Die Winterkönigin - Ein historischer Roman. Maria Helleberg

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Die Winterkönigin - Ein historischer Roman - Maria Helleberg

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sie ist ja überhaupt nicht gewachsen!« rief Magnus mit seiner hellen Stimme. Er zog sie hoch und ließ seine Hände über ihren Körper gleiten. Sie erzitterte und wollte sich aus der Berührung befreien, aber Magnus hielt sie am Handgelenk fest.

      »Vielleicht hast du recht«, sagte er in einem ruhigeren Ton. »Wir können sie auf jeden Fall schon vorzeigen, als Valdemars Tochter, so daß die Leute sehen, daß wir mit seiner Unterstützung rechnen können. Aber Söhne wird sie in nächster Zeit gewiß nicht bekommen.«

      Endlich ließ er sie los und wandte sich an Frau Merete, die blaß und mürrisch hinter ihnen gestanden und ihre Hände geknetet hatte.

      »Ingegerd Knutsdotter ist ein hübsches Mädchen«, sagte er zu ihr. »Hat sie vielleicht vor, Håkons Mätresse zu werden? Es gibt ja noch keine anderen Erben. Alle schwedischen Adligen behaupten zwar, sie seien Nachfahren meiner Familie, aber wir haben gleichwohl noch keinen rechtmäßigen Erben.«

      Sein Blick blieb auf Frau Merete haften, die steif und unbeweglich stehen bliebund nach einer Antwort suchte. Ihr Mund bebte, und sie räusperte sich, aber gab keine Antwort.

      »Weißt du eigentlich, kleines Mädchen, wie ihre Mutter, die heilige Frau Birgitta, deine Hochzeit mit Håkon genannt hat? Ein Spiel mit Puppen. Und sie war der festen Ansicht, daß die Vereinigung zu nichts Gutem führen würde. Nun verhält es sich aber so, daß alles, was Frau Birgitta als schädlich für unser Reich ansieht, in meinen Augen in höchstem Maße förderlich ist. Ich hoffe sehr, daß mein Sohn nicht zu früh ein Kind mit dir zeugt, so daß du im Wochenbett stirbst und das Kind mit dir nimmst. Wir brauchen so dringend einen Erben. Gib ihr noch ein Jahr. Dein Bruder, Håkon, hatte es mit seiner Beatrix zu eilig.«

      Margarete sah heimlich von Vater zu Sohn. Sie ähnelten sich und gleichzeitig auch nicht. König Magnus sah in ihr gewiß nur Valdemars Tochter, ein unreifes zwölfjähriges Mädchen, eine Figur in einem großen Spiel. Vielleicht waren alle Menschen einfach nur Spielfiguren für ihn.

      »Wer regiert denn das Reich, wenn Vater im Ausland ist?« fragte sie.

      Diese Frage hatte sie beschäftigt, seit sie den Brief über Kristoffers Tod und sein Begräbnis erhalten hatte. Ihre Mutter war fort, ihre Schwester Ingeborg war mit den Feinden aus Mecklenburg verheiratet, und sie saß hier und war von keinerlei Nutzen.

      Håkon und Magnus wechselten schnell einige Blicke, dann winkte Magnus sie zu sich und erklärte ihr, daß man für solche Zwecke und Aufgaben einen Drost habe. Henning Podebusk heiße dieser Hofverwalter ihres Vaters. Er stamme von Rügen, und sein Name sei eigentlich von Puttbus. König Valdemar habe den Namen zunächst nur zum Scherz ins Dänische übersetzt, ihn aber seitdem nur noch den Podebusk genannt.

      »Dann herrscht wieder Frieden zu Hause«, entfuhr es ihr. »Meine Mutter regierte damals an Vaters Statt, als er nach Jerusalem zog, um Ritter des Heiligen Grabes zu werden.«

      Darauf war sie so stolz, aber Magnus’ ausdrucksloser Blick veränderte sich kein bißchen. Er hatte sein eigenes Reich nicht erobern und gewinnen müssen, es war ihm einfach geschenkt worden. Valdemar aber hatte damals alles auf einmal bewältigen müssen: heiraten, Erben zeugen, sein Reich zurückkaufen und erobern, seinen Nachbarn Respekt einflößen und sich in Europa behaupten. Aber das imponierte Magnus nicht im geringsten.

      »Henning Podebusk«, sie ließ den Namen leise auf der Zunge zergehen, nachdem Magnus das Gespräch auf andere Themen gelenkt hatte. Das war so ein schöner Name, den durfte sie nicht vergessen. Und dieser Mann regierte also das Reich, während ihr Vater fort war, und träumte offensichtlich auch nicht davon, sich Albrecht von Mecklenburg zu Hilfe zu rufen, so wie es die schwedischen Adligen getan hatten.

