Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist
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AMPHITRYON:
Ja.
MERKUR:
Nun gut. Das kann man auch mit Gutem sagen.
Wen suchst du?
AMPHITRYON:
Wen ich suche?
MERKUR:
Wen du suchst,
Zum Teufel! bist du taub? Wen willst du sprechen?
AMPHITRYON:
Wen ich will sprechen? Hund! ich trete alle Knochen
Dir ein, wenn sich das Haus mir öffnet.
MERKUR:
Freund, weißt du was? Ich rat dir, daß du gehst.
Du reizest mir die Galle. Geh, geh, sag ich.
AMPHITRYON:
Du sollst, du Niederträchtiger, erfahren,
Wie man mit einem Knecht verfährt,
Der seines Herren spottet.
MERKUR:
Seines Herrn?
Ich spotte meines Herrn? Du wärst mein Herr? –
AMPHITRYON:
Jetzt hör ich noch, daß er's mir leugnet.
MERKUR:
Ich kenne
Nur einen, und das ist Amphitryon.
AMPHITRYON:
Und wer ist außer mir Amphitryon,
Triefäug'ger Schuft, der Tag und Nacht verwechselt?
MERKUR:
Amphitryon?
AMPHITRYON:
Amphitryon, sag ich.
MERKUR:
Ha, ha! O ihr Thebaner, kommt doch her.
AMPHITRYON:
Daß mich die Erd entrafft'! Solch eine Schmach!
MERKUR:
Hör, guter Freund dort! Nenn mir doch die Kneipe
Wo du so selig dich gezecht?
AMPHITRYON:
O Himmel!
MERKUR:
War's junger oder alter Wein?
AMPHITRYON:
Ihr Götter!
MERKUR:
Warum nicht noch ein Gläschen mehr? Du hättest
Zum König von Ägypten dich getrunken!
AMPHITRYON:
Jetzt ist es aus mit mir.
MERKUR:
Geh, lieber Junge,
Du tust mir leid. Geh, lege dich aufs Ohr.
Hier wohnt Amphitryon, Thebanerfeldherr,
Geh, störe seine Ruhe nicht.
AMPHITRYON:
Was? dort im Hause wär Amphitryon?
MERKUR:
Hier in dem Hause ja, er und Alkmene.
Geh, sag ich noch einmal, und hüte dich
Das Glück der beiden Liebenden zu stören,
Willst du nicht, daß er selber dir erscheine,
Und deine Unverschämtheit strafen soll.
Ab.
Dritte Szene
AMPHITRYON:
Was für ein Schlag fällt dir, Unglücklicher!
Vernichtend ist er, es ist aus mit mir.
Begraben bin ich schon, und meine Witwe
Schon einem andern Ehgemahl verbunden.
Welch ein Entschluß ist jetzo zu ergreifen?
Soll ich die Schande, die mein Haus getroffen,
Der Welt erklären, soll ich sie verschweigen?
Was! Hier ist nichts zu schonen. Hier ist nichts
In dieser Ratsversammlung laut, als die
Empfindung nur, die glühende, der Rache,
Und meine einz'ge zarte Sorgfalt sei,
Daß der Verräter lebend nicht entkomme.
Vierte Szene
Sosias. Feldherren. Amphitryon.
SOSIAS:
Hier seht Ihr alles Herr, was ich an Gästen
In solcher Eil zusammenbringen konnte.
Mein Seel, speis ich auch nicht an Eurer Tafel,
Das Essen hab ich doch verdient.
AMPHITRYON:
Ah sieh! da bist du.
SOSIAS:
Nun?
AMPHITRYON:
Hund! Jetzo stirbst du.
SOSIAS:
Ich? Sterben?
AMPHITRYON:
Jetzt erfährst du, wer ich bin.
SOSIAS: