Tarzan – Band 3 – Tarzans Tiere. Edgar Rice Burroughs
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Читать онлайн книгу Tarzan – Band 3 – Tarzans Tiere - Edgar Rice Burroughs страница 12
Doch sie tat es nicht; sie stand in einiger Entfernung und schien zu warten, bis der Affenmensch wieder aus dem wilden Durcheinander der Zweige herauskam. Jetzt war Tarzan draußen, nur drei Schritte vom Leoparden. Sollte er in die Bäume hinter sich bis in die höchsten Kronen hinaufklimmen, weil Sheeta ihm dahin nicht folgen konnte?
Irgendeine Eingebung – fast war es Tollkühnheit zu nennen – bestimmte ihn, sich dem Tiere freundlich zu nähern und zu sehen, ob in ihm so etwas wie Dankbarkeit stecke. Dann konnten sie sich ja miteinander vertragen.
Er ging näher: Die große Katze wich seitlich aus, und der Affenmensch folgte ihrer Fährte, nur einen Fußbreit hinter ihr. Als er dann durch den Wald davonschritt, kam der Leopard ihm nach, wie ein Hund sich zu seinem Herrn hält.
Tarzan konnte sich erst lange nicht darüber klar werden, ob das Tier ihm aus einer gewissen dankbaren Anhänglichkeit folgte oder um sich doch noch auf ihn zu stürzen, sobald der Hunger sich meldete.
Schließlich aber wurde er von der Richtigkeit seiner ersten Vermutung überzeugt.
Am Nachmittag schwang Tarzan sich hinauf in das Geäst der Bäume: Er hatte einen Hirsch bemerkt, und schon sauste seine Schlinge um des Tieres Nacken. Dann rief er Sheeta mit demselben schnurrenden Laut, mit dem er heute den Argwohn dieses wilden Tieres besänftigt hatte. Nur etwas schriller klang es, so etwa, wie er es gehört hatte, wenn Leoparden nach gemeinsamer Jagd sich in ihre Beute teilen.
Unmittelbar darauf krachte es im Unterholz, und der schlanke, geschmeidige Leib seines so eigenartigen Wandergefährten zwängte sich hindurch.
Wie er Bara erblickte, und ihm die Witterung frischen Blutes in die Nase stieg, gab er einen schrillen Laut von sich, und schon im nächsten Augenblick stürzten sich beide zu wildem Schmause über die zarte Fleischbeute.
Einige Tage streiften die sonderbaren Jagdgenossen zusammen durch den Dschungel. Einer teilte des anderen Beute, und so »speisten« sie oft und reichlich.
Sie waren eines Tages gerade dabei, einen von Sheeta erlegten Eber zu verzehren, als plötzlich Numa, der Löwe, schrecklich und furchtbar durch das hohe Gras nahte.
Mit Gebrüll sprang er hervor. Er schien es vor allem auf die saftige Beute seiner Nachbarn abgesehen zu haben. Sheeta flüchtete in das nahe Dickicht, während Tarzan mit einem Satz in den unteren Ästen eines Baumes verschwunden war.
Hier nahm er sein Grasseil von der Schulter und machte sich zum Wurf bereit. Numa stand stolz und herausfordernd auf den Resten des Ebers, doch da wand sich auch schon das feste Wurfseil um Mähne und Hals. Tarzan zog mit einem heftigen Ruck die Schlinge straff zu und riss den Löwen, trotzdem er sich verzweifelt zu wehren suchte, mit aller Gewalt nach oben, bis er kaum noch mit seinen Hinterpranken den Boden berührte.
Rasch das Seil an einem starken Ast festgemacht – und schon war Sheeta unten zur Stelle, den er inzwischen mit einem schrillen Schrei zurückgerufen. Tarzan sprang zur Erde und sogleich auf Numa, den Wütenden, um ihm mit seinem langen Steindolch den Garaus zu machen. Sheeta kam von der anderen Seite zu Hilfe; seine Tatzen gruben sich tief in die Weichen des Löwen.
Und noch ehe der König der Tiere mit seinen mächtigen Krallen die Fesseln zerfetzen konnte, hing er tot in der Schlinge.
Wie aus einer Kehle erhob sich das Siegergebrüll des Affenmenschen und des Leoparden über den Dschungel. Und als es in einem langgezogenen fürchterlichen Klageschrei erstarb, da horchte eine buntbemalte Kriegerschar unten am Strande auf: Sie hatten eben das lange Boot ans Land gezogen und wollten in den Dschungel rücken – –
Mugambi, der Häuptling der Wagambi
So oft Tarzan bisher das ganze Küstengebiet der Insel durchstreift hatte und dann an einigen Stellen auch ins Innere eingedrungen war, wurde es ihm immer wieder zur Gewissheit, dass hier kein menschliches Wesen wohnte.
Ein Irrtum schien ihm ausgeschlossen, denn nie konnte er auch nur die geringste Spur entdecken, die wenigstens auf einen vorübergehenden Aufenthalt von Menschen an diesen Gestaden hätte schließen lassen. Er wusste allerdings auch, dass die üppige Tropenvegetation allzu rasch alles und jedes unter sich begräbt, was nicht als festgegründetes und hochragendes Wahrzeichen schaffender Menschenhand längere Lebensdauer verspricht.
Am Tage nach Numas Tod stießen Tarzan und Sheeta auf Akut und dessen Stamm. Als diese den Leoparden erblickten, nahmen sie Reißaus, doch kamen sie nach einiger Zeit auf Tarzans Zureden zurück.
Es war ihm eingefallen, dass er schließlich den Versuch machen könne, die alten Erbfeinde miteinander zu versöhnen. Er begrüßte überhaupt jede Ablenkung von seinen oft trüben Gedanken, die ihm besonders in Stunden der Untätigkeit zu schaffen machten.
Die Mitteilung seines Planes an die Affen schien ihm keineswegs besonders schwierig, wenn ihr ganzer Sprachschatz auch nur mit dem Allernötigsten und Einfachsten rechnete. Anders stand es da mit dem kleinen und auf heimtückische Überfälle eingestellten Hirn Sheetas! Ihm begreiflich zu machen, dass er von jetzt an statt Jäger Jagdgenosse seiner natürlichen Erbfeinde sein sollte, das schien selbst über die Kraft des Affenmenschen zu gehen.
Tarzan hatte unter seinen bekannten Waffen einen handfesten Knüttel; den nahm er jetzt und bearbeitete mit ihm das knurrende Katzentier, nachdem er ihm zur Sicherung seine Schlinge um den Hals geworfen hatte. Er wollte so dem Tiere gleichsam einhämmern, dass es die großen zottigen, menschenähnlichen Geschöpfe auf keinen Fall angreifen dürfe. Diese rückten noch näher heran, als sie die Bedeutung der Schlinge um Sheetas Nacken erfasst hatten.
Es war wie ein Wunder, dass die Katze sich nicht mit rascher Wendung auf Tarzan stürzte und ihn zerriss; doch lag das wohl daran, dass der Affenmensch zweimal ihr drohendes Geknurr mit einem mächtigen Schlag auf ihre empfindliche Nase beantwortet hatte. Er rechnete damit, ihr so am besten nachhaltigen Respekt vor dem Knüttel und den Affentieren, die hinter ihm standen, einzuflößen.
Fraglich scheint es jedoch, ob die ursprüngliche Veranlassung der Anhänglichkeit des