Die Winterkönigin - Ein historischer Roman. Maria Helleberg

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Die Winterkönigin - Ein historischer Roman - Maria Helleberg

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war. Dann hatte er doch nichts gegen Blanka, wie sie zuerst gedacht hatte. Das war gut so, jetzt hatte sie Håkon endlich wieder zurück.

      »Holt die Musiker herein!« rief ihr Vater auf dänisch und erhob sich. Jetzt sah er wieder aus wie der alte König Valdemar, und das war Blanka zu verdanken. Drei kleine Männer näherten sich der Tafel mit Laute, Harfe und Trommeln. Sie verneigten sich tief vor dem König und der schwedischen Königin. Sie erhob sich nicht, sondern neigte zur Begrüßung nur ihren Kopf mit geschlossenen Augen. Sie muß sehr müde sein, dachte Margarete. König Magnus war mit den Speisen beschäftigt, doch als er die Musiker mit ihren Instrumenten sah, lehnte er sich an Blanka vorbei hinüber zu König Valdemar.

      »Woher kommen Ihre Musiker?« fragte er interessiert, während Valdemar wieder Platz nahm. »Sind sie aus Paris oder Reims? Unsere letzten Musiker kamen aus Reims, nicht wahr?«

      Zum ersten Mal seit Ankunft des Besuches wirkte Margaretes Vater verwirrt. Er sah zu den Musikern hin und biß sich auf die Lippen. Dann plötzlich kehrte sein Lächeln zurück, und er lehnte sich mit einer solchen Wucht auf den Tisch, daß das Holz nur so krachte.

      »Ich glaube, sie stammen alle aus Randers!« rief er heiter und winkte sie herbei, um Genaueres zu erfragen.

      Margaretes Blick ruhte unbeirrt auf Blankas Gesicht. Diese lehnte mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Augen in ihrem Stuhl, so als würde sie nichts von dem wahrnehmen, was um sie herum geschah. Aber ein Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Es war eine Mischung aus Zärtlichkeit, die man für ein Kind empfindet, und leisem Spott für jemanden, von dem man weitaus mehr verlangen kann, als man es tut.

      »Wie viele Pferde haben Sie bei sich?« fragte König Valdemar, während er sich das Essen munden ließ. Er kaute fröhlich drauflos und schaute erwartungsvoll zu König Magnus. Nun war es an ihm, sich ratlos im Saal umzuschauen, als sei von dort eine Antwort zu erwarten.

      »Weißt du das, Blanka?« fragte er schließlich. Blanka legte ihr feines kleines Silbermesser auf den Teller, nahm ihre Serviette, tupfte damit beide Mundwinkel ab und steckte sie wieder zurück in ihren Ärmel, bevor sie anfing, alles aufzuzählen, was sie in ihrem Gefolge mit sich führten. König Magnus entfuhr ein erleichterter Seufzer, und er nahm einen großen Schluck von dem Rheinwein. Margarete beobachtete, wie er seine Augen vor Genuß schloß und bald darauf den Zeremonienmeister zu sich winkte, um den Becher auffüllen zu lassen. Blanka bemerkte das alles nicht, sie arbeitete.

      5.

      Der Nebel lag noch immer dicht und schwer über der ganzen Gegend. Valdemar ritt ohne Hast, und der Falke auf seinem Arm behielt seine Haube auf. Schließlich hielt er an und gab den Vogel an den Falkner zurück. Das verwirrte Margarete. Diese Jagd war ihr zu Ehren veranstaltet worden, denn sie hatte am selben Morgen ein Geschenk von Håkon erhalten, als Besiegelung ihrer Verlobung. Das Geschenk war ein weißer isländischer Jagdfalke, und sie hatte das wertvolle Präsent sehr stolz mitgenommen. Es war das erste Mal gewesen, daß ihr Vater sie mit auf eine Jagd nahm.

      »Weiß!« hatte ihr Vater ausgerufen, als das Geschenk überreicht wurde. Er selbst liebte schwarze Pferde und schwarze Jagdhunde – Hunde, so schwarz wie ein Heer des Teufels aus der Dunkelheit, hatte sie andere sagen hören. Es schien, als ob er dieses Geschenk als persönliche Kränkung empfand. Und darum hatte er jetzt auch keine Lust, mit ihm jagen zu gehen.

      Es begann wieder zu regnen. Er kam auf sie zugeritten und ergriff ihre schlaff herunterhängenden Zügel. Sie würden auf der Stelle zur Burg zurückkehren. Auf dem Heimweg machten sie halt unter ein paar großen Bäumen und warteten, geschützt von ihren hochgeschlagenen Kragen und Kappen, daß der Regen nachließ. Sie spürte, daß ihr Vater das Gefühl hatte, er würde seine Zeit vergeuden. Wenn er unzufrieden war, strahlte er die Unruhe eines wütenden Tieres aus.

