GUARDIANS - Der Verlust. Caledonia Fan

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Sadik stand am Rand der Tatami, die bulligen Oberarme vor der Brust verschränkt, und hatte die Stirn gerunzelt.

      Was ist mit dem Kerl los, fragte er sich. Zuweilen schien es, als behandelte der Guardian die Gefährten wie echte Gegner. Ja, es war ein Menge Zorn in dem Jungen gewesen, als sein bester Freund vor fast vier Jahren in ein anderes Team kam als er. Ihr Wunsch, zusammenzubleiben, war nicht erfüllt worden und jeder hatte den Frust der beiden verstanden. Doch Bran war damit klargekommen, Ethan nicht.

      Sadik als ihr Trainer war sicher gewesen, das würde sich ändern, wenn Ethan für einen jüngeren Guardian die Verantwortung übernahm. Jais hatte die Prüfung im vergangenen Juni bestanden und war ihm zugeteilt worden. Doch obwohl der blonde, langaufgeschossene Däne sich alle erdenkliche Mühe gegeben hatte, war Ethans Verhalten dasselbe geblieben.

      Bran versuchte nach wie vor, ihn und seine Ausrutscher zu entschuldigen. Doch auch ihm gingen die Ausreden aus, wenn der Freund wieder mal ein Verhalten an den Tag legte, das eines Guardians unwürdig war.

      Sadik nahm sich vor, mit Ethan zu reden. Und er würde seinen Bruder Gaz, den Waffenlehrer der Guardians, bitten, dabei zu sein. Gaz war der Ziehvater des Desaster-Duos und sowohl Bran als auch Ethan hielten viel von ihm.

      Ein Blick auf den MFA zeigte Sadik, dass die Trainingszeit um war. "Wir machen für heute Schluss", verkündete er und nickte den Männern zu. Während sie auf die Füße kamen, blieb er stehen und beobachtete, wie Ethan fast widerstrebend das Messer von Eliasz' Hals nahm und wegsteckte. Bran stand gleich darauf neben dem Freund, murmelte etwas und ging zusammen mit ihm hinaus.

      Sadik sah es mit verengten Augen und fuhr sich besorgt mit der Rechten durch das militärisch kurz geschnittene, braune Haar. "Bist du in Ordnung?", vergewisserte er sich bei Eliasz.

      Der hockte noch immer auf der Tatami und starrte auf den Boden. Jetzt hob er den Kopf.

      "Wenn man von meinem angekratzten Selbstbewusstsein mal absieht - ja. Ethan würde mich nie verletzen. Keinen von uns, Sadik. Er ist ein Guardian."

      Der Blick aus den graublauen Augen, den Eliasz dem Trainer zuwarf, während er auf die Füße kam, war vorwurfsvoll. Wie konnte der Teamchef an einem von ihnen zweifeln? Obwohl die Zeit im Labor mehr als sechs Jahre zurücklag, hatte Eliasz nichts davon vergessen. Er war eines von den jüngeren Kindern gewesen. Zuerst hatten sie nur Bran gehabt, der sich um sie kümmerte wie ein großer Bruder. Als Ethan dazugekommen war, taten die beiden das zu zweit. Regelmäßig wurden sie hart bestraft für Aufmüpfigkeit und Widerspruch, was meist passierte, wenn sie die Kleinen in Schutz nahmen.

      Eliasz würde Ethan immer verteidigen. Selbst wenn der deutlich spürbare Zorn in diesem sich irgendwann unkontrolliert Bahn brach. Falls Sadik es so weit kommen ließ …

      Langsam und vorsichtig wurde die schwere Holztür des Büros geöffnet. Zuerst sah Nakoa Rheas Rücken, dann drehte sie sich um und balancierte die beiden dampfenden Kaffeebecher herein.

      "Mach eine Pause, ja?", bat sie und schloss die Tür, indem sie ihr mit dem rechten Fuß einen behutsamen Tritt verpasste.

      Nakoa musste wider Willen lächeln. Er nickte ihr zu und versuchte das Telefongespräch, das er in makellosem Französisch führte, rasch zu beenden. Nach zwei Minuten war es erledigt.

      Er erhob sich aus dem Stuhl hinter dem Schreibtisch, um sich zu seiner Verlobten zu setzen, die in einen der beiden breiten Ledersessel gesunken war.

      "Wie kommst du voran?", fragte sie.

