach ihm gesucht. Es bringt ihn nicht zurück, wenn ich heule. Ich bin eben nicht der Typ, der alles hinschmeißt und jammert. Mein Leben geht weiter … und deins auch.«

      Ihre Gelassenheit provozierte Kim nur noch mehr. »Es würde ihm auf jeden Fall mehr Wertschätzung geben, als die Tatsache, dass du mit anderen Männern in seinem Bett fickst … oder unter der Dusche, die er selber eingebaut hat.«

      »Und ich würde es schätzen, wenn du mir mehr Wertschätzung entgegenbringen würdest … und wenn du etwas weniger das Wort ficken benutzen würdest, würde es auch dir einen Funken Wertschätzung einbringen.«

      Das mit dem fehlenden mehr vor Wertschätzung merkte Kim durchaus. »Leck mich doch!«

      Sie gab es auf und verzog sich ganz nach oben in ihr Zimmer. Es hatte ja doch keinen Zweck, mit ihrer Mutter zu streiten. Sie würde sie kühl abblitzen lassen und Kim wäre diejenige, die vor Wut schäumte. Unglaublich, dass sie noch immer hier wohnte! Die Tür schlug sie hinter sich zu, sodass die Rigipswand zu bersten drohte.

      »Manchmal denke ich, dass dir einfach nur eine sinnvolle Aufgabe fehlt. Denk doch bitte noch mal über dieses Freiwillige Soziale Jahr nach. Im Altenheim suchen sie ganz dringend nach jungen Leuten«, rief Sofie hinter ihr her.

      »Es wird dringend Zeit, dass ich hier rauskomme«, flüsterte Kim.

      Sie warf sich auf ihr Bett und starrte an die Decke. Robert musste weg! Je mehr Robert, desto weniger Papa. Und der durfte nie, niemals in Vergessenheit geraten. Es war ihr vollkommen egal, wie lange das her war und wie klein sie damals noch war. In ihrer Erinnerung war es eben erst …

       Sie saß in der Diele auf dem Boden und spielte mit den Schuhen aus dem Schuhschrank. Schnürsenkel herausziehen und wieder einfädeln, ein Spiel, das Kim gerne mochte. Sich in die Schuhe stellen und darin laufen – Papas Schuhe waren riesig und schwer. Ihre kleinen Füße scheiterten fast schon am Gewicht seiner leichtesten Pantoffeln. Und dann blinzelte da Papas verschmitztes Gesicht um die Ecke. »Na, meine Kleine … spielst du schon wieder mit den Schuhen?«

      Und jetzt standen genau dort ständig diese stinkenden Treter von Robert! Sollte der Eindringling trotz ihrer heutigen Attacke weiterhin im Haus auftauchen, musste sie sich etwas einfallen lassen. Sie hatte schon viel zu lange gewartet, dass er von selbst verschwand. Kim musste nachhelfen … nur wie? Bisher widersetzte sich Robert ihren Vergraulungskünsten hartnäckig, und auch die eben noch gehegte Hoffnung, ihn heute bis zum Herzinfarkt getrieben zu haben, blieb sicher nicht mehr als ein unerfüllter Wunsch. Die Sache musste geschickter in Angriff genommen werden. Genial wäre es gewesen, wenn ihre Mutter Robert selbst zum Teufel gejagt hätte, dank Kims niederträchtiger, aber kluger Einmischung in intime Angelegenheiten. Doch Sofie schien immun gegen jegliche Hinterlist von Kims Seite. Jeden noch so gut vorbereiteten und ausgefeilten Schachzug durchschaute sie bereits in den ersten Zügen. Möglicherweise bot der umgekehrte Weg doch mehr Aussicht auf Erfolg. Da Kim offenbar Robert nicht mit ihrem eigenen Großmaul

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