      Sie suchte in jedem Haus und in jedem einzelnen Zimmer auf Akershus. Sie suchte nach ihrem Mann und war zutiefst erschrocken, als ihr in einem Gang plötzlich Ärzte entgegenkamen. Sie versuchte ihren schnellen Schritt abzubremsen, aber sie hatten sie bereits gesehen und verneigten sich tief vör ihr. Keiner auf Akershus zollte ihr soviel Respekt, und sie mußte unwillkürlich lächeln. Sie nickte zur Begrüßung leicht mit dem Kopf und versuchte den Blick eines jeden einzelnen zu fangen, so wie sie es bei ihrem Vater beobachtet hatte.

      »Ich sehe, daß die Königin gekommen ist, um ihre Schwiegermutter zu sehen«, sagte der älteste der weißgekleideten Männer und öffnete die Tür. Sie befanden sich im Wagehals. Jetzt, da König Magnus sich wieder bei ihnen einquartiert hatte, war fast die gesamte Burg bewohnt, und die Menschen schliefen an den eigentümlichsten Orten. Sie hatte sich noch nicht einmal den Geheimgang entlangschleichen können, um ungehindert die Geschehnisse in der Vorburg zu beobachten. Überall waren die Fremden.

      Blanka lag in einem kleinen Raum mit einem runden Fenster. Hier hatte man ausnahmsweise richtiges Glas eingesetzt, richtiges Glas mit einem Bild einer Heiligen, die Margarete nicht kannte. Das Licht aber, das durch das Bild der Heiligen ins Zimmer fiel, tauchte ihre Schwiegermutter in blutrotes Licht. Im Bett lag eine kleine zerfallene Frau mit grauem Haar.

      Es gab keine weiteren Möbel im Raum, nur ein Kreuz hing an der Wand, so als hätte man Blanka damit strafen wollen, ihr Sterbelager in eine Klosterzelle zu verwandeln. So hatte Frau Merete doch noch ihre späte Rache bekommen.

      Margarete griff sich draußen auf dem Gang einen dreibeinigen Schemel und setzte sich ganz dicht an Blankas Bett, nahm ihre Hand und fing an, vom schönen Wetter zu berichten.

      Blanka lag mit dem Gesicht zur Wand und bewegte sich nicht. Schließlich sagte sie, langsam und mit gepreßter Stimme: »Ja, das habe ich mir schon gedacht, als ich das Kleid der heiligen Cecilia habe leuchten sehen. Etwas anderes bekomme ich hier oben ja nicht zu sehen. Sie wagen nicht, das Fenster zu öffnen, aus Angst, ich würde fortgeweht werden.«

      Sie lachte und mußte husten. Margarete sprang vom Schemel auf und wollte sie an den Schultern stützen, aber das magere, gelbgefleckte kleine Gesicht verzog sich vor Schmerzen. Blankas Augenlider waren blau, und der Mund lag eingefallen in dem blassen Antlitz. Nur die Augen waren so dunkel wie früher, aber beunruhigend groß.

      »Ich habe auf dem Weg hierher so wunderbar geträumt. Ich träumte davon, daß ich wieder zu Hause auf meiner Burg in Namur wäre«, sagte sie lächelnd und war für einen kurzen Augenblick wieder die alte Blanka. »Von dort kann man Vaters ganzes Reich sehen, alles ist so freundlich dort. So ganz anders als hier. Ich habe Håkon gesagt, er solle dir ein guter Mann sein. Ich selbst habe alles verkehrt gemacht und Großes verbrochen, ich wage kaum, daran zu denken, wie viele Jahre ich für meine Sünden im Fegefeuer sitzen werden muß. Die schlimmsten Sünden jedoch, derer man mich beschuldigt, habe ich gar nicht begangen. Aber ich bin so oft mit ihnen belastet worden, daß ich mittlerweile selbst glaube, daß ich schuldig bin. Du weißt doch sicherlich, was Frau Birgitta über mich gesagt hat: Ich sei eine untreue Frau, die ihren eigenen Sohn getötet hat, um ihrem nutzlosen Mann zu helfen. Schlimmere Vorwürfe kann man wohl kaum erheben. Aber ich kann nicht verurteilt werden, denn ich hatte gute Gründe für die Sünden, die ich tatsächlich begangen habe, auch wenn sie im Vergleich zu Birgittas Anschuldigungen geradezu klein und ärmlich wirken.«

      Margarete hieß sie sich zu beruhigen und legte ihre kühlen Finger erst auf Blankas Stirn und dann auf ihre Lippen. Es mußte einen anderen Weg geben, der nicht in Sünde und Verdammnis endete.

      Ihr Vater und König Magnus waren so unterschiedlich, aber keiner von beiden war besonders froh oder heiter. Ihr Vater war ein guter König, Magnus hingegen ein schlechter, den sein Volk abgesetzt hatte. Und nun lag Blanka hier, krank und aus ihrem Land vertrieben. Sie konnte unmöglich schuld an allem sein.

      »Sind wir auf Tunsberg?« fragte Blanka und drückte Margaretes Hand mit aller Kraft. Ihre Hände waren eiskalt und steif,

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