Die Winterkönigin - Ein historischer Roman. Maria Helleberg

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Die Winterkönigin - Ein historischer Roman - Maria Helleberg

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dem Tag, als Blanka mit einer großen Menge weißen, edlen Stoffes aus der Stadt kam, um das Kleid fertigzustellen, beschloß sie, ihn zu suchen.

      Sie tat das nicht nur für sich oder um seinetwillen. Sie machte sich auch auf die Suche nach ihm, weil sie vor kurzem Blanka und König Magnus belauscht hatte, als sie darüber sprachen, wer Dänemark eines Tages regieren würde. »Wenn Kristoffer stirbt, dann wird Ingeborg als älteste Tochter nachrücken«, hatte Magnus gesagt, ganz ruhig, so als ob er sich sehr sicher war, daß Kristoffer nicht mehr lange leben würde.

      »Und sie kann dann ohne Schwierigkeiten alle Länder vereinen«, hatte Blanka mit leiser, spitzer Stimme erwidert. »Sie und die Mecklenburger, sie und der eingebildete Sohn deiner Schwester. Diese Untauglichkeit in Person. Wenn doch nur Valdemar weiser gewesen wäre bei der Wahl des Bräutigams für seine älteste Tochter. Dann hätte sie jetzt zwei Söhne haben können. Es wird noch Jahre dauern, bis uns das kleine Mädchen hier nützen kann.«

      Damit war sie gemeint.

      Aber die meiste Zeit hatten sie über Kristoffer geredet.

      Ihr war der Gedanke gekommen, daß Kristoffer vielleicht die Pest hatte. Schließlich hatten sie ihn von den anderen isoliert. Vielleicht würde er eines Tages einfach spurlos verschwinden, so wie ihre Mutter plötzlich verschwunden war.

      Sie fand ihn in der Kammer, in der er immer wohnte. Hier lag er, ganz allein. Als sie die Tür öffnete, kam ihr nicht der bekannte Gestank von Krankheit und Tod entgegen. Und sie konnte keine Anzeichen von Pest entdecken. Es war ganz still im Raum, und er wirkte, als hätte er sich gerade hingelegt, um sich kurz auszuruhen. Sie haben gelogen, erkannte sie, natürlich, was sonst? Sie haben gelogen, um die Gäste in die Irre zu führen.

      Sie setzte sich neben ihn aufs Bett und erzählte, was so alles geschehen war. Daß Blanka ihr Kleid von der Verlobung umnähen ließ, daß ein Turnier zur Hochzeit stattfinden und es auf dem Burgberg Tanz geben werde. Und vielleicht würde auch ihre Mutter kommen dürfen.

      »Das glaube ich nicht«, unterbrach Kristoffer ihren Erzählstrom. Sie schwieg und sah ihn an. In dem grauen und diesigen Licht wirkte er gar nicht so schwach und farblos wie in ihrer Erinnerung. Aber er hatte sehr abgenommen. Er war jetzt zwanzig Jahre alt und ein erwachsener Mann. Als ihr Vater so alt war, regierte er schon als König. Einen Kopf größer als alle anderen war er gewesen, der Königssohn ohne Land, der Prinz ohne Vermögen. Er hatte die Gelegenheit beim Schopf gefaßt, als der Kaiser sich seiner Sache annahm. Er war nach Norden gezogen, hatte Helvig von Südjütland geheiratet und sich zum König von den Teilen des Landes gemacht, die er erobern konnte.

      Kristoffer hatte nur sein Bett und seinen Beichtvater.

      »Mutter ist in Ringsted, sagen sie«, fügte Kristoffer hinzu. »Ihr geht es gut, dort, wo sie ist. Sie konnte Vater nicht wiedererkennen, als er sie das letzte Mal besuchte. Aber wenigstens ist sie keine Gefahr mehr für sich selbst.«

      »Wenn ich Vater darum bitte, würde er sie dann zum Fest kommen lassen?« fragte sie.

      »Nein. Er hat sich entschieden, und sie ist nicht mehr Teil seiner Welt«, antwortete Kristoffer.

      Unwillig begriff sie, was er ihr eigentlich sagte: Vater sprach mit ihm wie mit einem erwachsenen Mann, wie mit seinem Erbfolger, trotz alledem. Kristoffer sagte er Dinge, die er ihr nicht sagen konnte, weil sie noch ein Kind war.

      In diesem Augenblick kam er herein. Sie drehte sich um und erwartete das Schlimmste, aber er hatte keine Augen für sie, sah nur seinen Sohn.