      Nakoa nippte am heißen Kaffee und warf Rhea über den Tassenrand hinweg einen undeutbaren Blick zu. Er besprach nicht gern Firmendinge mit ihr und wenn, dann nur, falls sie gezielte Fragen stellte. Wie vor drei Tagen, als sie wissen wollte, was ihn momentan so sehr beschäftigte. Er hatte ihr erzählt, dass er mit einem französischen Forschungslabor in Verhandlungen stand.

      "Wir nähern uns einander an. Unsere Anwälte sind zuversichtlich." Er nahm einen zweiten Schluck.

      "Das ist schön zu hören", meinte Rhea versonnen und schloss die Hände um die heiße Tasse, als wäre ihr kalt. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und fühlte sich dabei, als hätte er sie in eine warme Decke eingehüllt.

      Nakoa war ihre große Liebe. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie das erkannte. Gemocht hatte sie den stillen Siebzehn­jährigen ja schon, als er nach Darach Manor kam. Dass er ihr Teampartner geworden war, hatte sie gefreut, denn mit dem ein Jahr älteren Jungen zu arbeiten hatte sie sich schön vorgestellt.

      Und dann war dieser verhängnisvolle Einsatz in dem alten Schloss gekommen. Da war ihr klargeworden, dass sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte. Die Angst, ihm das nicht mehr sagen zu können, war unerträglich gewesen. Und der Gedanke, ihn zu verlieren, hatte ihr die Luft zum Atmen genommen.

      Doch eines der geretteten Laborkinder, Tanyels Pflegesohn Mirek, besaß die Gabe des Heilens und er hatte es geschafft, Nakoas Gesundheit fast vollständig wiederherzustellen.

      Sechs Jahre lag das zurück. Inzwischen war eine Menge passiert. Nakoa und sie würden heiraten. Das war beschlossene Sache. Aber erst wollte ihr Verlobter sein duales Studium beenden. Er steckte mitten in den Prüfungen und die wenigen Minuten, die er ihr schenkte, waren ihr kostbar.

      "Woran denkst du?", fragte er leise und musterte sie.

      Rhea starrte in ihre Tasse und lächelte wehmütig. "An diese Zeit damals, vor sechs Jahren."

      "Was, immer noch?" Fast mitleidig schüttelte er den Kopf.

      "Immer noch und immer wieder. Ich kann es nicht vergessen. Manchmal träume ich sogar davon. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Angst ich um dich hatte." Jetzt hob sie den Kopf und schaute ihn an. "Wenn ich dich vor mir sehe, dann muss ich mir immer wieder sagen, wieviel Glück ich habe. Dass du noch lebst und dass du dich wieder bewegen kannst. Und was du alles erreicht hast in dieser Zeit …" Sie schluckte und brach ab.

      Er setzte die Tasse ab, stand auf und trat hinter ihren Sessel. "Du bist nicht der Einzige, der in dieser Zeit Angst hatte", sagte er ruhig und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Ich bin froh, dass das Ganze damals mir passiert ist und nicht dir."

      Er drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. "Auch ich hätte mir nicht vorstellen können dich zu verlieren."

      Sie wandte den Kopf, um zu ihm hochzusehen. "La'ith macht sich heute noch Vorwürfe wegen damals."

      "Ich weiß", meinte Nakoa schulterzuckend und ging zurück an seinen Schreibtisch. "Ich kann es ihm nicht ausreden." Zwischen ihm und dem verschlossenen Guardian herrschte ein eigenartiges Verhältnis. La'ith gab sich die Schuld, dass ihm dieses Gift damals fast zum Verhängnis geworden war. Und auch dass er wegen seiner geringen körperlichen Belastbarkeit kein Guardian mehr sein konnte, lastete La'ith sich an.

      Nakoa wusste, dass das ständige Schuldgefühl dazu führte, dass Ahmads Bruder ihm bis heute aus dem Weg ging. "Ich würde La'ith ein wenig Freude in seinem Leben wünschen", meinte er, schob die Hände in die Hosentaschen und sah aus dem Fenster. "Und sei es nur, um ihn einmal lachen zu sehen."

      Rhea war hinter ihn gekommen und schlang ihm die Arme um die Taille. "Ich würde auch dich gern öfter lachen sehen", sagte sie vorwurfsvoll und lehnte die Stirn an seinen Rücken. "Du bist viel zu ernst. Ich mache mir Sorgen, dass du dich von der Firma auffressen lässt."

      Er drehte sich um und legte ihr die Arme um die Schultern, eine Geste, die sie an den Moment seiner Heimkehr von

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