      »Nun bist du mit einemmal wichtig für sie geworden«, sagte er, während der Eisregen auf sie niederging. Ihr Vater merkte das gar nicht, aber Margaretes Kappe war durchnäßt, und die eisige Feuchtigkeit kroch ihr den Nacken und Rükken hinunter.

      »So wichtig, daß sie ihren Sohn auf dich loslassen wie einen Birkhahn auf eine Henne! Du sollst wissen, daß ich ihnen nicht vertraue. Wir müssen zusehen, daß wir dich bald mit ihm verheiraten, auch wenn es vielleicht ungehörig wirken mag. Aber sonst laufen wir Gefahr, daß sie sich wieder nicht an die Absprache halten. Verstehst du das?«

      Das traf sie wie ein Peitschenschlag. Sie nickte betroffen. Der Jagdfalke auf ihrem Arm war schwer, sie würde das Geschenk von Håkon leider nicht ausprobieren können.

      »Du hast ihm doch damals geschrieben, als er dich verraten hatte«, sagte er dann in einem milderen Tonfall. »Was hast du ihm eigentlich geschrieben?«

      »Der Herzog von Finnland hatte mich um Asyl gebeten«, antwortete sie. Ihren Vater konnte sie nicht anlügen. Er würde die Wahrheit früher oder später sowieso erfahren.

      Sie hatte nicht erwartet, daß er plötzlich in schallendes Gelächter ausbrechen würde. Er griff ihren Arm und schüttelte sie sanft.

      »Oh, du süßes wunderbares Mädchen, die es allen recht machen will!« sagte er. »Sogar dem Liebhaber von Håkons Vater wolltest du helfen. Jetzt weiß ich, daß alles gutgehen wird. Mein kleines gutes Mädchen! Gott sei’s gedankt, daß du ihm nicht noch mehr geholfen hast. Sie erschlugen ihn, als er sich nach Schonen wagte.«

      Dann gab er seinem Pferd die Sporen und machte sich auf den Weg zurück zur Burg. Die Heiterkeit kam und ging bei ihm in schnellem Wechsel. Margarete wußte nicht, was sie noch hätte sagen können. Sie wünschte sich nur, daß er sie so schnell wie möglich Håkon zur Frau geben würde.

      Diese Reise nach Kopenhagen unterschied sich sehr von den vorherigen. Sie wachte sehr aufmerksam über Håkon, er sollte sie nicht noch einmal so enttäuschen. Und auch ihren Vater nicht. Da Blanka so gut reiten konnte, wollte es Margarete ihr nachtun und bestand darauf, ebenfalls den ganzen Weg zu Pferde zu bestreiten.

      »Ein sehr kluger Entschluß. Dann können die Leute dich sehen«, sagte ihr Vater. Sie erkannte, daß er eigentlich eine Möglichkeit suchte, ihr ein Lob auszusprechen.

      Einst waren sie so viele am dänischen Königshof gewesen. Nun gab es nur noch Kristoffer und sie. Kristoffer ritt nicht selbst, er lag auf einer Trage, die von Pferden gezogen wurde. Margarete genoß während der gesamten Reise die größte Aufmerksamkeit, denn Blanka wich keinen Augenblick von ihrer Seite.

      Blanka war auch diejenige, die das etwas mitgenommene weiße Kleid wiederentdeckte, das Margarete zur Verlobung getragen hatte. Sie zog es mit einem erfreuten Ausruf aus einer der Kleiderkisten hervor und hielt es ihren Zofen hin, damit sie es bewundern konnten.

      »Es ist nur eine Schande, daß sie es so verschnitten haben«, sagte sie. »Aber in der Stadt muß es ähnliche Stoffe geben. Schaut nach, ob die Bischöfe Mäntel aus dem gleichen Stoff haben. Das Kleid muß überall verlängert werden, und unten an den Saum soll eine Bordüre genäht werden.«

      Vielleicht würde sie doch noth als Braut in Ingeborgs Kleid zum Altar geführt werden. Sie verfolgte, wie die Zofen sich förmlich darum schlugen, den entstandenen Schaden auszubessern. Sie trennten alle Nähte auf und machten sich daran, den Stoff zu verlängern, zu heften und zu besticken. Blanka steuerte ein feines Leinentuch aus ihren Beständen bei. Sollte es keinen perlenbesetzten Stoff geben, würde man eben welche aufsticken müssen.

      Obwohl sie noch nicht wieder Frieden mit ihrem Land geschlossen hatten, wollte Blanka wohl unbedingt beweisen, daß sie so gut und edel wie ihre Gastgeber waren.

      Nur

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