      »Hoch mit dir und raus aus dem Bett. Laß ein bißchen Farbe in dein Gesicht«, sagte er. »Es ist ein schöner Tag und Zeit, sich hinauszuwagen. Die Bürger wollen ihren Prinzen sehen. Und die jungen Mädchen wollen ihn erst recht sehen.«

      Wie immer gehorchte Kristoffer. Er kletterte vom Bett und stellte sich auf den Boden. Sein Vater half ihm beim Anziehen des schweren Lederrockes. Er selbst zog sich zuvor das dünnere Unterkleid über den Kopf und schnürte es fest um die Arme. Voll bekleidet, gegürtet und geschmückt mit dem Lederrock sah er sehr erwachsen aus, fand Margarete.

      »Steh gerade!« befahl der Vater und schlug ihm seine Knöchel zwischen die Schulterblätter. »Alle Blicke werden auf dich gerichtet sein, wenn du mit mir die Burg verläßt. Es wird Zeit, daß du zeigst, wer du bist. Gegen deine Größe kann man nichts ausrichten, aber gegen deine krumme Haltung!«

      Kristoffer gab sich große Mühe. Aber er wußte, daß es nicht genug war.

      »Nimm dich zusammen!« schrie sein Vater und stieß ihm mit seinen harten Fingern gegen das Schlüsselbein. Kristoffer sackte zusammen und mußte sich wieder aufs Bett setzen, verwirrt und schamrot. Er sank zur Seite, schüttelte den Kopf und stöhnte vor Schmerzen.

      »Schon gut, schon gut!« sammelte er sich und erhob sich, fiel aber sofort wieder um. »Mir ist so schwindlig, gib mir einen Augenblick, bis ich mich wieder erholt habe.«

      »Raus mit dir! Liegst hier rum und trödelst wie eine kranke alte Nonne!« schrie sein Vater. Er riß die Tür zum Söller auf und ließ kühle Luft herein, die angenehm süß duftete. Es wurde gerade Brot für die Hochzeit gebacken. Kristoffer erhob sich erneut, aber war immer noch sehr wacklig auf den Beinen. Er mußte sich festhalten, und es gab keinen anderen als seinen Vater, der ihn stützen konnte. Sein großer, stählerner Arm beugte sich, und Kristoffer hing an ihm wie ein Schiffsbrüchiger. Wieder knickte er ein, verbarg sein Gesicht in den Händen und blieb wimmernd auf der Bettkante sitzen.

      Keiner von beiden hatte bis dahin Margarete beachtet. Als ihr Vater nun einen Schritt auf Kristoffer zu machte, um ihn zu greifen und zu schütteln, krabbelte sie blitzschnell quer übers Bett. Sie erreichte ihn in letzter Sekunde und schlug mit ihrer geballten Faust gegen seine Brust, um ihn aufzuhalten.

      »Nein, Vater!« sagte sie mit fester klarer Stimme. Er sah sie an, starr vor Verwunderung. Dann verschloß sich sein Blick, und sein Gesicht wurde ausdruckslos. Das geschah so schnell, als hätte jemand eine Kerze ausgeblasen. Ihr stand es eigentlich nicht zu, ihn zurechtzuweisen. Aber er hörte auf sie.

      6.

      Håkon war nicht auf Akershus, obwohl sich der gesamte schwedische Hof in Norwegen aufhielt. Wenn sie nach ihm fragte, bekam sie nur halbe oder ausweichende Antworten. Sie war ein Kind, das es zu schonen galt. Das Königskind, wurde sie genannt.

      Schon am Hochzeitstag hatte sie ihren Håkon über die Mecklenburger befragt, und es war ihr gelungen, einige wenige, aber wichtige Informationen aus ihm herauszulocken. Die Schwester seines Vaters war verheiratet mit dem Herzog von Mecklenburg. Diese Ehe schien damals eine gesunde Allianz, da Schweden in Magnus nur einen Kindskönig hatte, der seit seinem dritten Lebensjahr sowohl König von Norwegen als auch von Schweden war.

      »Mein Großvater, Herzog Erik, wurde von seinem eigenen Bruder, König Birger, auf Nyköpinghus ermordet. Aber das weißt du sicherlich schon längst«, hatte ihr Håkon erklärt. Doch sie hatte keine Ahnung, hatte weder von einem Herzog Erik noch von einem König Birger aus Nyköping gehört.

      Später wurde es immer offensichtlicher, daß die Mecklenburger die Hoffnung hegten, Schweden zu unterwerfen, um sich daran zu bereichern. Leider waren die Adligen unzufrieden mit König Magnus gewesen und hatten sich zuerst an den einen seiner Söhne, dann an den anderen und schließlich an die Mecklenburger gewandt, um ihn loszuwerden.

      Das hatte irgend etwas mit dem Herzog von Finnland zu tun. Aber sie traute sich nicht mehr zu fragen, denn die Schweden reagierten merkwürdig, wenn sie seinen Namen nannte.

      Sie

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